7. Szene.

[12] Gerichtsdiener. Vorige.


DOKTOR FAUST. Himmel und Hölle, was ist das?

GERICHTSDIENER. Doktor, ich habe Befehl Euch auf den Turm zu bringen.

DOKTOR FAUST. Mich?

FAUSTS VATER auf seinen Stuhl sinkend. Sohn!

DOKTOR FAUST. Auf wessen Verlangen?

GERICHTSDIENER. Eurer Gläubiger. Lest!

DOKTOR FAUST liest. Faust als ein Schurke entwichen? Zu seines Vaters Füßen sinkend. Vater! So tief ist euer Sohn gesunken![12]

FAUSTS VATER. Arme Marthe! Arme Liese!

DOKTOR FAUST. Vater, noch flucht ihr mir nicht?

FAUSTS VATER. Der Zorn des gerechten Gottes liegt schwer auf dir. Ich fluche dir nicht.

GERICHTSDIENER. Eilt!

DOKTOR FAUST. Hier, Bube, ist der älteste meiner Gläubiger; tilge diese Schuld und dann nimm mich hin! Siehst du nicht seine Ohnmacht?

GERICHTSDIENER. Was kümmert das mich?

DOKTOR FAUST. Tiger! Ich bin Fleisch von seinem Fleisch. Diese Hände haben mich ernährt, gepflegt und groß gezogen. Vater! Und ich bleichte vor der Zeit deine Haare, ich belastete mit Kummer dein ehrwürdiges Alter und stürzte dich verzweifelnd in die Grube.

GERICHTSDIENER. Fort! fort! Seine Gehilfen packen ihn.

DOKTOR FAUST. Vater, um der Barmherzigkeit des Allerbarmers willen, Euren Fluch, eh' ich gehe!

FAUSTS VATER. Armer Hans!

DOKTOR FAUST. Euren Fluch, oder ich sterbe zu euren Füßen!

FAUSTS VATER sich losreißend. Laß mich!

DOKTOR FAUST. Wo wollt ihr hin?

FAUSTS VATER. Meine Hütte zu verkaufen! Gott hat ja ein weites Zelt ausgespannt für uns alle. Er füttert ja die jungen Raben, er wird mein nicht vergessen. Hans, daß du sein nie vergessen hättest! Ab.

DOKTOR FAUST. Vater! Um Gotteswillen! Die Gerichtsdiener schleppen ihn fort.


Quelle:
Soden, Julius von: Doktor Faust. Neustadt a.d. Aisch 1931, S. 12-13.
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