36. Das Rüsthaus

[77] September 1775.


Das Herz im Leibe thut mir weh,

Wenn ich der Väter Rüstung seh;

Ich seh zugleich mit nassem Blick

In unsrer Väter Zeit zurück!
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Ich greife gleich nach Schwert und Speer,

Doch Speer und Schwert sind mir zu schwer!

Ich lege traurig ungespannt

Den Bogen aus der schwachen Hand.


Des Panzers und des Helmes Last,

Der Schild, den ihre Hand gefaßt,

Des breiten Beiles langer Schaft

Zeugt von der Väter Riesen-Kraft!


Geschwenkt von eines Helden Arm

Hat dieses Panner manchen Schwarm

Der stolzen Feind', in mancher Schlacht

Wie scheues Wildpret weggejagt.


Sie flohn und warfen aus der Faust

Die Fahnen, vom Gewühl zerzaust;

Die sammelte des Siegers Hand

Und hing sie auf an diese Wand.


Viel andre Beute hänget noch

Und zeugt vom abgeworfnen Joch,

Von der Burgunder Heeres- Macht

Und Übermut und eitler Pracht!


Mit diesen Stricken wollten sie

Der Schweizer Hände binden früh,

Und eh' die Sonne sank ins Thal

Beschien sie noch der Stolzen Fall!


So focht der Väter Helden-Mut,

Es floß für uns ihr teures Blut!

Sie sind des Enkel-Dankes wert,

Wohl dem, der sie durch Thaten ehrt!


Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 50,2, Stuttgart [o.J.], S. 77-78.
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