a.

[206] Eine kränkliche Frau zu Jader-Außendeich wurde auf Anraten des Arztes nach Dangast ins Seebad geschickt, aber der Aufenthalt dort führte nicht zur Besserung. Sie fühlte, daß ihr Ende nahe sei, und verlangte sehnlichst, noch einmal mit ihrem Manne zu sprechen, aber ehe dieser anlangen konnte, starb sie. Später wurde eines Abends in ihrem Hause an die Haustür gepocht. Die Magd ging, um zu öffnen, und wie sie die Tür öffnete, sah sie eine weiße Gestalt vor sich stehen. Die Magd rief: »Goden Abend!« erhielt aber keine Antwort. Sie rief nochmals so, und als sie auch jetzt noch keine Antwort erhielt, so sagte sie: »Spräk, oder ick hol der de Fork in!« Jetzt sprach die Gestalt mit leiser Stimme: »Nun, laß ihn nur, kommen.« Rasch schlug das Mädchen die Türe zu, ging in die Stube und erzählte, was vorgefallen. Der Mann stieg aus dem Fenster, und als er endlich wieder kam, sagte er zu der Magd: »wenn dir künftig so etwas wieder passiert, so sei nicht wieder so grob, sondern sei freundlich und bescheiden, denn es tut dir nichts zu Leide.« Die Magd hat aber später dergleichen nicht wieder gesehen.

Quelle:
Ludwig Strackerjan: Aberglaube und Sagen aus dem Herzogtum Oldenburg 1–2, Band 1, Oldenburg 21909, S. CCVI206.
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