1227. Der steinerne Mann zu Augsburg.

[237] Mündlich.


Es war um die Zeit von November Anno 1634 bis März des Jahres 1635, als der bayrische Generalfeldmarschall von Wahl die Stadt Augsburg, welche von den Schweden unter Johann Georg aus dem Winkel besetzt war, belagerte. Von Tag zu Tage stieg die Noth in der bedrängten Stadt. Der kleine Vorrath von Lebensmitteln war in Kurzem aufgezehrt, so daß bereits viele Menschen dem sichern Hungertode entgegensahen. Das konnte natürlich den Belagerern nicht unbekannt bleiben, und in der That baute der feindliche General darauf seine Hoffnung baldiger Uebergabe. In solcher Bedrängniß kam ein braver Bäckermeister Namens Konrad Hackher auf folgenden Einfall. Er nahm einen stattlichen Laib Brod, ging auf der Stadtmauer spazieren und zeigte ihn lustig und singend den vor den Wällen gelagerten Feinden. Darob geriethen die Soldaten, so sich dessen gar nicht versehen hatten, in Wuth und richteten alsobald eine Feldschlange nach dem Verwegenen. Leider traf die Kugel und riß dem Braven den Arm mit dem Brodlaibe weg, so daß er wenige Tage darnach verschied. Seine Mitbürger aber ließen zum Andenken einen steinernen Mann mit einem Laib Brode aufstellen, wie solcher noch heutiges Tags am untern Graben in Augsburg zu sehen ist.

Quelle:
Alexander Schöppner: Sagenbuch der Bayer. Lande 1–3. München 1852–1853, S. 237.
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