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[251] Na, Gottseidank! Nun sind wir ja soweit,

daß jeder: Hoch die Republike! schreit –

es war auch höchste Zeit.


Ja, früher! Ohne daß du es verlangst,

da hatten alle vor dem Dingrichs Angst –

man kann nie wissen, wie? Sie schlichen dumm

mißtrauisch um den neuen Balg herum.

Und faßten leise tappend auch mal hin . . .

Beißt sie? Beißt sie nicht? Beißt sie? Beißt sie nicht? . . .


Der armen Republik war nicht danach zu Sinn.

Die biß nicht, als der Wilhelm kniff;

die biß nicht, als der Kapp was pfiff;

die biß nicht, als Erzberger fiel,

als Rathenau fiel,

und als Haase fiel –

die biß keine Reichswehrkompanie –

die biß nie.


Hat sich, im Gegenteil, schön gewandelt.

Hat nachgelassen und kuhgehandelt,

mal lag sie unten, mal lagen die andern oben,

und heute darf jeder das Dingrichs loben.

Kaiserreich? Republik? Welches von beiden?

Sie sind kaum noch zu unterscheiden.


Und nun kommen in hellen Haufen

alle, alle angelaufen.

Die schlimmsten, ältesten Reaktionäre,

Pastöre, Generale – ganze Heere – –

ist das ein Konjunkturisten-Rennen!

Man darf sich, ob Sies glauben oder nicht,

ruhig zur Republik bekennen.

Die ist nicht aus Eisen – die ist aus Holz.

Und die Republikaner sind noch so stolz –!


Gut ausgestopft und richtig gemischt.

Gehn Sie ruhig ran.

Die tut Ihnen nischt.


  • [251] · Theobald Tiger
    Die Weltbühne, 05.07.1927, Nr. 27, S. 24.

Quelle:
Kurt Tucholsky: Gesammelte Werke in zehn Bänden. Band 5, Reinbek bei Hamburg 1975, S. 251-252.
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