[131] 1.
Ofnet euch/ ihr Augen-güsse/
trähnet Blut-gefärbte Flüsse/
klagt/ beweinet/ was ich misse!
Meine Freud' ach! ist verblichen.
Helfft/ ihr Götter meiner Noht!
Schönheit/ Tugend/ Zucht ist tod
und nach Leten hingewichen.
2.
Rauffet euch/ Ihr Nymfen-schaaren/
ungemenschet in den Haaren/
heulet bey der Leichen-Bahren/
hüllet euer Angesichte
schlaget auff die blosse Brust/
saget Abschied aller Lust/
Meine Göttin ist zu nichte.
3.
Amor/ lesche deine Flammen/
tritt mit Zyprien zusammen
alle Wollust zu verdammen/
weil das Bild der Treffligkeiten
deiner Fakkel wehrter Zwekk
nu ist auß dem Leben weg
und mit ihr der Trost der Zeiten.
[131]
4.
Pflükkt/ ihr Musen/ um Permessen
Amaranten und Zypressen/
die Melposens Zähren nässen/
wimmert um Asopus Wellen
einen kläglichen Gesang/
daß der raue Jammer-klang
mög' an Teben wieder gellen.
5.
Brecht/ ihr Wolken/ donnert/ schüzzet/
schwizzet ganze Seen/ schwizzet/
weil mein Nord-stern ist verblizzet.
Du vergöldtes Radt der Sonnen/
dunkle deiner Reise Bahn/
ziehe schwarze Kleider an/
Lune/ weil mein Licht verbronnen.
6.
Pfeifft erbärmlich/ Lufft und Winde/
Echo ächz es in die Gründe/
wo ich mich verzweifelt finde!
diese Faust ist schon gerüstet
mir zuthun den lezten Stoß.
Meine Marter ist zu groß/
daß mich nicht zuleben lüstet.
7.
Hohlt mich ab/ ihr junge Hirten/
beyde soll ein Grab bewirten.
Leget uns in grüne Myrten.
die das Leben nie geschieden/
trennet auch die lezte Pflicht
und der Riß der Parzen nicht/
der sonst alles kan zerglieden.
[132]
8.
Brechet auß den Marmor-steinen
von den allerreinsten einen/
drauff soll diese Schrifft erscheinen:
Die im Leben treu verharret
stets ein Geist und eine Seel'
Ach! die hat in diese Höl'
Amor selber eingescharret.
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