Dritter Akt.

Szene wie zuvor.

Spätnachmittag, es beginnt zu dunkeln. Mudder sitzt an der Nähmaschine und näht. Elsabe sitzt am Tisch und stopft ein blaues Hemd.


LÜTT-HEIN kommt hereingestürzt; ein größerer Junge folgt ihm. Mudder! Mudder! Papa is opkamen!

BEIDE FRAUEN werfen ihre Arbeit hin.

ELSABE steht auf; zu dem Jungen. Stimmt dat? Welche Nummer?

JUNGE. Ewer tweihunnertsossunsöbenzig.

ELSABE zieht ihre Börse aus der Tasche. Ja! da hest ditmal twindig Penn.

JUNGE steckt es erfreut ein und springt davon, Hein ihm nach.

MUDDER nimmt die Brille ab, steht auf. Denn willn wi man gliek 'n ornlich Abendbrot torecht maken. Geht an den Herd, rührt im Feuer herum. – Dat is ok weder wegsmeeten Geld – twindig Penn! Wenn he denn Groschen kriegt, de Satz is, denn hett he rieklich genog.

ELSABE antwortet nichts; holt einen Korb mit Kartoffeln und einen Topf mit Wasser herbei; setzt sich wieder an den Tisch und schält. Alles eilig, innerlich froh.[67]

MUDDER geht auf Elsabe zu. Dat Kantüffelschälln lat mi man, dat geiht mi doch veel sneller von de Hand.

ELSABE bewegt abwehrend die Schultern, sagt aber nichts.

MUDDER sieht sie an, dann wieder zum Herd hinüber, geht einige Schritte dorthin, bleibt in der Mitte stehn, sieht sich wieder nach Elsabe um. Elsbe. –

ELSABE schweigt.

MUDDER. Hm Geht an den Herd, rührt im Feuer; wirft dann plötzlich den eisernen Feuerhaken polternd auf den Boden und geht an die Nähmaschine; nimmt die Brille, setzt sich. – Denn kann ick ja man weder an mien Arbeit gohn. – – Ick dacht recht, wi wulln Willem nichs davon marken laten. – 'n Mann hett so Unangenehmes genog.

ELSABE kurz. He kummt ja nu, Dien Söhn! – kannst em ja man seggen, wat Du seggen wust!

MUDDER. Un wenn ick mal sonn' Wurt rutstöten do, Du brukst dat nich glieks to wägen – Dat 's all man, um Unfreed int Hus to bringen. – Näht eine Weile auf der Maschine. – Du bist noch jung, Du must noch manches dahlslucken in Dien Leben. – Mit Absicht do ick kein' Minschen weih. – Näht, dem Weinen nahe. – Ick bin old – wat hew ick all alls dörchmaken möst – von acht Kinner sind fief in 'n Erd' – Wischt sich flink Tränen von den Wangen, immer dabei arbeitend; näht wieder eine Weile.[68] Mien Mann hett sick dodsapen! – Wo sall ick olle Fru denn hen? – nirgends wölt se mi opnehmen Näht, sich hin und wieder die Tränen abwischend.

ELSABE läßt die Hände in den Schoß sinken, sieht geradeaus, dann endlich weich und mitleidig vor sich nieder.

MUDDER. Mien por Groschen, de Willem op sien Ewer hett, reiken nich, um mi in' Stift to köpen – wo sall ick denn hen? Näht. – Ick will mi nich ut Gnad un Barmherzigkeit ernährn laten, wo ick bin, da will ick mi mien beeten Brot dörch Arbeit rieklich verdein'. Ick will kein' to Last falln! – Un denn ward 't ein' noch öbel nahmen, wenn man 'n Stück anfat. Näht, weint.

ELSABE stellt den Korb, den sie im Schoß hatte, entschlossen auf den Boden und geht zu Mudder. – Is god, is nu all weder god. Schäll man eben de Kantüffel, ick kann ok wat anners dohn.

MUDDER. Nee, nee, nu lat man.

ELSABE. Ja, kumm man. Nimmt ihr die Brille ab und zieht ihr das Zeug aus den Händen. Du kannst ja all so wie so nich mehr sein, verdarfst Di Dien Oogen bloß immer mehr. Zieht sie vom Stuhl auf und bringt sie vorn an den Tisch. Kumm man. Un wat vorfalln is, willn wi vergeeten. Drückt sie auf den Stuhl nieder, gibt ihr das Messer in die Hand und setzt ihr den Korb in den Schoß. Da, nu schäll. Ick will unnerdes de Lamp ansticken Geht und stellt die Lampe auf den Tisch.[69]

MUDDER schält; sich noch hin und wieder mit dem Handrücken über die Wangen fahrend. – – – Dat soll doch sonn' Sneisturm west sien – op See – hett Wried doch gestern vertellt – – da hem mien beiden Jungs ornlich wat uttostahn hatt – Man got, dat se gliek weder an' Laden kamt – – Immer freier. sünst, gestern, as ick dat hörn deh – da war mi meist bang.

ELSABE hat die Lampe angezündet. Sonn' Fischer de het manchmal mit Wind und Wetter to kämpfen, wo sick de Lüd, wenn se de Fisch so gemütlich vertehrn doht, nichs von ahnen lat.

MUDDER. Dat Wader kakt all so lang Will aufstehen.

ELSABE drückt sie nieder. Bliew doch sitten, ick will denn Ketel woll afnehmen. Geht zum Herd und nimmt den Kessel vom Feuer.

MUDDER. Ick mein ok man – ob 't da nich ganz got wär, wenn wi de Beiden erst 'n ornlichen stiewen Grog maken dehn?

ELSABE. Ja! dat könnt wi maken. Ick glöw, ick hew noch Rum in' Hus Kniet vorm Schrank, sucht.

MUDDER. Denn dauht se doch erst mal op. – Ick gläuw öberhaupt, dat Wetter treckt von See hier nah uns röber, mi sind de Bein nämlich so swer.

ELSABE hat eine Flasche hervorgeholt, versucht den Kork herauszuziehen. Wenn 't op See so hust hett, kriegt wie meist immer wat af.

MUDDER. Nu, hest noch wat fundn?[70]

ELSABE. Ja, noch öbern n' halben Buttel vull. Denn hew ick Hugo nülich af ... Donnerwetter, wo is he denn nu? Sucht in den Schubladen.

MUDDER läßt die Hände in den Schoß sinken. Denn hett de Jung doch weder heimlich ...

ELSABE. Wat? Nichs hett de Jung! Ick mein' denn Proppentrecker, denn ick em nülich afbettelt hew. Wo is he denn nu bloß?

MUDDER schält wieder. Wenn ick dat noch weder erfahrn sull, dat de Jung ok dat Drinken anfangt – dat wär mien Dod! – leiber doch dod op 'e Stell.

ELSABE. He süht sick woll vor! Dat ganze Geld, wat he verdeint, spor ick for em op. He is noch lang nich de Slechst!

MUDDER. Nee, nee! Dat wull ick ok nich gern.

ELSABE. Weißt Du, wo ick Angst vor hew? Willem künn dat Drinken anfangen. So wie Du immer vertellst, hett he doch 'n Barg von sien Vader.

MUDDER. Dat het he ok. Aber meinst Du? mi wär 't ok all immer so ahnig – Ach nee, wenn uns' Herrgott dat bloß nich geben wull!

ELSABE holt dicke Wassergläser aus dem Schrank und stellt sie auf den Tisch. Na, vorläufig is 't noch nich so wiet – Un de Ossenoogen könt s' denn woll dorto eeten?

MUDDER. Ach so. Ja. – Dat is Di woll ok gestern erst nich recht weest, dat ick de so ut eigen Hand backen deh? Sieht sie an.[71]

ELSABE. Dat wär ja gestern, un dat geiht uns hüt nichs mehr an. Wenn se jem man smecken warden. Holt sie ebenfalls aus dem Schrank und stellt sie auf den Tisch.

MUDDER. Nu, smecken warden se jem woll. Backen is mi noch jedesmal gelungen. Dat wär immer 'n Fest för de Jungs, wenn ick mal Ossenoogen backen deh – da hört bloß immer soveel Fett to. – Du stellst all alls op 'n Disch, so bald warden se doch woll garnich kamen.


Willem kommt von links über den Deich.


ELSABE. Dat kann man nich weeten – – Da sind s' ja all! Ihm entgegen.

WILLEM in der Tür. Goden Abend!

ELSABE ihn umfassend. Goden Abend! Küßt ihn herzhaft.

MUDDER. So, dat wär makt. Steht auf, geht an den Herd, wäscht die geschälten Kartoffeln und tut sie in einen Kochtopf. Goden Abend! Wie wär 't denn?

WILLEM verwundert, zeigt auf Mudder, dann auf Elsabe, fragend.

ELSABE nickt lachend; laut. Goden Abend! Küßt ihn nochmals.

MUDDER. Einmal wär ok genog Verbessert sich schnell. aber junge Eh'lüd möten hitzig sien!

WILLEM kommt mit Elsabe weiter vor. Wenn Du dat man insühst Gibt der Mudder die Hand. Na, wie hett Di dat hier gefolln?[72]

MUDDER. God! Wi sall 't mi sünst gefalln hem? Sehr god! Lächelnd. Wi beiden könnt uns fein verdragen.

WILLEM. Na denn hett mien Ahnung ja ditmal nich recht!

ELSABE. Wo is denn Hugo?

WILLEM. De kümmt ok gliek Wirft die Mütze ab und setzt sich auf's Sofa. Wat is denn dit hier? Nimmt einen Pfannkuchen und ißt. Fein! hest Du woll backen, Mudder?

MUDDER nimmt seine Mütze und hängt sie ordnungsgemäß an den Nagel rechts bei der Tür. Ja, ja. Dat smekst woll gliek?

ELSABE. Wat deiht denn Hugo noch? Ji kamt doch sünst immer tosam. Du bist öberhaupt so freuh kamen.

WILLEM essend, nimmt immer mehr. Ja – dat will ick Di seggen – ich hew mi nichmal Tiet laten, denn Ewer ornlich fasttoleggen – he bliwt de Nacht erst hier int Lock liggen, un morgen, in alle Herrgottsfreuh – lat wi us denn nah Alt'na rop sleepen.

ELSABE. Sleepen? Is denn wat braken?

WILLEM kaut. – Wi hewt Glück hat – wi hewt Di 'n lütt Patschon Steinbutt an Burd – grode Dinger – verdammi! Dat is wat! – Un de staht di hoch – öber annerthalw Mark dat Pund.

MUDDER. Nu freet doch nich gliek de ganzen Dinger allein op. Ji sölt noch 'n deftiges Warmeeten hem.

WILLEM kaut. Nee, nee! Wi hebt uns hüt all selbst wat ornlichs spandeert.[73]

MUDDER. Denn mak em man erst 'n Grog, Elsbe, sünst frett he noch erst alls op.

ELSABE geht an den Schrank. Ja!

WILLEM. Wat? Wat seggst Du? Grog? 'n richtigen stiewen Grog? – Verdammi! wenn 'ck mien Kopp noch beholln sall, denn is 't aber bald genog.

MUDDER hat sich an den Tisch gesetzt und nach Elsabe hinüber gesehn. Hest denn Proppentrecker fundn?

ELSABE kommt an den Tisch, schenkt Rum in die Gläser. Ick hew 't nochmal versöcht, dat ging so.

WILLEM lehnt sich zurück. Kinners! nu ward 't mi aber bald 'n bitten mutsch. De ganze Fohrt hew 'ck hier nah Hus her dacht. Ick har darop wett't: hier is wat nich in Ornung! – twischen juch –

MUDDER. Wat sull woll! Bist mall, Jung!

WILLEM. As ick donn in Freidag nacht de Netten mit Steinbutt hiewt, da har ick se am leiwsten weder rinsmeeten.

ELSABE holt den Kessel mit kochendem Wasser vom Herd. Du bist narrsch, Willem! Du hest ok all sonn olln Heuhnergloben an Di; denn hest woll von Mudder?

WILLEM. Ja.

MUDDER. Warum denn grad von mi?

WILLEM. Dat is ja nichs Slechts, Mudder.


Hugo, den Lütt-Hein an der Hand, kommt von links her über den Deich und herein.


WILLEM. Mi wär den Oogenblick ganz sicher: dorob passiert wat![74]

HUGO. 'n Abend! Hängt seine Mütze auf, bleibt dann eine Weile stehn, während Lütt-Hein zu seinem Vater auf's Sofa klettert. Hugo sieht verwundert von Mudder auf Elsabe und fragend auf Willem.

WILLEM ohne im Erzählen inne zu halten. Un deshalb kumm ick so snell hierherstört! deshab leggt ick den Ewer hier int Lock fast, wat doch sünst bloß an' Mark mal vorkümmt. Un nu seih ick – Hugo, kiek Di de Beiden mal an! Gibt dem Kleinen Kuchen. Da Lütt.

HUGO. Mi is dat all eben in 'n Bein schoten, ick kann kum von Placken.

MUDDER. Spott man.

ELSABE geht auf Hugo zu, reicht ihm die Hand und zieht ihn an den Tisch. Goden Abend, mien Hugo!

MUDDER. Nu hör ehr bloß mal an!

WILLEM reibt sich die Hände. Verdammi! Dat ward ja gemütlich hüt abend, da kann ein ob stahn!

HUGO. Noch ein?

WILLEM. Ach wat, holl 't Mul, Jung!

ELSABE droht ihrem Mann heimlich.

MUDDER zieht ihre Hauspantoffel aus. Klapper nich so op de Holtentüffel. Hier, da treck mien an, gew mi Dien her; ick bliew denn abend doch hier sitten. – Elsbe, stell de Kantüffel man an 'n Sied, de künnt wi morgen bruken, de Jungs freet sick ja doch dick in Ossenoogen.[75]

HUGO. Süh, dat 's ja nett! Nimmt und ißt. Un Grog ok, Dunnerwetter! da kann man sick sogar bie hensetten Setzt sich.

WILLEM. Nu freet, dat Di dat Mul schümt!

ELSABE. Willem! Is Di de Damp in 'e Nees trocken, dat all dußlich warst? Holt den Zucker. Ji schient mi all beide von denn Grogdamp all 'n beeten mitnahm. – Da is Zucker. Nimm ok, Mudder, da!

MUDDER. Ick will woll nich to kort kamen. – Mi kümmt ok meist so vör, as wenn ji all ein hatt hebt.

WILLEM. I, bewohr! Du harst uns dat doch noch nich erlauwt!

MUDDER. Na lat.

HUGO der mächtig im Glas herumrührte. Süh, dat is recht! Steht auf, klopft ihr auf die Schulter. so is recht, mien gode Mudder! Lat, möst Du seggen, lat! Nich? Se lat sick ja all – Setzt sich wieder, trinkt. Prost!

WILLEM. Welche tweimal! Trinkt.

MUDDER. Prost seggt man vorher, wenn Du dat noch nich weißt. – Hä! Un denn drinkt man doch nich dat ganze Glas vull op einmal ut. Dat dohn de Söffels!

HUGO. Bin ick ok, Mudder, bin ick ok! Aber schön smeckt 't doch!

WILLEM. Un de Fischer! De Fischer sind all Söffels, Mudder! Schlägt das leere Glas auf den Tisch. Noch sonn' Lütten! – De möt doch to supen anfangen, beonners, wenn s' sonn' schöne Mudder hebt![76]

MUDDER. Na, wat wullt Du denn damit seggen?

ELSABE gießt beide Gläser erst wieder ein Drittel voll Rum und dann kochendes Wasser zu. Da mößt Di hüt nich veel an kehrn, Mudder. Wenn em mal 'n beeten wat in 'e Kron treckt, fangt he gliek an to sticheln – ick weit nich, wovon he dat hett – Hugo dagegen ward immer mehr utlaten.

MUDDER. So? Is he hier denn all mal besapen weest?

ELSABE. Nee, nee! Aber man markt 't doch so.

WILLEM. Paß Du man op, dat Di nichs in e' Kron treckt, för mi will ick woll oppassen. – Mien Lütt- Hein, Du wullt ok mal drinken. Ja, hier, Dien Mudder lett Di ok ganz verdosten.

ELSABE. Aber bloß mal nippen, Willem, lat em nich soveel drinken.

HUGO. Nimm man ornlich ein! Dat is de reine Muddermelk!

ELSABE. Di lang ick gliek ein.

HUGO. Kannst ok reiken? Sünst legg Di 'n Kalenner unner de Feut, bist glieks 'n Johr grötter. Lachen.

MUDDER laut lachend. Wo de Jung dat bloß immer her hett?

WILLEM zu Hein. So, nu hest aber genog drunken, nu sing uns mal ein' vör.

HUGO. Dat willn wi maken! Jeder nah de Reig singt ein Lied vör.

MUDDER. Ick will juch leiber wat lachen un singen.

HUGO. Ok god! Du lachst un singst.[77]

LÜTT-HEIN singt und Hugo hilft ihm.

Op de Weg nah Amerika

Da wohnen soveel Hexen

Har ji da wat von gehürt?

So don de Hexen

Pannkoken backen! Pannkoken backen!

Alle mal don se so

Un allemal don se so.

WILLEM. Nu kam ick! Singt.

Ach, Mudder, mir tut der Bauch so weh!

Ju, ja, Bauch so weh!

MUDDER. Jung! schäm Di wat!

ELSABE. Aber Willem! Lütt-Hein snappt all jedes op. Morgen singt he 't ok.

HUGO. Man to! Dat is wat schönes! Singt mit.

Ju, ja, Bauch so weh!

Geh du nach dem Garten un pflücke dir Klee

Geh du nach dem Garten un pflücke dir Klee.


Geh du nach dem Garten und pflücke dir Kraut!

Ju, ja, pflücke dir Kraut!

Un koch dir ein Salb' und schmiere si ...

MUDDER lachend. Is genog! Is genog!

ELSABE hält Hugo den Mund zu. Du sast doch jetzt ophörn!

WILLEM. Ach, Mudder, da hilft kein Schmieren mehr. Ju, ja, schmieren mehr ... Nee, mi ward doch de Kehl dabie wehdaun; nu kummst Du.[78]

HUGO singt gleich los.

Wie kam ick nah mien Schwiegervaders Hus

O, Allerliebste mein?

Gah du denn Weg man grade ut

Denn kümmst du nah dien Schwiegervaders Hus.

WILLEM singt mit.

Ruck! mien Mäken, ruck! ruck! ruck!

Ruck! mien Mäken, ruck!

HUGO singt allein.

Wie kam ick denn to Dör herinn,

O, Allerliebste mein?

Drück du man liesen ob de Klink,

Denn meint de Mudder, dat deiht de Wind.

ALLE.

Ruck! mien Mäken, ruck! ruck! ruck!

Ruck! mien Mäken, ruck!

HUGO singt allein.

Wie kam ick denn de Trepp herop,

O, Allerliebste mein?

Gah du de Trepp man trippelditrapp,

Denn meint de Mudder, dat is de Katt.

ALLE.

Ruck! mien Mäken, ruck! ruck! ruck!

Ruck! mien Mäken, ruck!

MUDDER. Nu hör man op! – Hugo hett ok sonn grotes Appelhüschen, da fallt mi eben sonn Dings in'. Weit ji, woher de Mannslüd dat hem?

HUGO. Nee, Du? Aber Du kümmst noch nich an 'e Reig, erst kümmt Elsbe!

MUDDER. Ah, wat ok![79]

WILLEM. Vertell! vertell! un wenn 't 'n Dahler kost!

MUDDER. Dat Eva all Appel stahln hett, weit ji. Dat wär grad an ein Harwstmorgen. Un weil nu Adam sick so frein de, dat sien Eva to'n ersten Mal in anner Umständ wär ...

HUGO komisch entsetzt. Ach nee?!

ELSABE lachend. Mudder!

MUDDER. Na, ja doch, mi is dat so vertellt. – Na, da fegt denn Adam de Wahnung ut. Se har bie 't Spaziergahn nu grad sonn Verlangn hatt – dat is ja hütesdags noch so bie de Fraun – un ok gliek in ein Appel rinn beeten. Un he smeckt ehr. Da fregt Adam, wat se denn da kaun deh. Se lacht sick ein' un gelv em denn Rest. Adam nähm dat Huschen denn ok un beet ganz nürig rinn. Da freit sick Eva nu ganz bannig, dat Adam all sowiet mit de Wahnung ferdig wär, un se strakt em mit denn nein Rießbessen öber dat blote Fell. Lacht. Da möst he denn lut utlachen Lacht.

HUGO. Wär Adam denn kettelig? Lachen.

MUDDER. Dat wär he woll ... Na, un bie dit Lachen blew em denn dat Hüschen in Hals steeken. Lachen. Un darum hebt 't hüt noch alle Mannslüd. Lachen.

ELSABE lachend. Dat is aber ok ...

WILLEM. Weißt noch mehr sonn Dinger?

MUDDER. Nee, hüt abend nich.

HUGO zu Elsabe. Dat hest woll noch garnich wußt, dat Mudder ok sowatt vertelln kann?! O! sust man[80] mal hörn, wenn s' erst richdig in ehr Fett is. De wär as Kind de slimmste int ganze Dörp.

MUDDER lachend, liest die Krumen auf und steckt sie in den Mund. Ja! Ick wär slimmer wie de Jungs! Wat de nich utfreeten muchen, dat deh ick.

HUGO. Nu kümmst Du, Elsbe, aber nich sonn' Dings mit Schilee! n' beeten wat deftiges.

ELSABE. Erst kann Mudder ein singen.

MUDDER. Nee, ick sing nich, hüt abend nich! Wi sind hier so all so utlaten, wenn da man nichs nah passiert.

WILLEM schlägt aufbrausend mit der Hand auf den Tisch. Verdammi! denn lat doch passiern wat will! Immer mit Dien verfluchte Ohnungen, da ward ein' ja rein öbel un slimm! Man kann nich lut lachen: Darob passiert wat! Verdammi, denn lat doch kamen, wi sind ja hier!

HUGO. Bloß nich upreegen, Kinner! bloß nich upreegen! denn warst häßlich.

WILLEM. Mein Gott! is ja wohr!

ELSABE. So hett Mudder dat doch ok nich meint. Du kannst man nichs verdreegen, da ligt dat an. Gliek stigt Di dat to Kopp, un denn is mit Di garkein Ümkam' mehr.

MUDDER. Lat man! Ick mark all, op mi sall 't weder dahlgahn!

WILLEM. Da is nich de Red' von!

HUGO. Dat heit: mit sonn' Mul geihst to'n Angeln? un denn segst to Dien Mudder bist hübsch? Geht zur[81] Mudder, streicht über ihr Gesicht, bis sie lachen muß. Oh mien seute Mudder! Du bist sonn' lütten gediegen Kluten! – Sing, Elsbe! – To, lach mal! lach mal! un wies' denn olln unardigen Bengel de Tähn! – Sing, Elsbe! – Ach so, Du hest ja man mehr de ein oll Stüft vörn, aber bieten kannst da noch hart mit! – Nu lacht s'! Kiek! Kiek! wat mien Mudder von seutes Gesicht hett! – Gau, sing Elsbe!


Alle lachen, selbst Willem kann es kaum verbeißen.


MUDDER schlägt nach Hugo. Dumme Jung! hew Dien Mudder von' Burn! Du bist ja vull.

HUGO. Dat makt nichs, dat löpt alls weder mit weg. Nu sing aber, Elsbe!

ELSABE erst noch lachend, beginnt endlich.

Will mich einmal ein guter Freund besuchen ...

WILLEM immer halb lachend, halb ärgerlich dazwischen. Dat heit aber, denn will ick schön kriegen!

ELSABE singt fort.

So soll er mir willkommen sein.

Ich setz ihm vor den allerschönsten Kuchen –

WILLEM dazwischen. Un ick smiet em mit 'n Ossenoog int Gnick!

ELSABE lachend, singt aber fort, ohne einzuhalten.

Dazu ein Glas Champagnerwein.

WILLEM dazwischen. Ut de Elw!

ELSABE UND HUGO umfassen einander; singen lachend.

:Dann setzen wir uns hin, wohl auf das Kanapee!

Und singen dreimal hoch! das Kanapee!:[82]

WILLEM droht. Da sull ick juch man bi fat kriegen! Alle lachen.

MUDDER. Na, Du warst doch nich so licht eifersüchtig?

WILLEM. Ick? Denn Deubel ok! Aber wat in' Nacken kreegen s' doch!

HUGO. Kiek! wie de Lütt-Hein mitlacht Kumm her! Holt ihn vom Sofa. Wi beiden wöllt noch ein maken, mößt aber schön Schritt holln! Er holt sich einen Topf und schlägt mit der Faust darauf. Beide marschieren im Kreis herum und singen.

Der Gen'ral Werder hat einmal zum Tanze aufgespielt.

Das war zur Zeit als seinen Strauß er in dem Elsaß hielt,

Da strich, da strich, da strich den großen Brummbaß er

So grob, so grob, so grob wie 'n keiner streicht ...

MUDDER lacht. Nun kiek denn Lütten an! Als beide dicht bei ihr vorüber kommen, dem Lütt-Hein lachend drohend. Du! eigentlich harst Du noch wat op Fell verdeint, dat Du doch mitgahn bist.

WILLEM. Wat?! Is he doch mitgahn? – mit de Jungs?

MUDDER ihn beruhigend. Is ja nu all god! he deiht nich 't weder!

WILLEM schlägt mit der Hand auf den Tisch. He sall aber hörn! Laut, wütend. Hein! kumm hier mal her!!

HUGO. Nanu? wat is denn los?

LÜTT-HEIN geht zu seinem Vater.

WILLEM. Hew ick Di nich verbaden, dat Du mit de Jungs Sank-Marten singen süst?[83]

LÜTT-HEIN. Ja.

HUGO. Stell Di doch nich an, um denn Kinnerkram! Ick hew em seggt, he künn gern mitgahn.

WILLEM. Du hest hier garnichs to seggen!! versteihst mi?!

MUDDER. Nu, nu!

HUGO. Na nu ward lustig! Schlägt dabei auf den Topf. lustig! lustig! Hahaha! Mi bringst doch nich ut de Ruh, un wenn noch mal so lut brüllst! Haha!

WILLEM. Nimm Di in acht!!

HUGO lachend. O! o! Du wullt ...

ELSABE zittert, ist aufgestanden, legt Hugo die Hand auf die Schulter, gebietet ihm Schweigen.

WILLEM den Kleinen schüttelnd. Un warum bist Du doch hingahn?!

LÜTT-HEIN sieht zu Boden.

WILLEM steht auf, zieht den Kleinen mit. Wo is de Stock? Geht zum Schrank.

MUDDER. Verdeint hett he ja eigentlich wat daför; aber nu lat em man.

WILLEM. Du sast 'n Denkzettel kriegen, denn Du ...

ELSABE springt zitternd, wortlos auf den Kleinen zu, entreißt ihn ihrem Mann und schiebt ihn schnell in die Schlafstube hinten links, stellt sich vor die Tür, zittert am ganzen Körper.

WILLEM brüllend. Denn Jung her!!

ELSABE. – Denn möst mi erst kolt maken! – anners nich![84]

MUDDER. Dat hew ick kamen seihn – all denn ganzen Abend. Wie wärn ja ok to utlaten!

ELSABE. Du hest ja Schuld! Du harst 't ja nich seggen brukt.

WILLEM. Ja, se möst mi dat seggen! Will in die Schlafstube. Gah da weg!

ELSABE schiebt ihn zurück. Du bist ja besopen! Rührst Du mi hüt abend denn Jung an, denn gah ick mit de Lütt int Wader!!

HUGO drückt sich immer in der Ecke rechts bei der Tür herum, bald lächelnd, bald grummelnd.

WILLEM. Narrsches Wief! – Hm! Geht langsam an den Tisch zurück. – 'n Wirtschaft in' Hus jetzt! Nimmt ein Glas und wirft es wütend auf den Boden. Verdammi!

HUGO halblaut. Da kann noch mehr liggen!

MUDDER. Un op de Letzt hew ick de Schuld. Man kann doch woll de Wohrheit seggen.

WILLEM setzt sich, stützt den Kopf in beide Hände.

ELSABE. Gewiß hest Du de Schuld! Du harst dat doch nich to seggen brukt. Du weißt doch ganz god, wie he is, wenn he 'n por Glas Grog drunken hett. Dat wär to 'n anner Tiet ok noch freuh genog weest.

MUDDER. Ick hew em doch nichs seggt, Deern! Mi is dat man so rutrutscht. Möt man sick hier denn so in acht nehmen?

ELSABE ärgerlich die Scherben aufsammelnd. Di rutscht man immer alles so rut – un alles möt man sick[85] gefalln laten. – Einmal möt man hier in Schied verkamen, annermal gew ick toveel Geld ut, un denn verstah ick weder nichs! Redet immer lauter und erregter; mit Tränen kämpfend. Jede Stünn weißt Du wat anners! Sied de söß Johr is ok nich ein uneffen Wurt twischen uns beiden folln – as hüt! – Lat 'n Mann gern mal ein' drinken, lat 'n utlaten sien – aber man möt denn weiten, wat man to em seggt. Aber man nich immer so in stilln reizen un sticheln.

MUDDER. Ick hew em doch nich reizt!

ELSABE weinend und schreiend. Ja! gewiß hest Du em reizt!! Verdeint het he wat! Verdeint het he wat! In uns' ganzen Ehejorn hett he noch nich ein Slag von Willem kreegen, de is mi veel to grow, um Kinner to slagen! De Jung is kein Happen anners as anner Jungs ok, aber man brukt denn Mann nich alles horklein to vertelln, wenn he inkümt, Kinnersorgen hört de Fru!

MUDDER. Ick hew mien Mann nie wat verheimlicht.

HUGO. Slimm genog.

ELSABE. God, wenn Dien Mann dat verdragen künn! Willem verdrägt dat nich!

WILLEM haut die Hand auf den Tisch. Swieg jetz endlich still! Ick will nichs mehr hörn!

MUDDER. Ja, Du bist to bedurn, Willem, ick hew dat all lang kamen seihn: dat 's kein Fru för Di.

HUGO. Na nu! nu holl aber op![86]

WILLEM. Swieg davon still! Ick will von Di garnich bedurt sien! Aber verdammi! Ji möt doch Freeden holln könn'!

ELSABE wütend, verächtlich. Hm! kein Fru för Di! Warum bin ick em denn in söß Johr genog weest?! Nich einmal hett 't Striet geben! Geht an den Tisch. Willem! segg Du! hest Du einmal to klagen hatt? hest Du einmal nich Dien Recht kreegen?!

WILLEM. Da seggt ja keiner wat von! Nu swieg doch endlich still!!

ELSABE. Gewiß! Mudder seggt 't!! Ick bin kein Fru för Di! Un 't is Dien Pflicht as Ehmann, dat Du sowat nich op mi sitten letst!

HUGO. So lang ick hier in' Hus bin, hewt s' wie de Kinner tosam lewt! Kein ludes Wurt is folln! Mudder hett denn Striet int Hus bröcht, grad as ick dat in vörut seggt hew!

MUDDER steht auf. So! – also danach willn ji beiden rut! Ick bin juch hier toveel.

ELSABE. Da seggt kein Minsch wat von!

MUDDER. Ick hew 't ja all lang markt, aber ick kunn 't nich glöben, dat Hugo so sien eigen Mudder op de Strat setten möcht!

WILLEM. Hugo hett hier nichs ruttosmieten un smitt kein' op Strat! Hör nu endlich op mit Dien Larm un sett Di dahl! Dat kummt ein' ja lang ut 'n Hals rut.

MUDDER. Denn sall ick mi hier woll weder anbetteln? Fragen, ob Dien Fru mi hier ok noch[87] länger lieden will? Nee! dor hest kein Glück mit! Ick kann mi noch selbst ernährn; ick kann noch arbeiten, un ick will ok arbeiten! Wenn ick bie anner Lüd gah, kann ick sogar noch Geld verdein!

HUGO. Denn gah doch hen nah anner Lüd, wat quarkst hier denn rum?! Dor hest man kein', de argern kannst; anner Lüd lat sick dat nich so gefalln!

WILLEM. Nu do mi denn einzigen Gefalln, Hugo, un schwieg still! Mudder bliwt hier! Wat sölt sünst de Lüd dorvon denken. Wi müßten uns ja schämen. Kum acht Dag hier un all weder weg.

MUDDER. Nee, Jung! Ick bliew nich hier! Meinst Du, ick sall mi hier tribuliern un uthunzen laten? Dat hew ick nich so grod nödig! Wenn ick mal nichs mehr kann, denn könnt je mi petten! – Aber uns' Herrgott ward 't jawohl nich sowiet kamen laten.

WILLEM steht auf und geht zur Mudder; ruhig und ernst. Nu hör mal to, Mudder, in' goden!

MUDDER kampfbereit. Nu? Man los!

WILLEM. Tribuliern un uthunzen laten? Wer hett Di denn hier uthunzt un tribuliert? Dat much ick weiten! Elsbe hett Di ut sick kein Wurt to nah seggt! Da kenn ick se to genau! Un Du hest ehr manchmal schöne Wür an' Kopp smeeten, dat wist doch nich afstrieden?

MUDDER. So! – Du ok noch? – Na, ja, Du mößt se in Schutz nehmen, dat is Dien Fru – dat schickt sick nich anners. Denn will ick man glieks gahn, damit[88] ick Dien gebild'te Fru man ja nich unner de Burt stöt. Da möt man sick ja ornlich in acht neh men Geht nach links. un dorbie hett s' von Husstand führn öberhaupt kein Ahnung.

WILLEM. Du geihst hüt abend nich weg! Da fohrt ja öberhaupt kein Damper mehr nach Hambog rop.

MUDDER. Ah! ick will woll 'n Platz achtern Diek findn. Du sühst ja, wie gern Dien Fru mi hier süht, se holt mi mit kein Wurt, se freut sick innerlich! Nach links ab. Ick will man Stebel antrecken un mien Hot opsetten, un mien por Lumpen lat ick denn morgen afhaln Ab.

WILLEM zu Elsabe, die stumm am Küchenschrank gelehnt steht. – Segg Du ehr, dat se blieben sall.

HUGO. Do 't nich!

ELSABE. Ick hew kein Recht, ehr dat Hus to verbeiden, un hew't ok nich dahn. Mienwegen kann se blieben. Aber ick ehr trüch holln? Nee! dorto hett se mi to weih dahn!

WILLEM. Dat is 'n olle Fru, se seggt mal 'n Wlut, denn hört man da eben nich nah hen. – De Mudder so ut 'n Hus gahn laten, dat 's mi dat Schrecklichste, wat 't geben kann! Dat geiht mi an 'e Niern! – Segg dat s' blieben sall ... sünst hest Du 't nich god bie mi!

ELSABE besinnt sich, geht dann entschlossen an den Tisch und räumt ab. Einerlei, ick segg ehr 't nich![89] Se hett mit to un to weih dahn. Segg Du ehr 't doch, Du bist doch ehr Söhn.

WILLEM. Na, Du mößt ja weiten, wat Du deihst.

MUDDER kommt zurück, Hut und Mantel überm Arm. So – dat wär ja weder mal to Enn' Setzt sich den Hut auf.

WILLEM nimmt seine Mütze. – Op de Lüneborger Sied, da bie de olle Prigges, da hett Di 't ja so gefalln.

MUDDER. Ja, da is 't ok schön.

WILLEM. Mit 'n Damper kannst ja nich mehr, un mi wär 't ok verdammi nich recht, wenn Du weder noh Hambog bie Lisbeth trecken deihst.

MUDDER. Dat do ick nich gern, aber ... Schlägt sich den Umhang um.

WILLEM. Nee! sast nich! Du wahnst mit de oll Prigges tosam. Un dit Hus steiht di to jeder Tiet apen. Du kannst kamen, wann Du wullt! – dat erlauw ick Di! –

MUDDER. – Na ja – mi is alls recht, wat ji mit mi maken dohn. Mi möt 't ja man recht sien – Geht zur Tür. Na, atüs!

WILLEM. Ick gah mit Di Öffnet die Tür. Verdammi! sieht de Himmel ut!

MUDDER zu Hugo, der nach vorn an den Tisch gegangen ist. Na, Di will 'ck man nich atüs seggen, Du giwst mi de Hand ja doch nich.

HUGO geht zu ihr, schüttelt ihre Hand besonders[90] lange und kräftig. Ah, wenn Du geihst, nich mehr wie gern! Atüs! atüs!

WILLEM langsam ab.

MUDDER. Man wenn ick kumm nich? Na, ick kenn Di ja. – Atüs Ab; Willem nacheilend.

HUGO. Gott sie Dank!

ELSABE sieht eine Weile stumm auf den Tisch. – Wär dat 'n Abend – – wenn mi dat ein seggt har Läßt sich auf einen Stuhl fallen, legt den Kopf auf den Tisch. – dat 't ok so kamen mößt – – Weint.

HUGO geht schmerzlich berührt von der Maschine an die Kommode, dann an den Schrank, hier und da etwas betrachtend oder zurechtsetzend; sieht hin und wieder heimlich zu Elsabe hinüber. Kommt endlich an die linke Schrankschublade, zieht sie ganz leise auf, wobei er wie ein Dieb auf Elsabe sieht. Will ganz leise nach hinten langen, rührt dabei aber doch an die Messer und Gabel.

ELSABE hört das leise Klappern, blickt verstört auf, sieht Hugo, erkennt sofort, was er will. Hugo! Stürzt auf ihn zu. War nich to 'n Süper! Hugo! lat 't liggen! Do 't mi to Leiw!

HUGO. Ick kann Dien Jammern nich verdragen! Is ja nu doch all egal.

ELSABE nimmt ihm die Börse ab, legt sie wieder in die Schublade und schiebt sie zu. Nee, nee, ick will ok nich mehr jammern! Kein Lut sast Du von mi hörn! Faßt ihn bei der Hand. Wi verstaht uns ja doch, Hugo![91] Wenn w' ok nie ... nie ... Trocknet hastig ihr Gesicht. – Kumm, sett Di op 't Sofa, ick les Di wat vör.

HUGO den Blick zu Boden. – Se heb Di weihdahn, Elsbe –

ELSABE zwingt sich zum Lächeln. Lat! Süh, ick wein all nich mehr – Kumm, ick les' Di vör. – Zieht ihn zum Sofa.


Vorhang.


Quelle:
Fritz Stavenhagen: Mudder Mews. Hamburg 21908, S. 63-64,67-92.
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