5.

[75] Es ist aber zumercken / daß zu weilen wegen eines zierlichen sonderlichen Nachtrucks / Wenn entweder das ding vermengt wird / sich zusammen schleust /zusammen gehöret / etc. man alsdann den Abschnitt darnach und also forme / daß er sich gleichfals also einhenge und anschliesse / damit das ding desto lebhaffter vorgestellet werde.

Also sagt Herr Freinsheim recht und wol von dem schrecklichen Minen sprengen:


– – – Mit ungeheuren Knallen

Erheben Thürn' und Wäll' und in die Lůfften sprengen

In einem Augenblick' / und also Holtz und Stein /

und Blut und Rauch und Erd / und Kopff und Arm und Bein

und Spieß / und Schwert und Waff | en jämmerlichen mengen.
[75]

Alhie vermenget sich der Abschnitt in Waffen mit dem folgenden Gliede / welches dieses Ortes wegen der erschrecklichen Augenblicklichẽ und Höllischen zusammenwerffung und wunderbarer Spreng- und Mengung der Dinge / eine sonderliche nachtrukende Zier hat.


Also setzet auch Ph. Cæsius.


Die Schu sind brauner Sa t / sehr artlich außgesticket

Vnd mit Galaunen eingefasset und geschmücket.


Alhie wird gleichfals nicht unrecht der Abschnitt ein mit folgendem Gliede in ein Wort gefasset /wegen des einfassenden Wortes und Dinges selbst.


Also auch wenn Herr Ristius 4. 10. sagt:


Ein Bräutigam | wenn Er die Liebste schauet

So wird sein Hertz den Freuden voll.

Wenn Jesus mein | er Seelen sich vertrauet /

Ach Gott wie ist mir den so wol!


Alhie wird der sonst nötige Abschnitt / nicht abgeschnitten / sondern henget sich in dem Worte Meiner an / daß also nicht unrecht angedeutet das feste unzertrenliche Vertrauen / und die wehrende Frolockung eines Christen wohin das schöne Lied zielet.

Quelle:
Justus Georg Schottel: Teutsche Vers- oder Reimkunst. Lüneburg 1656, S. 75-76.
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