[283] Der Bürgermeister. Beringer. Beringer zieht das Dornsteiner Wochenblatt aus der Tasche.
BERINGER. Ich bin jetzt über die gestrige Ovation aufgeklärt.
BÜRGERMEISTER. Der Artikel? Gerade will ich in die Redaktion.
BERINGER klopft mit dem Handrücken auf die Zeitung. Ist das alles pure Erfindung?
BÜRGERMEISTER. Nein, das heißt ...
BERINGER. Der Artikelschreiber weiß jedenfalls, warum er vor deinem Hause gesungen hat.
BÜRGERMEISTER. Das ist doch alles bodenlos dumm und übertrieben!
BERINGER. Die Ausschmückung, gewiß. Aber der Kern der Sache bleibt der nämliche.
BÜRGERMEISTER. Ich versichere dir, daß Heitzinger mir versprochen hat, nichts zu schreiben.
BERINGER. Das ist doch der deutliche Beweis, daß du etwas zu verheimlichen hattest.
BÜRGERMEISTER. Nein. Paß mal auf.
BERINGER. Bitte, wenn du mich hören willst. Ich werde sehr kurz sein. Du weißt, daß ich jeden Tag die Beförderung erwarte? Der Bürgermeister nickt zustimmend. Und daß ich begründete Aussicht habe, als Staatsanwalt in das Justizministerium zu kommen?
BÜRGERMEISTER. Gewiß weiß ich das.
BERINGER. Ich habe nie Protektion gehabt; mir ist es nicht leicht gemacht worden. Von Anfang an nicht.
BÜRGERMEISTER. Du hast dir's sauer verdient.
BERINGER. Ich habe darum gearbeitet. Viele Jahre, und jetzt stünde ich vor dem Ziele. Endlich!
BÜRGERMEISTER. Jetzt hast du's auch in der Tasche.
BERINGER heftig. Nein, es ist alles in Frage gestellt. Im letzten Moment.
BÜRGERMEISTER. Wieso denn, Adolf?
BERINGER. Es wird bestimmt nichts daraus. Es ist so viel wie sicher, wenn ... wenn ...[283]
BÜRGERMEISTER. Aber ...
BERINGER. Du weißt recht gut, daß man alles mögliche in Betracht zieht. Daß wir auch nicht so ohne weiteres heiraten können. Man informiert sich ja sehr genau.
BÜRGERMEISTER. Ja ... was? ... Was? ...
BERINGER. Ich verscherze alles. Mit einem Schlage. Und ich kann das nicht. So leid es mir tut, ich kann nicht. Ich darf mich nicht kompromittieren.
BÜRGERMEISTER sehr bestürzt. Was willst du damit sagen?
BERINGER. Daß ich von der Verlobung zurücktreten muß; so schmerzlich mir das ist!
Der Bürgermeister sieht Beringer kurze Zeit schweigend an; dann geht er rasch auf ihn los und ergreift seine rechte Hand.
BÜRGERMEISTER. Junge! Das war nicht dein Ernst.
BERINGER. Es liegt mir sehr ferne, jetzt zu scherzen.
BÜRGERMEISTER. Du willst doch nicht wirklich ...?
BERINGER. Ich muß. Wendet sich zum Gehen.
BÜRGERMEISTER. Aber das ist ja alles Unsinn! Du! Hör doch! Junge! Das ist ja Unsinn!
BERINGER. Mache es mir nicht noch schwerer! Ich kann nicht anders. Er geht zur Gartentüre. Von links stürzt Suschen herein und umarmt ihn stürmisch.
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