Sechzehntes Capitel.
Vorbereitungen.

[309] Am folgenden Tage, am 30. August gingen Benito und Manoel miteinander zu Rathe. Sie glaubten den Gedanken des Richters, den dieser in ihrer Gegenwart nicht laut werden lassen wollte, verstanden zu haben, und überlegten nun, wie es möglich sei, dem Verurtheilten, welcher der Hinrichtung nicht entgehen zu können schien, bald zur Flucht zu verhelfen.

Einen andern Weg zur Rettung sahen sie nicht mehr offen.

Es war ja allem Anscheine nach vorauszusagen, daß jenes unlesbare Document für die Oberbehörden von Rio de Janeiro keinerlei Werth haben und als todter Buchstabe betrachtet werden würde; dann konnte das erst ergangene Urtheil, welches Joam Dacosta für den Urheber des Attentats erklärte, natürlich auch keine Aenderung erfahren, und der Befehl zur Hinrichtung mußte unvermeidlich eintreffen, weil gerade in diesem Falle eine Strafumwandlung vom Gesetz ausgeschlossen war.

Noch einmal mußte Joam Dacosta also sein Heil in schleuniger Flucht suchen, um sich der unverdienten Gefangenschaft und allen weiteren Eventualitäten zu entziehen.

Die beiden jungen Männer verabredeten zunächst, über ihre zu unternehmenden Schritte unbedingt Stillschweigen zu bewahren; weder Yaquita noch Minha sollten von ihrem Vorhaben unterrichtet werden. Sie fürchteten bei diesen damit vielleicht Hoffnungen zu erregen, welche zuletzt unerfüllt bleiben konnten. Denn wer konnte vorher wissen, ob dieser Versuch zur Befreiung des Verhafteten nicht in Folge mißlicher Umstände kläglich scheiterte?

Fragoso's Mithilfe wäre bei dieser Gelegenheit gewiß sehr wünschenswerth gewesen. Der gewandte und zu Allem bereite Bursche hätte ihnen sicherlich nützliche Dienste leisten können; Fragoso aber war noch nicht wieder erschienen. Auch Lina, welche man nach ihm fragte, vermochte nicht anzugeben, was aus ihm geworden sei, noch warum er die Jangada, ohne ihr ein Wort zu sagen, verlassen habe.[310]

Hätte Fragoso freilich vorausgesehen, daß die Sachen auf den Punkt kommen konnten, auf welchem sie jetzt standen, so würde er die Familie Dacosta jedenfalls nicht verlassen haben, um einen Ausflug zu unternehmen, der aller Wahrscheinlichkeit nach doch zu nichts führte. Ja, gewiß wäre es besser gewesen, bei der Befreiung des Verurtheilten hilfreiche Hand zu leisten, als auf gut Glück die alten Kameraden des Abenteurers aufzusuchen.

Fragoso war aber nun einmal nicht zur Hand und man mußte wohl oder übel von seiner Mitwirkung absehen.

Benito und Manoel verließen die Jangada schon früh am Morgen und begaben sich nach Manao. Sie gelangten bald nach der Stadt und betraten die engen, zu dieser Stunde noch menschenleeren Straßen. Binnen wenig Minuten befanden sie sich vor dem Gefängnisse und durchstreiften nach allen Richtungen das öde Terrain, in dessen Mitte sich das als Arresthaus dienende alte Kloster ehrwürdig erhob.

Es lag ihnen selbstverständlich viel daran, sich zunächst über die Oertlichkeit sorgsam zu orientiren.

An einer Ecke des Gebäudes befand sich, fünfundzwanzig Fuß über dem Erdboden, das Fenster der Zelle, welche Joam Dacosta inne hatte. Es war mit einem eisernen Gitter in ziemlich schlechtem Zustande verwahrt, so daß man diese offenbar leicht herausreißen oder durchsägen konnte, wenn es nur gelang, bis an dasselbe hinaufzukommen. Die schlecht verbundenen Steine der Mauer, zwischen denen der Mörtel an manchen Stellen herausgebröckelt war, boten zahlreiche Vorsprünge, die dem Fuße genügenden Halt bieten mußten, wenn es möglich wurde, sich mittelst eines Seiles emporzuhissen. Ein solches Seil konnte vielleicht, wenn es geschickt geworfen wurde, um einen der Stäbe des Gitters geschlungen werden, der aus seiner Höhlung gehoben und nach außen gebogen war und so eine Art Haken bildete. Darauf galt es nur zwei oder drei Stäbe herauszuheben, so daß ein Mensch sich hindurchzwängen konnte,


Der Richter, geistig und körperlich erschöpft. (S. 309.)
Der Richter, geistig und körperlich erschöpft. (S. 309.)

und dann konnte eine Entführung mit Hilfe jenes an dem Fenstergitter befestigten Seiles keine weiteren Schwierigkeiten darbieten. Während der Nacht, wel che dem Aussehen des Himmels nach sehr dunkel zu werden versprach, durfte man wohl annehmen, daß alle diese Vorbereitungen unbemerkt von statten gehen würden und Joam Dacosta vor Anbruch des Morgens befreit und in Sicherheit sein werde.

Wohl eine Stunde lang wandelten Benito und Manoel hin und her, um die Aufmerksamkeit Anderer nicht zu sehr auf sich zu lenken, und merkten sich[311] Alles genau, sowohl die Lage des Fensters und den Zustand der Vergitterung desselben, wie auch die Stelle, von welcher aus ein Seil am bequemsten geworfen werden konnte.

»Das wäre also abgemacht, sagte darauf Manoel, aber meinst Du, daß wir Deinen Vater vorher benachrichtigen?

– Nein, Manoel! antwortete Benito mit einer gewissen Besorgniß. Ich denke, wir verheimlichen unser Vorhaben, das ja mißglücken könnte, ihm ebenso wie unserer Mutter.[312]

– Wir führen es durch, Benito! antwortete Manoel voll Zuversicht. Und doch will Alles bedacht sein, z. B. wenn der Gefängnißaufseher gerade zur Zeit der Entweichung aufmerksam würde?...

– So werden wir Gold genug haben, uns das Schweigen des Mannes zu erkaufen, erwiderte Benito.

– Ganz gut, sagte Manoel. Doch wenn unser Vater aus dem Kerker befreit ist, kann er weder in der Stadt noch auf der Jangada verborgen bleiben. Wo soll er dann Schutz suchen?«


An einer Ecke des Gebäudes. (S. 311.)
An einer Ecke des Gebäudes. (S. 311.)

Diese zweite und sehr wichtige Frage verlangte gebieterisch eine Lösung, und fand sie in folgender Weise:

Etwa hundert Schritte von dem Gefängnisse durchschnitt die unbebaute Nachbarschaft einer jener Kanä[313] le, welche unterhalb der Stadt in den Rio Negro ausmünden. Dieser Kanal bot einen bequemen Weg, den Fluß zu erreichen, wenn den Flüchtling hier eine Pirogue erwartete. Vom Fuße der Mauer bis zum Kanal war kaum ein Weg von hundert Schritten zurückzulegen.

Benito und Manoel beschlossen also, daß eine der Piroguen der Jangada gegen acht Uhr Abends von derselben unter Leitung des Piloten Araujo und bemannt mit zwei kräftigen Ruderern abstoßen sollte. Diese hätte dann den Rio Negro hinauszufahren, in den betreffenden Kanal einzubiegen, sich nach der ziemlich öden Umgebung des Gefängnisses zu begeben, und sollte dort, unter dem hohen Gebüsch am Ufer verborgen, die ganze Nacht zur Verfügung des Gefangenen bereit liegen.

Wenn Joam Dacosta auch das Fahrzeug glücklich erreichte, so entstand doch noch die Frage, wohin er sich begeben sollte.

Die beiden jungen Männer einigten sich auch über diesen Punkt, nachdem sie das Für und Wider reichlich erwogen hatten.

Nach Iquitos zurückzukehren, dazu war der Weg zu schwierig und gefahrvoll. Jedenfalls erschien er auch zu weit, ob der Flüchtling nun zu Lande dahin zu gelangen suchte, oder auch den Amazonenstrom wieder aufwärts segelte. Weder Pferd noch Pirogue mochten im Stande sein, ihn schnell genug in Sicherheit zu bringen. Auch die Fazenda selbst bot ihm in Zukunft nicht hinreichenden Schutz. Dort angekommen, war er später doch nicht mehr der Fazender Joam Garral, sondern der verurtheilte Joam Dacosta, immer davon bedroht, auf Verlangen ausgeliefert zu werden, und niemals in der Lage, das frühere Leben in Ruhe fortzuführen.

Auf dem Rio Negro nach dem Norden der Provinz oder vielleicht bis jenseits des brasilianischen Gebietes zu entfliehen, dieser Plan hätte mehr Zeit beansprucht, als Joam Dacosta zu verwenden hatte, dessen erste Sorge es ja sein mußte, sich vor unmittelbarer Verfolgung zu sichern.

Sollte er den Amazonenstrom hinabfahren? Da begegnete er am Ufer zu vielen Militärposten, Dörfern und Städten, wohin das Signalement des Flüchtlings gewiß schnell verbreitet wurde. Er lief also Gefahr, den Behörden vor Erreichung des Atlantischen Oceans wieder in die Hände zu fallen. Doch wenn[314] es ihm auch glückte, bis dahin zu gelangen, wo hätte er sich versteckt halten können, während er eine Schiffsgelegenheit abwartete, welche ein Weltmeer zwischen das Schwert der Gerechtigkeit und ihn selbst legte?

Alle diese Auswege, von Benito und Manoel erörtert, wurden als unzweckmäßig verworfen. Nur nach einer Seite schien ihnen ein Rettungsstern zu winken.

Das Project, welches die beste Aussicht bot, war Folgendes: Gelang es überhaupt Joam Dacosta aus dem Kerker zu befreien, so sollte er die Pirogue besteigen, dem Kanal bis zum Rio Negro folgen, diesen Nebenfluß unter Leitung des Piloten bis zur Vereinigung mit dem großen Strome hinabfahren, und dann auf letzterem, immer nahe dem rechten Ufer, etwa sechzig Meilen weit hinuntersegeln, um die Mündung des Madeira zu erreichen. Dabei sollte das Boot immer nur während der Nacht weiter gehen und am Tage sich so gut es anging verbergen.

Der Madeira, der von den Cordilleren herabströmt und durch sehr viele Seitenarme starken Zufluß erhält, bildet eine wirkliche Wasserstraße bis in's Herz von Bolivia hinein. Einer Pirogue stand dieser Weg offen; hier hinterließ der Flüchtling keine Spuren, und jenseits der Grenze Brasiliens konnte er sich dann zunächst in einem Dorfe oder Flecken verborgen halten.

In Bolivia befand sich Joam Dacosta verhältnißmäßig in Sicherheit; daselbst konnte er, wenn es nöthig wurde, mehrere Monate lang, auf eine Gelegenheit warten, um die Küste des Stillen Oceans zu erreichen und sich auf irgend einem, von dort ausgehenden Fahrzeuge einzuschiffen. Gelangte er auf diese Weise nur nach irgend einem Staate der Nordamerikanischen Union, so war er schon gerettet. Hier blieb ihm Zeit, zu erwägen, ob er sein ganzes Besitzthum veräußern, das Vaterland für immer verlassen und jenseits des Meeres, in der Alten Welt eine neue Heimat suchen sollte für das Ende seines, so grausam und rechtswidrig zerstörten Lebens.

Wo er auch hinging, seine Familie würde ihm gewiß ohne Zögern nachfolgen, und zu dieser Familie rechnete sich auch Manoel, den ja so bald unlösliche Bande an dieselbe knüpfen sollten. Das erschien übrigens so selbstverständlich daß Niemand ein Wort darüber verloren hätte.

»So komm' nun, sagte Benito, zur Nacht muß Alles bereit sein, und wir haben keinen Augenblick zu verlieren.«

Die beiden jungen Männer kehrten längs des Kanals bis zum Rio Negro an Bord zurück. Sie überzeugten sich, ob die Pirogue in demselben auch keine[315] Hindernisse finde und vielleicht durch Schleusen oder ein in Reparatur befindliches Schiff aufgehalten werden könne.

Weiterhin gingen sie am linken Ufer des Nebenstromes, um die belebteren Straßen der Stadt zu vermeiden, und gelangten bald nach dem Ankerplatz der Jangada.

Benito suchte zunächst seine Mutter auf. Er hatte jetzt so viel Herrschaft über sich erlangt, daß es ihm gelang, die Erregung seines Innern vor ihr zu verbergen. Er wollte sie trösten, ihr sagen, daß noch nicht alle Hoffnung verloren sei, daß die Geheimschrift nicht ungelöst bleiben werde, daß in jedem Falle die öffentliche Meinung jetzt sehr zu Gunsten Joam Dacosta's umgeschlagen sei und daß auch die Behörden, dem immer lauter werdenden Drängen derselben nachgebend, gewiß eine möglichst lange Frist bewilligen würden, um den materiellen Beweis seiner Unschuld beizubringen.

»Ja sicher, beste Mutter, fügte er hinzu, noch ehe der morgende Tag anbricht, werden wir für unseren Vater nichts mehr zu fürchten haben.

– Das gebe Gott, mein Sohn!« erwiderte Yaquita, aber ihre Augen ruhten dabei so forschend auf ihm, daß Benito den Blick derselben kaum zu ertragen vermochte.

Manoel seinerseits hatte inzwischen Minha aufgesucht und versicherte dieser, daß der von Joam Dacosta's Unschuld überzeugte Richter Jarriquez gewiß alle ihm zu Gebote stehenden Mittel aufbieten werde, um den Gefangenen zu retten.

»Ich will Dir glauben, lieber Manoel,« sagte das junge Mädchen seufzend, während ihr die Thränen aus den Augen perlten.

Manoel mußte sich auch selbst schnell von Minha entfernen, denn auch seine Augen füllten sich mit Thränen und straften die zuversichtlichen Worte Lügen, mit welchen er das geliebte Mädchen hatte trösten wollen.

Inzwischen war die Stunde herangekommen, wo es den Angehörigen Dacosta's gestattet war, ihn zu besuchen, und Yaquita begab sich in Begleitung ihrer Tochter schnell nach Manao hinein.

Eine Stunde lang verhandelten die beiden jungen Leute mit dem Piloten Araujo. Sie unterrichteten ihn von dem entworfenen Plane zur Entführung des Gefangenen und erbaten sich ebensowohl hierüber seinen Rath, wie auch über die Maßregeln, welche ergriffen werden sollten, um den Flüchtling nachher in Sicherheit zu bringen.[316]

Araujo billigte Alles. Er übernahm es, mit hereinbrechender Nacht eine Pirogue, ohne Aufsehen zu erregen, in den Kanal zu schaffen, dessen Verlauf er bis zu der Stelle, wo Joam Dacosta ihn finden sollte, ganz genau kannte. Von da aus zurück nach der Mündung des Rio Negro zu gelangen, das konnte keine Schwierigkeiten bieten, denn die Pirogue glitt auf dessen Wasser unter vielerlei Gestrüpp und anderen Trümmern fort, welche unaufhörlich die Oberfläche bedeckten.

Auch gegen den Plan, den Amazonenstrom bis zu dem Madeira hinabzufahren, erhob Araujo keinen Einspruch, sondern stimmte vielmehr damit überein, daß das der beste Weg zur Rettung sei. Den Lauf des Madeira kannte er ebenfalls in einer Strecke von hundert Meilen. Sollte eine Verfolgung, was kaum anzunehmen war, auch auf diese dünn bevölkerten Gebietstheile ausgedehnt werden, so konnte man derselben hier am besten entgehen und bis mitten nach Bolivia hineinsegeln. Entschloß sich Joam Dacosta dann, das Vaterland für immer zu verlassen, so drohte auch seiner Einschiffung am Strande des Stillen Oceans offenbar weniger Gefahr, als an dem des Atlantischen Weltmeeres.

Daß Araujo ihren Plan guthieß, verlieh den jungen Leuten doppelten Muth, denn sie hielten große Stücke auf die langjährige praktische Erfahrung des Piloten, auf dessen treue Ergebenheit sie felsenfest bauen konnten. Er hätte gewiß seine Freiheit, ja sein Leben daran gewagt, um den Fazender von Iquitos zu retten.

Araujo traf sofort, aber unter strengster Bewahrung seines Geheimnisses, die nöthigen Vorbereitungen zur Ausführung der Flucht. Benito händigte ihm eine bedeutende Geldsumme ein, um während der Reise auf dem Madeira nicht in Verlegenheit zu kommen. Dann ließ Jener eine Pirogue flott machen, indem er als Grund angab, er wolle den noch immer verschwundenen Fragoso aufzufinden suchen, über dessen Ausbleiben Alle auf der Jangada nach und nach unruhig wurden. In das Fahrzeug verlud er dann Nahrungsmittel für mehrere Tage und außerdem auch die Seile und Werkzeuge, welche die jungen Leute sich daraus holen sollten, wenn er zur verabredeten Stunde an der bestimmten Stelle des Kanals angelangt wäre.

Seine Vorbereitungen erschienen so natürlich, daß sie bei Niemand auf der Jangada besondere Aufmerksamkeit erregten. Selbst die beiden kräftigen Neger, welche der Pilot als Ruderer auswählte, wurden noch nicht in das Geheimniß eingeweiht. Auf die beiden Männer, das unterlag keinem Zweifel, konnte er[317] jedoch in jedem Falle rechnen. Wenn sie es erfuhren, zu welchem Rettungswerke sie mitwirken sollten, wenn der endlich wieder befreite Joam Dacosta sich ihrem Schutze anvertraute, so wußte Araujo vorher, daß sie Alles daran setzen, ja daß sie ihr Leben daran wagen würden, um das Leben ihres Herrn zu retten.

Schon am Nachmittage war Alles zur Abfahrt fertig. Nun sollte nur noch die Dunkelheit abgewartet werden.

Bevor sie aber an die Ausführung ihres Vorhabens gingen, wollte Manoel noch einmal den Richter Jarriquez aufsuchen. Vielleicht war der Beamte doch noch im Stande, ihm bezüglich des Documentes etwas Weiteres mitzutheilen.

Benito zog es vor, auf der Jangada zu bleiben, um daselbst seine Mutter und Schwester abzuwarten.

Manoel begab sich also allein nach dem Hause des Richters Jarriquez und wurde von diesem auch sofort empfangen.

Der noch immer in sein Arbeitszimmer gebannte Beamte befand sich in höchster Aufregung. Von seinen ungeduldigen Händen zerknittert, lag das Document vor ihm auf dem Tische.

»Herr Richter, begann Manoel mit zitternder Stimme, erhielten Sie schon von Rio de Janeiro...?

– Nein, antwortete Jarriquez, noch traf keine Entscheidung ein... doch wir müssen jeden Augenblick gewärtig sein...

– Wie steht's aber mit dem Document? unterbrach Manoel seine Worte.

– Leider wie früher! erwiderte der Richter Jarriquez; ich habe alles nur irgend Erdenkliche versucht... vergebens!

– Vergebens!

– Doch, daß ich nicht zu viel sage, ein Wort habe ich aus den geheimnißvollen Zeilen herauszulesen vermocht, aber nur ein einziges.

– Und dieses Wort, rief Manoel gespannt, dieses einzige Wort lautete?

– Entfliehen!«

Manoel drückte dem Richter Jarriquez stumm die Hände und begab sich nach der Jangada zurück, um daselbst den Augenblick zum Handeln abzuwarten.[318]

Quelle:
Jules Verne: Die Jangada. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band XXXIX–XL, Wien, Pest, Leipzig 1883, S. 309-319.
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