1. Charade

[229] Bei einem Körbchen mit Maiblumen.


Das Erste.


Wenn mit der Blüthen buntem Kranz geschmückt

So freundlich von des Himmels blauen Höhen

Mein kindlich Bild zu dir herniederblickt,

So wähn' ich stets mein Schwesterchen zu sehen.


Das Zweite.


Ach, wenn nur deine zarte Hand mich pflückt,

Dann will ich gern nach kurzem Blühn vergehen;

Ein Lächeln nur aus deinem Aug' erquickt

Mich freundlicher als alles Frühlingswehen.


Das Ganze.


Rein komm' ich, klar und zart und unzerknickt,

Und doch wirst du vielleicht den Geber schmähen,

Der dir des leichten Räthsels Lösung schickt,

Als sey's so schwer sich selber zu verstehen.

Quelle:
Ernst Schulze: Sämmtliche poetische Schriften, Band 4, Leipzig 1819–1820, S. 229.
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