197. Wüstung Erbrechtshausen.

[197] Die vor. Schrift S. 189.


Ueberm Schloß Königsberg gegen Morgen, wo man nach Bramberg und Ebern geht, zwischen dem Sperbersheig und Roßberg, einem Walde, liegt einsam in der ebenen Feldflur ein Schafhof und über ihm öde Kapellentrümmer. In dieses Hofes Nähe stand einst ein Dorf, dessen Namen er fortpflanzt: Erbrechtshausen, welches nach der Umwohner Sage versunken ist. Noch steht ohnweit des Hofes die Dorflinde neben einem[197] Brünnlein, und die Kapelle hieß St. Jakobskapelle und hat zum Dorfe Erbrechtshausen gehört. Noch nicht lange ist's her, daß man nahe der Kapelle mehrere alte Leichensteine liegen sah, doch mit unlesbarer Schrift. Es soll dort nicht richtig und geheuer, und bisweilen in gewissen stillen Mondnächten das Dorf Erbrechtshausen wieder so, wie es vordem gestanden, auf der Oberfläche zu sehen sein. Dann steht auch die St. Jakobskapelle in ihrer alten Gestalt wieder da, und man sieht Schaaren von gespenstigen Männern und Frauen in dieselbe zum Gottesdienst eilen.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 197-198.
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