Vorbericht

[3] Die günstige Aufnahme, welche der erste Theil von Julchen Grünthal gefunden hat, mußte für die Verfasserin ein lebhafter Antrieb seyn, nicht nur das angefangene Werkchen fortzusetzen und zu vollenden, sondern auch das, was davon schon herausgegeben war, so sehr als möglich zu verbessern. Der Umstand, daß es einer fremden, ihr ganz unbekannten Hand gefallen hatte, einen zweiten Theil zu schreiben und drucken zu lassen, bestätigte sie noch in ihrem Vorsatz.

Sie hat jetzt ihren Entschluß ausgeführt, und überreicht denen, die sich für Julchens Schicksal schon interessirt haben, oder noch interessiren wollen, eine völlige Umarbeitung des ersten[3] Theils, und einen ganz neuen zweiten und letzten Theil, worin die Ereignisse der Familie Grünthal so weit erzählt werden, als sie ihr bekannt geworden sind.

Sie bittet nun für das Ganze um dieselbe Nachsicht, welche man schon der ersten Hälfte desselben in einer unvollkommnern Gestalt geschenkt hat. Sie hofft diese Nachsicht zuversichtlich bei jedem zu finden, der sich den wahren Gesichtspunkt der Beurtheilung nicht verschieben und sich erinnern will, daß sie nicht für Gelehrte, sondern zunächst für ihr eignes Geschlecht, für ihre Mitbürgerinnen schrieb, zu deren Veredlung mitwirken zu können der angelegentlichste Wunsch ihres Herzens ist.

Berlin, im September 1797.[4]

Quelle:
Friederike Helene Unger: Julchen Grünthal. 2 Bände, Band 1, Berlin 1798, S. 3-5.
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