4.

[244] Zuletzt wird ein großes Leichentuch, Ueberthan, Uebardoñ genannt, darübergedeckt, und die Leiche bleibt so in der Stube liegen. Wer dann kommt und den Toden beschauen will, bebt das Tuch auf. Dieses wird[244] ihm auch mit in den Sarg gegeben; es ist das Kleid, mit dem er vor Gott erscheinen soll bey der allgemeinen Auferstehung, weil der Tod Alles gleich macht. Eigennützige Kinder wischen sich damit das Gesicht ab, damit ihnen der verstorbene Vater helfe, die Verlassenschaft zum Schaden ihrer Geschwister aus dem Hause zu verschleppen. Manchmal, wie um Roding und Falkenstein, werden schwarze Todengestalten darauf gemalt.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 244-245.
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