2.

[370] Dieselbe Sage wurde mir auch aus Bärnau; ich gebe sie hier, weil sie manchen Zusatz enthält.

Ein Schneider war auf der Stehr und sah, wie die Bäuerin zum Buttern herrichtete und dergleichen that, als wolle sie das Weihwasser und geweihtes Salz hineinthun. Sie hatte aber über der Thüre ein Büchschen, und langte hinein und schmierte den Butterstecken. Während des Butterns sagte sie immer ganz stille für sich hin: »Aus jedem Haus einen Löffel voll,« und so immer fort. Der Schneider aber hatte genau Acht gegeben, und wie die Bäuerin hinausging, nahm er schnell von der Salbe und steckte es ein.

Wie er nach Hause kommt, sagt er zum Weibe: »Weib, richt mir zum Buttern her!« Diese aber meynte, sie habe nichts als ein wenig eine Milch. Thu's nur her, erwiederte der ungeduldige Schneider, und das Butterfaß dazu! Er nahm nun seine Salbe, schmierte den Butterstecken, fängt zu buttern an und spricht dabey immer: »Aus jedem Hause eine Schüssel voll.«

Als er fertig war, reichten die Schüsseln und Töpfe nicht mehr zu, sie mußten die Schäffel nehmen, und da auch diese nicht langten, zu den Nachbarn gehen und Geschirr entleihen.

Ist nicht lange angestanden, so kommt schon der Böse und hat das Buch, und da soll sich der Schneider unterschreiben. Der sagte: »ist recht!« schreibt aber den Jesus Namen ein. Da konnte der Böse das Buch nicht mehr fortnehmen, und im Buche sind alle Hexen[371] und Hexenmeister gestanden. All diesen konnte der Böse von nun an nicht mehr an, denn er hatte das Buch nimmer.

Auch von dem Schneider zu Furn bey Kemnath wird diese Sage erzählt, doch schon sehr abgeschwächt.

Quelle:
Franz Schönwerth: Aus der Oberpfalz. Sitten und Sagen 1–3, Band 1, Augsburg 1857/58/59, S. 370-372.
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