[203] Wie traurig war das Haus in der Rue des Hautes-Salles in Saint-Malo und wie verödet sah es aus, seitdem Meister Antifer es verlassen hatte![203]
In welcher Unruhe verliefen die Tage für die beiden Frauen, die Mutter und die Tochter! Juhels leeres Zimmer machte die ganze Wohnung leer – so erschien es wenigstens Enogate. Dazu rechne man noch, daß ihr Onkel nicht da war und daß Freund Tregomain auch nicht mehr kam!
Es war jetzt der 29. April, zwei Monate, schon zwei Monate, seit der »Steersman« mit den drei Malouins zu jener abenteuerlichen Fahrt zur Hebung eines Schatzes abgedampft war. Doch wie mochte die Reise abgelaufen sein?... Wo befanden die Drei sich jetzt?... Hatten sie ihren Zweck erreicht?...
»Mutter, liebe Mutter, klagte das junge Mädchen, gieb Acht, sie kommen niemals wieder!
– Doch, doch, mein Kind! Habe nur Vertrauen! Sie kehren schon noch zurück! antwortete allemal die alte Bretagnerin. Freilich hätten sie vielleicht besser gethan, uns gar nicht erst zu verlassen....
– Ja, murmelte Enogate, und gerade als ich Juhels Frau werden sollte!«
Wir fügen hier ein, daß die Abfahrt des Meisters Antifer in der Stadt viel Aufsehen erregt hatte. Man war zu sehr daran gewöhnt, ihn mit der Pfeife im Munde durch die Straßen, längs des Silton und auf den Wällen dahin spazieren zu sehen. Und dabei folgte ihm, ein wenig zurückbleibend, auch Tregomain mit der Adlernase und dem freundlichen Gesicht, das immer von Liebe und Güte strahlte.
Und Juhel, der junge Kapitän der langen Fahrt, auf den seine Vaterstadt sich etwas einbildete, den sie liebte, wie Enogate ihn liebte – oder doch wie eine Mutter ihren Sohn liebt – der war auch ausgeflogen, jetzt, wo er zum zweiten Officier eines dreimastigen Barkschiffes des Hauses Le Baillif und Cie. ernannt werden sollte!
Wo diese drei jetzt wären, davon hatte man keine Ahnung. Niemand fiel es ein, daß der »Steersman« sie nach Port-Saïd entführt hätte. Enogate und Nanon wußten allein, daß jene sich das Rothe Meer hinabbegeben und fast bis zur Nordgrenze des Indischen Oceans hinauswagen sollten. Meister Antifer hatte klug daran gethan, sein Geheimniß zu bewahren, weil er wünschte, daß Ben Omar von der Lage des berühmten Eilandes keinen Wind bekäme.
War nun auch sein Reiseziel unbekannt, so traf das doch für seine Projecte nicht zu, denn es wäre dem mittheilsamen Manne unmöglich gewesen, hiervon ganz zu schweigen. In Saint-Malo wie in Saint-Servan und in Dinard sprach man über die Lebensgeschichte Kamylk-Paschas, den Brief, den Thomas[204] Antifer erhalten hatte, über das endliche Eintreffen des darin angemeldeten Boten, die Feststellung der geographischen Länge und Breite des Eilandes und über den, alle Begriffe der braven Spießbürger übersteigenden Schatz von hundert Millionen – hundert Milliarden, sagten sogar die besser (?) Unterrichteten. Natürlich sah man jetzt mit größter Spannung einer Nachricht über die Auffindung des Inselchens und der Rückkehr des zum Nabob verwandelten Küstenschiffers entgegen, der mit einer Schiffsfracht von Diamanten und Edelsteinen in den Hafen einlaufen sollte.
Enogate verlangte freilich nicht so viel. Auch wenn ihr Verlobter, ihr Onkel und ihr Freund sogar mit leeren Taschen heimkämen, würde sie befriedigt sein, Gott aufrichtig dafür danken und ihre tiefe Traurigkeit würde sich zur größten Freude verkehren.
Das junge Mädchen hatte von Juhel einige Briefe erhalten, den ersten von Suez aus, der den Verlauf der Fahrt erzählte und über das Verhältniß zu Ben Omar und dessen Schreiber berichtete. Der zweite, von Mascat aus gesendete Brief brachte die Fortsetzung der Reiseerlebnisse bis vor dem Aufbruch nach Sohar und deutete auch den geistigen Zustand des Onkels an, für dessen Verstand der Neffe zu fürchten anfing.
Natürlich wurden Juhels Briefe geradezu verschlungen, weil sie dem jungen Mädchen auch versicherten, wie betrübt ihr Verlobter war, fast am Tage vor der Hochzeit von seinem Herzblättchen getrennt worden und jetzt so weit von ihr zurückgehalten zu sein. Dann sprachen sie von der Hoffnung, sie selbst bald wiederzusehen und dem Oheim seine Einwilligung abzuzwingen, selbst wenn er mit den Händen voller Millionen nach Hause käme. Immer und immer wieder lasen Nanon und Enogate diese Briefe, auf die sie – sogar dieser Trost war ihnen geraubt – nicht antworten konnten. Dann überließen sie sich allen Auslegungen, die jene Berichte ihnen eingaben, zählten an den Fingern die Tage ab, die die Abwesenden noch auf fernen Meeren zurückgehalten sein würden, und strichen sie alle vierundzwanzig Stunden auf dem an der Wand hängenden Almanach aus. Nach der letzten Botschaft gaben sie sich dann der Hoffnung hin, daß der zweite Theil der Fahrt der Heimkehr gewidmet sein werde.
Ein dritter Brief traf am 29. April, etwa zwei Monate nach dem Weggange Juhels ein. Enogate fühlte ihr Herz lebhafter schlagen, als sie auf dem Umschlag den Poststempel »Tunis« entdeckte. Ihre Freunde hatten Mascat also wieder verlassen... schwammen auf europäischen Meeren... Frankreich, der[205] Heimat zu! Bis Marseille brauchten sie kaum drei Tage und von da mit dem Schnellzuge bis Saint-Malo höchstens sechsundzwanzig Stunden!
Mutter und Tochter saßen in einem Parterrezimmer, nachdem sie die Thür hinter dem braven Manne, dem Briefträger, sorgsam geschlossen hatten. Nun konnte sie niemand stören und sie brauchten ihren Gefühlen keinen Zwang anzuthun.
Als Enogate die etwas feucht gewordenen Augen getrocknet hatte, erbrach sie den Umschlag, zog den Brief heraus und las ihn laut und zum bessern Verständniß jedes Satzes langsam vor.
Regentschaft Tunis, La Goulette,
22. April 1862.
»Meine herzliebste Enogate!
Ich umarme Dich zuerst im Namen Deiner Mutter, in Deinem eignen und auch in meinem Namen! Ach, was sind wir so weit auseinander und wann wird diese endlose Reise alle sein!
Ich habe Dir schon zweimal geschrieben und hoffe, daß meine Briefe in Deine Hände gekommen sind. Hier erscheint nun der dritte, ein noch wichtigerer, in erster Linie, weil er Dir mittheilen soll, daß die Sache mit dem Schatze zum großen Kummer unsres Onkels eine sehr unerwartete Wendung genommen hat...«
In die Hände klatschend, stieß Enogate einen kurzen Freudenschrei aus.
»Sie haben nichts gefunden, Mutter, rief sie, nun brauch' ich keinen Prinzen zu heiraten...
– Lies nur weiter, mein Kind!« antwortete Nanon.
Enogate vollendete den unterbrochenen Satz.
»... und dann, weil ich Dir leider sagen muß, daß wir unsre Nachsuchungen noch weit – sehr weit – fortzusetzen gezwungen sind...«
Der Brief zitterte in den Händen Enogates.
»Die Nachsuchungen fortsetzen... sehr weit! murmelte sie. Sie kommen nicht zurück... ach, Mutter, sie kommen noch immer nicht zurück!
– Nur Muth, mein Herz; lies nur erst weiter!« wiederholte Nanon.
Die Augen voller Thränen, nahm Enogate die Lectüre des Briefes nieder auf. Juhel erzählte darin kurz, was sich auf dem Eilande im Golfe von Oman zugetragen und wie man dort statt des gehofften Schatzes nur[206] ein Pergament aufgefunden hatte, das erst noch einer neuen Länge erwähnte. Dann schrieb er weiter:
»Nun denke Dir selbst, meine liebste Enogate, die Enttäuschung unsres Onkels, seine Wuth, doch auch meine gedrückte Stimmung, nicht darüber, daß wir den Schatz nicht heben konnten, doch darüber, daß sich unsre Heimfahrt nach Saint-Malo, meine Rückkehr zu Dir auf unbestimmbare Zeit hinausschob! Ich glaubte, das Herz müsse mir brechen....«
Enogate hatte Mühe, das stürmische Klopfen des ihrigen zu unterdrücken, und sie fühlte dabei, was Juhel wohl hatte leiden müssen.
»Armer Juhel! seufzte sie.
– Und Du Aermste! murmelte ihre Mutter. Doch fahre fort, mein Kind!«
Enogate begann wieder mit vor Erregung zitternder Stimme:
»Kamylk-Pascha verlangt nämlich von uns, jene verwünschte Länge einem gewissen Zambuco, einem Banquier in Tunis, zu übermitteln, der wieder eine zweite Breite kennen würde. Der Schatz war also offenbar auf einer andern Insel vergraben worden. Wahrscheinlich hatte der Pascha auch gegen diesen Mann gewisse Verpflichtungen, ähnlich wie gegen unsern Großvater Antifer. Danach wäre die Erbschaft also unter Zwei zu vertheilen – auf jeden die Hälfte. Den Ingrimm eines gewissen Jemand kannst Du Dir wohl vorstellen. Nur fünfzig Millionen statt deren hundert!... Ich wünschte, der Aegypter hätte gleich hunderttausend Erben bezeichnet; dann käme auf den Onkel so wenig, daß er sich unsrer Verehelichung gar nicht mehr widersetzte!«
Enogate unterbrach sich.
»Braucht man denn Geld, wenn man sich so lieb hat? sagte sie kleinlaut.
– Nein, Geld ist manchmal sogar beschwerlich dabei, erwiderte die alte Frau in gutem Glauben. Nun weiter, meine Tochter!«
Enogate gehorchte.
»Als unser Onkel das aufgefundne Document durchlas, war er so vor den Kopf gestoßen, daß er die Ziffern der neuen Länge sammt der Adresse dessen, dem er sie überbringen sollte, um danach erst die Lage des richtigen Eilands zu erfahren – kurz, alles miteinander zu vergessen schien. Zum Glück raffte er sich bald wieder zusammen.
Unser Freund Tregomain, mit dem ich so oft von Dir, mein Herzblättchen, plaudere, verzog das Gesicht auch nicht wenig, als er hörte, daß nun erst noch ein zweites Eiland aufgesucht werden müsse.[207]
Mein armer Juhel, sagte er zu mir, sollte dieser Paschi-Pascho-Pascha nur seine Possen mit uns treiben?... Will der uns etwa bis an's Ende der Welt schicken?
Ja, ob's bis an's Ende der Welt geht, weiß ich jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe, selbst noch nicht.
Wenn unser Onkel die Angaben des zweiten Documentes für sich behalten hat, so geschah das aus Mißtrauen gegen Ben Omar. Seit dieser Bursche ihm in Saint-Malo sein Geheimniß entlocken wollte, hat er ihn im Verdacht – vielleicht nicht mit Unrecht, und ich gesteh' es Dir, liebe Enogate, sein Schreiber Nazim kommt mir auch gar nicht geheuer vor. Tregomain stößt sich ebenso wie ich an seine wilde Physiognomie und seine düstern Augen. Ich versichre Dir, daß unser Notar, der Herr Calloch in der Bey-Straße, ihn nicht in sein Bureau aufnähme.
Wüßten Ben Omar und er die Adresse jenes Zambuco, so bin ich überzeugt, daß sie versuchen würden, uns den Rang abzulaufen. Der Onkel aber hat, selbst uns beiden gegenüber, davon keine Silbe verlauten lassen. Die beiden Aegypter wissen nicht einmal, daß wir nach Tunis gehen, und so verlassen wir denn Mascat ohne jede Ahnung, wohin die Schrulle des Paschas uns noch verschlagen wird.«
»Diese verteufelten Kniffe gefallen mir auch nicht!« bemerkte Nanon.
Juhel schilderte im weiteren die Vorkommnisse bei der Rückfahrt, die Abreise vom Eiland, die Verblüffung des Dolmetschers Selik, die Fremden mit leerer Hand wiederkommen zu sehen, so daß er nicht mehr daran zweifeln konnte, daß es sich diesen nur um eine einfache Spazierfahrt gehandelt habe. weiter den beschwerlichen Zug mit der Karawane, die Ankunft in Mascat und endlich die zwei Tage, die sie auf das Packetboot von Bombay hatten warten müssen.
»Wenn ich Dir nicht noch einmal von Mascat aus schrieb, fügte Juhel hinzu, so geschah es, weil ich etwas neues zu erfahren hoffte, das ich Dir mittheilen könnte. Leider vergeblich! Ich weiß nur, daß wir nach Suez zurückfahren. um uns von da aus nach Tunis zu begeben.«
Enogate schwieg und warf einen Blick auf Nanon, die die Achseln zuckend murmelte:
»Wenn sie nicht ans Ende der Welt gehen! Bei den Ungläubigen muß man sich auf alles gefaßt machen!...«[208]
Die vortreffliche Frau sprach von den Orientalen in der Weise, wie es während der Kreuzzüge Sitte war. Bei ihren Skrupeln als fromme Bretagnerin wären ihr auch die aus solcher Quelle fließenden Millionen von schlechtem Schrot und Korn erschienen.... So etwas hätte einer aber vor Meister Antifer hören lassen sollen!
Dann berichtete Juhel noch über die Fahrt nach Suez und daß Ben Omar während derselben wieder ganz jämmerlich seekrank gewesen sei.
»Desto besser!« meinte Nanon.[209]
Ferner über Pierre-Servan-Malo, aus dem während der Reise keiner ein Wort herausgebracht habe.
»Siehst Du, liebe Enogate, ich weiß nicht, was daraus werden sollte, wenn unser Onkel sich in seinen Erwartungen betrogen sähe, oder ich weiß es vielmehr zu gut, er würde überschnappen. Wer hätte das von einem so gesetzten, in seinen Bedürfnissen so bescheidenen Mann geglaubt!... Die Aussicht, hundertfacher Millionär zu werden... nun, würde das nicht viele Köpfe wacklig machen? Ja, unsre beiden gewiß nicht. Doch das kommt davon, daß unser Leben ganz im Herzen concentriert ist.
Von Suez aus kamen wir nach Port-Saïd, wo wir die Abfahrt des Dampfers nach Tunis abwarten mußten. Dort wohnt nämlich jener Banquier Zambuco, dem unser Onkel das infernalische Document ausliefern soll. Wohin wir aber gehen sollen, wenn sich durch die Länge des einen und durch die Breite des andern die Lage des neuen Eilandes hat bestimmen lassen... das wissen die Götter! Hier liegt der Schwerpunkt und meiner Ansicht nach ein sehr gewichtiger, denn er bestimmt unsre Rückkehr nach Frankreich... meine Heimkehr zu Dir...«
Enogate ließ den Brief fallen, den ihre Mutter wieder aufhob. Sie konnte ihn nicht weiter lesen. Schon sah sie die Abwesenden tausende Meilen weit von sich entfernt, den größten Gefahren und den schrecklichsten Gegenden preisgegeben... vielleicht kamen sie niemals wieder...
»Ach, Onkel, Onkel, rief sie, was hast Du denen Schlimmes angethan, die Dich ja so aufrichtig lieben!
– Uns ziemt es, ihm zu verzeihen, mein Kind, und Gott zu bitten, daß er ihn in seinen Schutz nehmen möge!«
Jetzt folgten einige Minuten des Schweigens, während die beiden Frauen ein Gebet stammelten.
Dann fuhr Enogate fort:
»Am 16. April haben wir Port-Saïd verlassen und konnten vor Tunis nicht wieder an's Land gehen. In den ersten Tagen dampften wir an der ägyptischen Küste hin, doch den Blick Ben Omar's hättest Du sehen sollen, als Alexandria schwach in Sicht kam! Ich glaubte schon, er wolle sich ausschiffen und seine Provision laufen lassen... da mischte sich aber sein Schreiber ein und brachte ihn in ihrer Sprache, von der wir ja kein Wort verstehen, zur Vernunft... doch, wie mir schien, in recht brutaler Weise. Offenbar fürchtet sich[210] Ben Omar vor diesem Nazim, und ich habe mich mehrfach gefragt, ob dieser Aegypter wohl überhaupt der Mann ist, der er sein soll, so räuberähnlich sieht er mir aus. Auf jeden Fall werd' ich ihn scharf im Auge behalten.
Jenseit Alexandrias steuerten wir auf das Cap Bon zu und ließen die Golfe von Tripolis und Gabes südlich liegen. Endlich zeigten sich am Horizonte die tunesischen Höhenzüge mit ihren verlassnen Forts auf dem Kamm und ein oder zwei Marabuts zwischen der grünen Decke. Am Abend des 21. April erreichten wir dann die Rhede von Tunis, und am 22. warf unser Schiff vor den Molen von la Goulette Anker.
Meine liebste Enogate, bin ich Dir in Tunis auch weit näher als da draußen im Golfe von Oman, so bin ich doch immer noch weit entfernt, und wer weiß, ob ein Unstern uns nicht noch weiter von einander trennt. Freilich, ob man fünf oder fünftausend Lieues von einander entfernt ist, ist ja eines so schlimm wie das andre. Verzweifle mir nur nicht, ich wiederhole Dir, wie der Ausgang dieser Reise auch sein möge, sie selbst soll nicht in Ewigkeit dauern.
Ich schreibe Dir diesen langen Brief gleich an Bord, um ihn zur Post zu geben, sobald wir nach la Goulette kommen. In wenigen Tagen wird er in Deinen Händen sein! Er sagt Dir freilich nicht, was ich selbst nicht weiß, das heißt, wohin wir nun etwa verschlagen werden. Unser Onkel weiß das aber auch selbst nicht, denn es kann erst festgestellt werden, nachdem wir uns mit dem Banquier ins Einvernehmen gesetzt haben, den wir in Tunis wahrscheinlich aus seiner Ruhe unwillkommen aufstören. Wenn er jedoch erfährt, daß es sich um jene enorme Erbschaft handelt, von der ihm die Hälfte zufallen soll, so wird der Herr Zambuco wohl mit bei der Sache sein, wird sich uns bei den weiteren Nachsuchungen anschließen und wahrscheinlich den Kopf ebenso voll haben wie unser braver Onkel....
Sobald ich übrigens die Lage des Eilandes Nummer Zwei kenne – und es kann nicht lange dauern, da ich es bin, der diese auf der Karte feststellen wird – so erhältst Du weitre Nachricht. Vielleicht folgt diesem dritten Briefe also binnen wenigen Tagen noch ein vierter.
Wie der vorliegende, liebste Enogate, wird er Dir die herzlichsten Grüße von Herrn Tregomain und von mir bringen... doch auch die von unserm Onkel, obwohl dieser jede Erinnerung an Saint-Malo, wie von seinem alten Vaterhause und von allen Geliebten darin, verloren zu haben scheint. Was mich betrifft, meine herzinniggeliebte Braut, sende ich Dir alle meine Liebe, wie[211] ich die Deinige erhalten würde, wenn es mir möglich wäre, einen Brief von Dir zu erhalten.
Für jetzt und immer
Dein getreuer, Dir aufrichtig ergebener
Juhel Antifer.«
Buchempfehlung
Anatol, ein »Hypochonder der Liebe«, diskutiert mit seinem Freund Max die Probleme mit seinen jeweiligen Liebschaften. Ist sie treu? Ist es wahre Liebe? Wer trägt Schuld an dem Scheitern? Max rät ihm zu einem Experiment unter Hypnose. »Anatols Größenwahn« ist eine später angehängte Schlußszene.
88 Seiten, 4.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro