Rechts und links

[286] Rechts sind Bäume, links sind Bäume,

und dazwischen Zwischenräume.

In der Mitte fließt ein Bach!

Ach!


Rechts hat man die Industriellen,

welche eine Presse wellen,

eine, die den Abonnenten

nationale fette Enten

täglich aufzubinden hat.

Und so fällt denn Blatt auf Blatt

in die Hände von Kartellen

unsrer Großindustriellen.

Und man schiebt sich dies und jenes,

weils bequem is und gemeen is.


Und die Aktie kommandiert –

die Verwaltung salutiert.

Helfferich ruft Weh und Ach . . .

In der Mitte fließt ein Bach.


Links hat man die neuen Helden,

die sich schon seit 18 melden,

wenns was zu vermitteln gibt.

(Dies Geschäft ist so beliebt.)

Barmat, Parvus, Sklarz Gebrüder –

Ei, man ist so brav und büder.

Die Regierung ist schockiert

und wird mächtig angeschmiert.

Manches Silber ist vernickelt,

mancher Handel ist verwickelt.

Reine Finger hab, wer kann!

Schlimmstenfalls zieh Handschuh an![286]


Rechts sind Schieber, links sind Schieber.

Jedes Antlitz ein Kassiber.

In der weiland großen Zeit

schob man Seins im grauen Kleid.

Sieh die Rechten, sieh die Linken –

und es will mich schier bedünken,

. . .

Rechts sind Bäume, links sind Bäume,

und dazwischen Zwischenräume.

In der Mitte fließt ein Bach –

Ach!


  • · Theobald Tiger
    Ulk, 27.02.1920, Nr. 9.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 2, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 286-287.
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