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[476] CHORUS tritt auf.
Vergönnt, daß denen, welche die Geschichte
Nicht lasen, ich sie deute; wer sie kennt,
Den bitt' ich ziemlichst um Entschuldigung
Für Zeit und Zahl und rechten Lauf der Dinge,
Die hier in ihrem großen wahren Leben
Nicht darzustellen sind. Den König bringen
Wir nach Calais; dort sei er, dort gesehn,
Hebt ihn auf den beflügelten Gedanken
Die See hinüber. Englands Küste, seht,
Umpfählt die Flut mit Männern, Weibern, Kindern;
Sie überjauchzen das tiefstimm'ge Meer,
Das, wie ein mächt'ger Marschall, vor dem König
Den Weg zu bahnen scheint: so laßt ihn landen,
Und feierlich seht ihn nach London ziehn.
So rasch ist des Gedankens Gang, daß ihr
Alsbald ihn auf Black-Heath euch denken könnt,
Wo seine Lords begehren, daß er lasse
Sein umgebognes Schwert, den Helm voll Beulen
Sich durch die Stadt vortragen. Er verbietet's,
Frei von ruhmred'gem Stolz und Eitelkeit,
Und gibt Trophäen, Siegeszeichen, Pomp
Ganz von sich weg an Gott. Nun aber seht
In reger Schmied' und Werkstatt der Gedanken,
Wie London seine Bürgerschaft ergießt.
Der Schulz, samt seinen Brüdern, all' im Staat,
So wie im alten Rom die Senatoren,
An ihren Fersen der Plebejer Schwarm,
Gehn, ihren Sieger Cäsar einzuholen:
Wie (sei's ein kleinres, doch ein liebend Gleichnis),[476]
Wenn jetzt der Feldherr unsrer gnäd'gen Kaiserin,
Wie er es leichtlich mag, aus Irland käme
Und brächt' Empörung auf dem Schwert gespießt:
Wie viele würden diese Friedensstadt
Verlassen, um willkommen ihn zu heißen?
Vielmehre taten, und mit viel mehr Grund
Dies unserm Heinrich. Setzt ihn nun in London,
(Da noch das Weheklagen der Franzosen
Den König Englands heim zu weilen mahnt,
Wie auch des Kaisers Zwischenkunft für Frankreich,
Um Frieden zu vermitteln;) übergeht
All die Ereignisse, die vorgefallen,
Bis Heinrich wieder rückgekehrt nach Frankreich.
Dort müssen wir ihn haben, und ich spielte
Die Zwischenzeit, indem ich euch erinnert,
Sie sei vorbei. Drum duldet Abkürzung,
Und wendet euren Blick nach den Gedanken
Flugs wiederum zurück ins Land der Franken!
Ab.
Ausgewählte Ausgaben von
König Heinrich V.
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