[327] Wenn Hexen mit über Tische sitzen und speisen, so haben sie freylich mit Theil an der Mahlzeit, es mag ein Teller umgewendet werden oder nicht. Wenn aber keine zugegen sind, so müssen sie dir deine Mahlzeit wohl unberochen lassen. Das Teller-umwenden ist gar unterschiedlich: Bey dem einen hat sich niemand nichts zu befürchten; bey dem andern theilet man dem Teufel und seinen Hexen wohl selbst von der Mahlzeit mit; bey der dritten Art gehet nicht so wohl von der Mahlzeit / als von der gantzen Nahrung und Vermögen etwas mit Seuffzen fort. Das erste geschicht, wenn man, in Ermangelung eines reinen Tellers, die besudelte Seite unten und die reine Seite oben legt, und also faule Mägde machet, hingegen aber das Tischtuch besudelt. Und dieses mag eben die Gattung seyn, welches abergläubische Leute in dem ietzt vorhabenden Puncte verstehen. Die andere Art geschicht, wenn man verschwenderischer Weise die Teller mit sammt der Speise verwegen umkehret, und auf die Erde schüttet, auch wohl verwegen mit Füssen darauf herum springt / wie ichs leider! wohl[327] ehe gesehen habe. Und diese Art geschicht dem Teufel zu Liebe. Ob nun aber der Teufel, von solchen ihme muthwillig fürgeschütteten Speisen seinen getreuen Hexen etwas bringen könne, lasse ich dahin gestellet seyn, und wäre gar kein Wunder, wenn es geschähe. Die dritte Gattung des Teller-Umwendens ist diese, wenn die Soldaten in marchiren bey denen armen Bauern die Teller umwenden, und verlangen, daß die Bauern unter ieden Teller ein Sechzehngroschenstück, oder noch ein mehres legen sollen. Von allen diesen Teller umwenden aber, es sey welches wolle / ist keines nichts nütz / sondern alle demjenigen nachtheilig, der die Mahlzeit ausrichtet. Jedoch bekommen die Hexen von dem Teller-umwenden, davon vorhabender Punct handelt, nichts.
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Die gestriegelte Rocken-Philosophie
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