[319] » . . . . Einmarsch ins Ruhrgebiet lediglich mit der Absicht gerechtfertigt worden, rückständige Kohlen- und Holzlieferungen einzutreiben. Aber Stresemanns Rede hat mit erfreulicher Deutlichkeit bewiesen, daß Deutschland seine schärfste und beste Waffe, den passiven . . . «
Zwei Akte spielt Chaplin ganz allein. Er hat etwas reichlich von dem zu sich genommen, was in Amerika jetzt unter die Prohibition fällt, und nach einer heftigen Bataille mit der Tür des Autos rollt er vor sein Haus. Das Auto ab. Chaplin allein. Was nun?
Wir hatten einmal einen Schlüssel, aber den haben wir leider im Whisky liegen lassen. Der Schlüssel – wo ist denn der? Aber der wackre Chaplin forcht sich nit und beklettert sein Haus von außen und dringt durch das an ihm angebrachte Fenster in dasselbe ein. Und steht selig im Zimmer . . . Und wie er so verstört um sich stiert, da finden seine emsigen Hände in seinen Taschen den Schlümmel, den Schlüssel . . . Was ist das, Chaplin? Das ist ein Schlüssel. Was macht man damit? Man schließt damit Türen auf, wenn man nach Hause kommt. Von außen? Von außen. Na also –! Und heraus aus dem Fenster, heraus auf die Straße, rum um das Haus und aufgeschlossen, und – Triumph! Sieg! – hinein ins Zimmer. Drei Hurras für den Schlüssel!
Ja, da wären wir nun. Die Augen zwinkern – das ist ein sehr merkwürdiges Heim. Zwei Treppen führen aus der kleinen ›hall‹ nach oben, auf eine Balustrade, wo eine furchtbare Kuckucksuhr einen grausenerregenden Pendel schwingt, so lang wie ein Grenadier. Und dann stehen da so viele ausgestopfte Tiere herum . . . Nach einigen Meinungsverschiedenheiten mit denen Katzen großes Sechstagerennen um einen drehbaren Tisch: dortselbst ist eine Karaffe angebracht, die wegläuft. Mit List, Tücke und einem eingeklemmten Smokingzipfel wird sie gefangen. Ja, und nun wollen wir zu Bett gehen. Zu diesem Zweck muß er die Treppe hinauf.
So viel verschiedene Arten, eine Treppe herunterzufallen, habe ich noch nie gesehen. Es ist ganz erstaunlich, was Charlot da anstellt. Er rollt herauf und trudelt herunter, er steigt o-beinig nach oben und kommt koppheister nach unten, er kämpft, er haßt, er streichelt die Treppe, er versucht es mit Gewalt und mit Pathos, mit letzter Verzweiflung[319] und mit Koketterie – es geht nicht. Einmal setzt er alles auf eine Karte und auf seine zwei Spiritusbeine und tobt nach oben, als hätte es nie Schwierigkeiten gegeben, diese Treppe zu besteigen . . . Es ist der Kampf des Menschen mit dem Schicksal . . . Und kommt mit dem ganzen Treppenläufer wieder unten an, liegt eingewickelt da und trinkt sofort, noch auf der Erde, einen kleinen Erholungsschnaps . . . So haben wir lange nicht gelacht.
Und mit welcher Sparsamkeit der Bewegungen ist das alles gemacht! Mit welchem Minimum an effort! Wie leise geht alles, wie sanft und aalglatt! Einmal kommt er beinahe, beinahe nach oben, schon erklimmen die glücklichen Zehen die oberste Stufe, da blickt der Entsetzte in das Antlitz eines schwarzen Grisly-Bären. Wupp – runter. Wie das gemacht ist, wie in dieser blitzschnellen Bewegung liegt: »O weh – Bär! Bär? Will nicht. Abgelehnt. Auf Wiedersehn!« – das ist nicht zum Blasen.
Und wie man gar nicht mehr lachen kann, da hat er es endlich erwischt: aus seinem reichen Erfahrungsleben erinnert er sich, wie man Anhöhen überwindet, und setzt sich ein Tirolerhütchen auf und bindet sich einen Rucksack um und ergreift seinen Eispickel und eine Axt und hackt Löcher ins Geländer und kommt so glücklich nach oben. Und fällt leider wieder herunter, weil er sich – Gott seis geklagt – unten angeseilt hat. Aber angeseilt hat er sich.
Und was dann noch alles mit dem Uhrpendel und unter der Brause geschah, das weiß ich nicht mehr – denn ich habe mich aus dem Leim gelacht.
» . . . Widerstand gegen Poincaré . . . Selbst wenn man annimmt, daß Frankreich heute Wege sucht, um die Zerstörung deutscher Reichshoheit herbeizuführen, so muß festgestellt werden, daß seine bisherige Taktik durch das mannhafte Auftreten der Reichsregierung Ergebnisse nicht gezeitigt hat.«