102. Das müde Kind

[562] Mel.: Psalm 9. Lobw.


1.

Ach Gott, es taugt doch draußen nicht,

Man kommt um Ruh, um Kraft, um Licht;

Ich brauch' zur Not Vernunft und Sinnen,

Doch wohn' am liebsten bei dir drinnen.


2.

Ich bin der schlechten Dinge satt;

Man sieht, man hört, man denkt sich matt.

Ach, Mutterherz, drein ich mich senke,

Nimm ein dein Kindlein und es tränke!


3.

Unschuldig-sanfter Liebesgrund,

Ach laß mich in dir alle Stund'

Hinfort nur eingesunken leben,

Dir kindlich, meinem Gott, ankleben!


4.

Mein schmachtend Herz sich offen hält

Gleichwie ein ausgedorrtes Feld;

Du Geistestau, du sanfter Regen,

Erquicke mich mit Gnad' und Segen!

Quelle:
Gerhard Tersteegen: Geistliches Blumengärtlein. Stuttgart 1956, S. 562-563.
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Geistliches Blumen-Gärtlein Inniger Seelen; Oder kurtze Schluß-Reimen, Betrachtungen und Lieder uber allerhand Warheiten des Inwendigen Christenthums ...: [Reprint of the Original from 1735]