Zwölftes Capitel.

[123] Samarkand liegt inmitten der reichen, vom Zaraschaue, der das Thal von Sogd durchfließt, bewässerten Oase. Ein kleines Buch, das ich auf dem Bahnhofe gekauft habe belehrt mich, daß diese große Stadt recht wohl eine der vier Oertlichkeiten einnehmen könne, nach denen die Geographen das irdische Paradies verlegen.[123]

Die Erörterung hierüber mag aber den Exegeten von Profession anheimgegeben sein.

Von den Heersäulen des Cyrus, dreihundertneunundzwanzig Jahre vor Christus, eingeäschert, wurde Samarkand gegen 1219 von Gengiz-Khan zum Theil zerstört. Nachdem es zur Hauptstadt Tamerlan's geworden, worauf es nicht mit Unrecht stolz sein konnte, blieb es doch von den Verwüstungen der Nomaden des achtzehnten Jahrhunderts nicht verschont. Wie in diesem Falle, haben die meisten Großstädte Centralasiens früher ihre Zeiten des Verfalles und des Glanzes abwechselnd gehabt.

Fünf Stunden Aufenthalt in Samarkand und bei Tageslicht verspricht mir einige Unterhaltung und ein paar Seiten Berichte für meine Zeitung. Ich darf aber keine Zeit verlieren. Wie gewöhnlich ist die Stadt eine doppelte: der eine, von den Russen erbaute Theil ist ganz modern, ausgestattet mit grünenden Parkanlagen und mit Birken bepflanzten Alleestraßen, mit Palästen und Landhäusern geschmückt; der andre, ältere und an Resten ehemaligen Glanzes noch sehr reiche Theil würde mehrere Wochen in Anspruch nehmen, wenn man ihn eingehend besichtigen wollte.

Diesmal werd' ich nicht allein sein. Der Major Noltitz ist frei und wird mich also begleiten. Wir hatten den Bahnhof bereits verlassen, als noch Herr und Frau Caterna erschienen.

»Sie wollen sich die Stadt ansehen, Herr Claudius? fragt der Komiker, während er mit der Hand eine Bewegung macht, die den großen Umfang von Samarkand andeuten soll.

– Das ist unsere Absicht, Herr Caterna.

– Wenn der Major Noltitz und Sie so liebenswürdig wären, zu gestatten, daß ich mich anschließe ...

– Das bedarf doch keiner Frage!

– Freilich mit meiner Frau, denn ich unternehme nichts ohne sie ...

– Unser Spaziergang wird dadurch um so angenehmer werden,« antwortet der Major, der sich vor der liebenswürdigen Soubrette verneigt.

Und ich füge noch hinzu:

»Um uns nicht zu sehr anzustrengen und um Zeit zu sparen, verehrte Reisegefährtin, biete ich Ihnen eine Arba an.

– Eine Arba? ruft Frau Caterna fast zurückweichend. Was kann denn eine Arba sein?[124]

– Ein landesüblicher Wagen.

– Nun denn, also eine Arba her!«

Wir besteigen einen der rollenden Kasten, die vor dem Bahnhof aufgefahren sind. Unter dem Versprechen eines guten »Silao« oder Trinkgeldes schwört uns der Yemichik oder Kutscher zu, daß er seinen beiden Tauben – mit andern Worten – seinen zwei kleinen Pferden, Flügel geben werde, und wir fahren auch wirklich in schnellem Trabe dahin.

Die russische Stadt, in fächerartiger Anordnung, bleibt uns zur Linken, und mit ihr das Haus des Gouverneurs mit schöner Gartenumgebung, der öffentliche Park mit seinen kühlen Alleen, ferner die Wohnung des Bezirksvorstandes, die schon ein wenig in die alte Stadt hineinreicht.

Im Vorüberfahren zeigt uns der Major die alte Veste, die unsere Arba umkreist. Hier befinden sich in der Nähe des alten Palastes des Emirs von Bukhara die Gräber der beim Sturm 1868 gefallenen russischen Soldaten.

Von hier aus gelangt unsere Arba durch eine enge aber geradlinige Straße nach dem Righistan-Platze – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen »Platze in Bukhara« – wie mein Büchlein naiv genug mittheilt.

Das ist ein schöner viereckiger Platz, der vielleicht dadurch etwas geschädigt worden ist, daß die Russen ihn gepflastert und mit Laternen versehen habea – was Fulk Ephrjuell, wenn er sich zu einem Besuche Samarkands entschließt, gewiß besonders gefallen dürfte. Auf drei Seiten des Platzes erheben sich noch recht gut erhaltene Ruinen von drei »Medresses«, wo die »Mollahs« ihren Zöglingen sehr vielseitigen Unterricht ertheilten. Diese Medresses – man zählt deren in Samarkand siebzehn, neben fünfundachtzig Moscheen – diese Medresses heißen Tilla-Kari, Chir-Dar und Ulong-Beg. Im Großen und Ganzen sind sie einander ziemlich ähnlich: in der Mitte ein Thor, das nach den innern Höfen führt, Mauerwerk aus glasirten Backsteinen, die blaßgelbe oder zart blaue Farbe zeigen, neben goldlinigen auf türkisblauem Grande gezeichneten Arabesken, geneigt stehende Minarets die immer umzufallen drohen und doch nicht umfallen, und das zum Glück für ihre Emaillebekleidung, die die unerschrockene Reisende Frau Ujfalvy-Bourdon unsern derartigen Arbeiten für weit überlegen erklärt. Und dann handelt es sich hier nicht um eine auf einen Kamin zu stellende Vase, sondern um Minarets von ziemlicher Höhe.

Diese Wunderwerke sind noch in demselben Zustande wie sie Marco Polo, der orientalische Weltreisende des 13. Jahrhunderts, erblickt hatte.[125]

»Nun, Herr Bombarnae, fragt der Major, bewundern Sie nicht auch diesen Righistan-Platz?

– Er ist wunderschön! sage ich.

– Ja, ließ unser Komiker sich vernehmen, und welch' prächtige Decoration für ein Ballet, Caroline! Hier eine Moschee, an der einen Seite Garten, dort eine andre mit einem Hofe daneben ...

– Du hast Recht, fällt die Soubrette ein, nur müßten die Thürme wohl etwas regelrechter aufgestellt und in der Mitte vielleicht ein leuchtender Springbrunnen angebracht werden ...

– Ein vortrefflicher Gedanke, Caroline! Schreiben Sie uns ein Drama, Herr Claudius, ein Ausstattungsstück mit dieser Decoration im dritten Act .... Was den Titel betrifft ....

– Nun, ›Tamerlan‹ paßt dazu ja ausgezeichnet!« antworte ich.

Der Schauspieler verzieht den Mund recht eigenthümlich. Für den Eroberer Asiens scheint es ihm an actuellem Interesse zu fehlen. Der ist nicht so ganz fin de siècle.

So neigt er sich zu seiner Gattin und erklärt dieser:

»Nun, als Platz hab' ich doch an der Porte-Saint-Martin im ›Sohn der Nacht‹ weit Schöneres gesehen ...

– Und ich im Châtelet in ›Michael Strogoff‹«.

Am besten lasse ich die beiden Comödianten reden. Sie sehen Alles nur vom Standpunkt des Theaters aus an. Sie ziehen die Luft- und Brettercoulissen dem Azur des Himmels und den Wäldern vor, die schwankende Leinwand dem Wogengange des Oceans, die Perspectiven eines Hintergrundes den Gegenständen, die dieser Hintergrund wiedergibt, eine Decoration von Rubé oder Jambon sonst welcher Landschaft, kurz, sie huldigen der Kunst statt der Natur .... Mir kommt es nicht in den Sinn, ihren Anschauungen eine andre Richtung zu geben.

Da ich den Namen Tamerlan ausgesprochen hatte, frage ich jetzt den Major Noltitz, ob wir nicht das Grab dieses berühmten Tataren besuchen werden. Der Major erklärt, daß wir es auf dem Rückwege sehen werden, und unser Weg führt jetzt zunächst nach dem großen Bazar von Samarkand.

Die Arba hält an einem der Zugänge des großen Rundbaues an, nachdem wir kreuz und quer durch einen Theil der alten Stadt gefahren sind, deren Häuser nur ebenerdig sind und aller Wohnlichkeit zu entbehren scheinen.[126]

Hier im Bazar sind unermeßliche Mengen von Wollstoffen, Tripp-Sammtteppichen von lebhaften Farben, Shawls mit reizendem Muster aufgehäuft und Alles auf den Ladentischen der einzelnen Verkaufsstände durcheinandergeworfen. Vor denselben verhandeln Käufer und Verkäufer mit lauter Stimme über das geringste Handelsgeschäft. Unter den Stoffen befindet sich auch ein »Kanaus« genanntes Seidengewebe, das von den eleganten Samarkanderinnen sehr geschätzt zu sein scheint, obwohl es ähnliche Erzeugnisse von Lyon weder an Güte noch an Glanz erreicht.

Frau Caterna muß aber hiervon schwer in Versuchung geführt werden – vielleicht ebenso wie vor den Schaufenstern des Bon Marché oder des Louvre.

»Das ist ein Stoff, der für mein Costüm als ›Großherzogin‹ Effect machen müßte! sagt sie.

– Und hier stehen Pantoffeln, die mir als Ali Bajou von Caïd großen Erfolg sichern würden!« fährt Herr Caterna fort.

Und während sich die Soubrette die hinreichende Menge Kanaus erhandelt, legt sich ihr Gatte ein Paar grüne Pantoffeln zu, wie sie die Turkmenen anziehen, wenn sie die Schwelle einer Moschee überschreiten. Das vollzog sich aber nicht ohne die gefällige Hilfe des Majors als Dolmetscher zwischen Herrn Caterna und dem Kaufmann, welcher seine »Yoks! ... Yoks!« wie ein Raketenfeuer durch die Lippen hervorpolterte.

Die Arba fährt wieder ab und wendet sich nach dem Platze Ribi-Khanym, wo sich – nach dem Namen einer der Frauen Tamerlan's – die gleichnamige Moschee erhebt. Ist dieser Platz auch nicht so regelmäßig, wie der des Righistan, so bietet er doch meiner Ansicht nach ein weit malerischeres Ansehen.


Unser Weg führt jetzt zunächst nach dem großen Bazar von Samarkand. (S. 126.)
Unser Weg führt jetzt zunächst nach dem großen Bazar von Samarkand. (S. 126.)

Das verdankt er seinen merkwürdig vertheilten Ruinen, den Ueberresten von Bogengängen, den geschwungenen Gewölben, den halb zusammengebrochenen Kuppeln, den vielen Säulen ohne Capitäle, deren Schäfte sich noch das frischeste Email bewahrt haben; ferner findet sich hier eine lange Reihe niedriger Thore, die die eine Seite des mächtigen viereckigen Rahmens abschließen. Das Alles ist von der größten Wirkung, denn diese alten Andenken aus der Glanzperiode Samarkands heben sich von einem Himmelsgrunde und einem Grün ab, für die man vergeblich ihresgleichen suchen würde ... selbst – mit Verlaub, Herr Komiker – in der Pariser Großen Oper! Ich muß freilich gestehen, daß wir einen noch weit tieferen Eindruck erfuhren, als die Arba uns vor einer der schönsten Moscheen[127] Centralasiens, der Moschee des Schah Sindeh, abgesetzt hatte, die aus dem Jahre 795 der Hedschira (1392 unsrer Zeitrechnung) herrührt.

Ich bin nicht im Stande, mit der Feder eine Beschreibung dieses Wunderwerkes zu liefern. Wenn ich die Worte Mosaiken, Fensterbrüstungen, Giebelfelder, Basreliefs, Nischen, Emaillen, Mauervorsprünge zum Rosenkranz eines Satzes angereiht hätte, würde das Bild doch immer lückenhaft bleiben. Hierzu bedarf es des Pinsels, nicht der Feder Die Phantasie steht gefesselt vor diesen Ueberresten der herrlichsten Architektur, die dem Geiste Asiens entstammt[128]

Im Innern dieser Moschee beten die Gläubigen am Grabe Kassim-ben-Abbas, eines verehrten Heiligen der muselmanischen Religion, von dem man annimmt, daß er seinem Grabe, wenn es geöffnet würde, lebend und im alten Glanze entsteigen müsse. Freilich ist ein solcher Versuch noch nicht gemacht worden, sondern man hat es vorgezogen, sich an die überlieferte Sage zu halten.


Der Bazar von Samarkand. (S. 126.)
Der Bazar von Samarkand. (S. 126.)

Wir haben uns hier der Betrachtung mit Gewalt entreißen müssen und wurden zum Glück auch weder von Herrn noch von Frau Caterna durch deren Theatererinnerungen in unserm Entzücken gestört. Gewiß haben sie ebenso empfunden, wie wir selbst.

Wir nehmen nun wieder in der Arba Platz und der Yemtchik fährt uns im Trabe seiner »Tauben« durch beschattete Straßen, die von der rassischen Verwaltung mit großer Sorgfalt unterhalten werden.

Längs dieser Straßen lenken viele Vorübergehende unser Interesse auf sich. Diese tragen sehr verschiedene Costüme, sogenannte »Khalats« von schimmernden Farben, und auf dem Kopfe meist einen kokett sitzenden Turban. Diese Typen sind selbstverständlich mit manchen andern in der nahezu vierzigtausend Seelen betragenden Einwohnerschaft vermischt. Größtentheils gehören sie zur Rasse der Tadjiks arabischer Abkunft. Es sind kräftige Gestalten, deren weiße Haut in der freien Luft und unter dem Sonnenbrand verschwunden ist. Ich führe hier an, was in dem interessanten Berichte der Frau von Ujfalvy-Bourdon niedergelegt ist: »Die Haare sind gewöhnlich schwarz, ebenso wie der Bart, der meist sehr reichlich ist. Die Augenspalten streben nicht von den Winkeln nach oben und die Augen selbst sind meist braun. Die Nase ist sehr schön, die Lippenbildung sein, die Zähne sind klein, die Stirn ist hoch, breit und das ganze Gesicht bildet ein Oval.«

Ich muß dem Herrn Caterna wirklich Recht geben, als dieser beim Anblick eines dieser Tadjiks, der in seinem vielfarbigen Khalat gehüllt erscheint, ausruft:

»Wahrlich, ein schöner Vertreter erster Rollen! ... Welch' bewunderungswürdiger Mélingue! ... Den müßte man in ›Nana-Sahib‹ von Richepin sehen, oder im ›Schamyl‹ von Maurice!

– Er würde Geld machen! setzte Frau Caterna hinzu.

– Ob er welches machte, Caroline!« erwiderte der enthusiastische Komiker.[131]

Für ihn, wie für so und so viele Leute vom Theater, bildet ja doch die Einnahme den sichersten Prüfstein für den Werth dramatischer Kunst.

Es ist schon fünf Uhr, und in dieser unvergleichlichen Stadt Samarkand folgt eine Decoration auf die andre .... Wahrhaftig, das überwältigt mich. Gewiß wird das Stück vor Mitternacht nicht zu Ende sein; da wir jedoch schon um acht Uhr weiter fahren, müssen wir auf den letzten Act verzichten. Da ich darauf bestand – und wär' es auch nur um der Ehre der Berichterstattung willen – nicht nach Samarkand gekommen zu sein, ohne das Grab Tamerlan's gesehen zu haben, kehrte die Arba nach Südwesten hin um und hielt vor der Moschee Gur-Emirs, die neben der russischen Stadt liegt. Doch welch' schmutziges Quartier, welch' Gewirr von Häusern aus Lehm und Stroh, welchen Haufen elender Hütten haben wir da im Vorbeifahren zu sehen bekommen!

Die Moschee hat ein großartiges Aussehen; sie ist mit ihren Kuppeln, an denen das schöne Blau des Türkises vorherrscht, wie mit einer Persermütze bedeckt, und ihr einziges, jetzt seines oberen Theiles beraubtes Minaret glänzt von Emailarabesken, die ihre frühere Reinheit bewahrt haben.

Wir haben den Hauptraum unter der Kuppel besucht. Hier erhebt sich das Grab des »Hinkenden aus Eisen«, so nennt man Tamerlan, den Eroberer. Von vier Gräbern seiner Söhne und seines Schutzheiligen umgeben, bleichen die Gebeine Tamerlan's unter einem Stein aus schwarzem Nephrit, der mit Inschriften verziert ist, die irdischen Ueberreste des Mannes, dessen Name die ganze asiatische Geschichte des vierzehnten Jahrhunderts in sich vereinigt. Die Wände des Raumes sind ebenfalls mit Nephrit mit unzähligen verschlungenen Adern bekleidet, und eine im Südwesten errichtete Säule zeigt die Richtung, in der Mekka liegt. Frau von Ujfalvy-Bourdon hat diesen Theil der Moschee Gur-Emirs ganz treffend mit einem Heiligthum verglichen, und diesen Eindruck hat es auf uns auch gemacht. Derselbe Einfluß machte sich noch in erhöhtem Maße geltend, als wir die Treppe nach der Krypte hinabstiegen, die die Gräber der Frauen und Töchter Tamerlan's enthält.

»Und dieser Tamerlan, fragt Herr Caterna, dieser Tamerlan, von dem so viel gesprochen wird ...

– Dieser Tamerlan, fällt der Major Noltitz ein, war einer der größten Eroberer der Welt, sogar der größte, wenn man die Größe nach der Ausdehnung seiner Eroberungen mißt. Ganz Asien östlich vom Caspisee, Persien und die Länder nördlich seiner Grenze, Rußland bis zum Asow'schen Meer, Indien,[132] Syrien, Kleinasien und endlich China, das er mit zweimalhunderttausend Kriegern überfiel – kurz, es war ein ganzer großer Erdtheil, den er als Schauplatz seiner Kriege hatte.

– Und dabei hinkte er! ... bemerkte Frau Caterna.

– Ja, Madame, wie Genserich, wie Shakespeare, wie Byron, Walter Scott und wie Talleyrand, was ihn doch nicht gehindert hat, eine große Bahn zu durchlaufen. Aber fanatisch und blutgierig war er! Die Geschichte erzählt, daß er in Delhi hunderttausend Gefangene hinrichten und in Bagdad einen Obelisk aus achtzigtausend Köpfen errichten ließ.

– Da ziehe ich mir doch den Obelisk auf dem Eintrachtsplatze in Paris vor, antwortete Herr Caterna, und dann ist dieser auch aus einem einzigen Stück.«

Trotz dieser Bemerkungen des Caterna'schen Ehepaars fühlte ich mich selbst von der Localstimmung, die die Wunderwerke Samarkands erregen, bis ins Innerste erfüllt, als ich plötzlich zur modernsten Realität zurückgeführt wurde.

In den Straßen, ja, in den Nachbarstraßen des Bahnhofs, mitten in der Hauptstadt Tamerlan's, sehe ich zwei Gestalten vorübersausen, die auf – Bicycles sitzen.

»Ah! ruft Herr Caterna. Herren auf Fahrrädern!«

Und diese Herren sind in Turkestan zu Hause!

Nach diesem Anblick ist nichts weiter zu thun, als eine Stadt zu verlassen, die so weit durch die Meisterwerke mechanischer Selbstbeförderung entehrt ist, und das that denn auch unser Zug um acht Uhr Abends.

Quelle:
Jules Verne: Claudius Bombarnac. Notizbuch eines Reporters. Bekannte und unbekannte Welten. Abenteuerliche Reisen von Julius Verne, Band LXII, Wien, Pest, Leipzig 1894, S. 123-129,131-133.
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