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[175] – Jetzt also zu Lippius' Uhr! sagte ich mit der Miene eines Mannes, der endlich alle Schwierigkeiten überwunden[175] hat, – nun hindert mich nichts mehr daran, sie zu besehen, und die chinesische Geschichte und das Andere auch. – Nichts als die Zeit, sagte François, denn es ist bald elf Uhr. – So müssen wir desto mehr eilen, sagte ich und schlug den Weg nach der Kathedrale ein.
Ich kann nicht sagen, daß es mich sehr betrübt hätte, als mir einer der niedern Geistlichen beim Eintritt in die Kirche sagte, daß Lippius' große Uhr in Unordnung sei und seit Jahren nicht mehr ginge. – So bleibt mir desto mehr Zeit, sagte ich, die chinesische Geschichte ordentlich zu besehen, und außerdem werde ich besser im Stande sein, dem Publikum von der in Unordnung gerathenen Uhr einen Bericht abzustatten, als wenn ich sie in vollkommenem Zustande gefunden hätte.
Also trabte ich nach dem Jesuitenkollegium.
Nun ist es aber mit dem Vorhaben, eine chinesisch geschriebene chinesische Geschichte zu besehen, gerade so wie mit vielen andern Dingen, die ich nennen könnte, und die die Phantasie nur aus der Ferne reizen; je näher ich der Sache selbst kam, um so mehr kühlte sich mein Blut ab, die Lust schwand immer mehr, und zuletzt hätte ich keinen Pfifferling darum gegeben, sie zu befriedigen. – Ich hatte auch wirklich zu wenig Zeit, und dann zog es mich mächtig zum Grabe der Liebenden. – Gott gebe, sagte ich, als ich den Thürklopfer in die Hand nahm, daß der Bibliothekschlüssel verloren ist. – Es kam ganz ebenso gut – –
Denn die Jesuiten hatten sämmtlich die Kolik, und zwar in einem solchen Grade, wie sich die ältesten Praktiker dessen nicht erinnern konnten.
Ausgewählte Ausgaben von
Tristram Shandy
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