[68] Klein-Armenien. – Groß-Armenien. – Der Berg Ararat. – Georgien. – Mossul, Bagdad, Bassorah, Tauris. – Persien. – Die Provinz Kirman. – Comadi. – Ormuz. – Der Alte vom Berge. – Cheburgan. – Balaï. – Kaschmir. – Kaschgar. – Cambaluc, jetzt Peking. – Die Feste des Kaisers. – Seine Jagden. – Beschreibung von Peking. – Die Münze und die chinesischen Banknoten. – Die Posten des Kaiserreichs.
Marco Polo verließ die Stadt Issus und schildert Klein-Armenien als ein sehr ungesundes Land, dessen früher kräftige Einwohner jetzt zurückgekommen und elend sind und nur noch Talent zum unmäßigen Trinken haben. Der Hafen von Issus dagegen ist der Lagerplatz der kostbarsten Erzeugnisse Asiens und das Stelldichein der Kaufleute aller Länder. Von Klein-Armenien wendet sich Marco Polo nach Turkomanien, dessen verwilderte Stämme die prachtvollen Weiden ausnützen, indem sie weitberühmte Pferde und Maulesel züchten. Die Arbeiter in den Städten zeichnen sich in der Herstellung von Tapeten und Seidenstoffen aus. Groß-Armenien, welches Marco Polo von hier aus kennen lernte, bietet im Sommer einen sehr geeigneten Lagerplatz für tatarische Heerhaufen. Dort sah der Reisende den Berg Ararat, auf dem nach der Sündfluth die Arche Noah's sitzen blieb, und er führt von den an das Kaspische Meer grenzenden Gebieten an, daß sie reich an Naphta-Quellen seien, welche sehr intensiv ausgebeutet würden.
Marco Polo verließ Groß-Armenien und wendete sich gegen Nordwesten nach Georgien, ein Königreich, das den südlichen Abhang des Kaukasus einnimmt und dessen alte Könige, der Sage nach, »mit dem Bilde eines Adlers auf der rechten Schulter« zur Welt kamen. Die Georgier sind seiner Meinung nach gute Bogenschützen und treffliche Krieger. Die Gewerbetreibenden des Landes verfertigen wunderschöne Seiden- und Goldstoffe. Dort finden sich der vier Stunden lange, zwischen dem Fuße des Kaukasus und dem Kaspischen Meere hinführende Engpaß, den die Türken das eiserne Thor, die Europäer den Paß von Derbent nennen, und jener geheimnißvolle See, in dem, wie man sagt, Fische nur an Fasttagen gefangen werden.
Von dieser Stelle aus stiegen die Reisenden nach dem Königreiche von Mossul hinab und erreichten die gleichnamige Stadt am Ufer des Tigris[68] und nach dieser Bagdad, wo der Kalif aller Sarazenen seinen Sitz hat. Marco Polo erzählt hier die Erorberung Bagdads durch die Tataren im Jahre 1255 und erwähnt auch eine wunderbare Geschichte zur Bekräftigung jenes christlichen Glaubenssatzes, daß der Glaube Berge versetzen könne; dann giebt er für Kaufleute den Weg an, der von dieser Stadt aus nach dem Persischen Golfe führt und den man auf dem Flusse über Bassorah durch das Land der Datteln in achtzehn Tagen zurücklegen kann.
Von hier aus bis Tauris, eine persische Stadt in der Provinz Adzerbraïdjan, bietet der Bericht Marco Polo's eine Lücke. Jedenfalls begegnet man ihm erst in Tauris, einer großen Stadt mit lebhaftem Verkehr und mitten in Gärten gelegen, wieder, welche viel Handel mit Edelsteinen und anderen kostbaren Waaren betreibt, deren sarazenische Bewohner aber von schlechtem Charakter und treuloser Natur sind. Hier stellt er die geographische Eintheilung Persiens in acht Provinzen auf. Die Bewohner dieses Landes sind seiner Angabe nach gefährlich für die Kaufleute, welche sich nicht auf die Reise begeben dürfen, ohne mit Bogen und Pfeilen bewaffnet zu sein. Einen Haupthandelsartikel bilden Pferde und Maulesel, die man nach Kis oder Ormuz und von da aus nach Indien schickt; die Erzeugnisse des Landes bestehen in Käse, Honig und Weintrauben, von denen letztere in überraschender Menge gedeihen.
Marco Polo ging im Süden bis nach Yezd, einer im äußersten Osten des eigentlichen Persiens gelegenen, schön gebauten, vornehmen und gewerbefleißigen Stadt hinab. Von dieser aus mußten die Reisenden sieben Tage lang durch prächtige, wildreiche Wälder reiten, um bis zur Provinz Kirman zu gelangen. Hier arbeiteten mit gutem Erfolge Bergleute in vielen Gruben auf Türkisen, Eisen u.s.w., während kunstvolle Nadelarbeiten, die Herstellung von Harnischen und Waffen, sowie die Zucht von Jagdfalken eine große Menge der Bewohner beschäftigten. Von der gleichnamigen Stadt Kirman aus zogen Marco Polo und seine zwei Begleiter während voller neun Tage durch ein reiches und gut bevölkertes Land und erreichten die Stadt Comadi, wahrscheinlich das heutige Memaum, die auch zu jener Zeit schon ziemlich verfallen war. Die Landschaft selbst war wirklich herrlich; überall schöne, große und fette Schafe, schöne, weiße Stiere mit kurzen, kräftigen Hörnern und Tausende von Haselhühnern und anderen Arten von Wild; dazu prachtvolle Bäume, meist Dattelpalmen, Orangenbäume und Pistazien.[69]
Nach weiteren fünf Tagen betraten die drei Reisenden gegen Mittag die schöne Ebene von Cormos, dessen heutiger Name Ormuz ist und die zwei liebliche Flüsse bewässern. Zwei Tage befand sich Marco Polo an der Küste des Persischen Golfes in der Stadt Ormuz selbst, welche den Seehafen des Königreiches Kirman bildet. Das Land erschien ihm sehr heiß und ungesund, aber reich an Datteln und Gewürzbäumen; die Erzeugnisse des Bodens, kostbare Steine, Stoffe von Seide und Gold, Elephantenzähne, Dattelwein und andere Waaren fanden sich in der Stadt aufgestapelt, vor welcher viele einmastige, nur mit Holzpflöcken, nicht mit eisernen Nägeln verbundene Fahrzeuge vor Anker lagen, von denen stets nicht wenige auf der Fahrt durch das Indische Meer zu Grunde gehen.
Von Ormuz aus kam Marco Polo, der wieder nach Nordosten umkehrte, nach Kirman zurück; dann zog er hinaus auf gefahrdrohende Wege mitten durch eine öde Wüste, in der sich nur salziges Wasser findet – dieselbe Wüste, welche 1500 Jahre früher Alexander mit seinem Heere durchzog, als er von seiner Begegnung mit dem Admiral Nearchus von den Mündungen des Indus zurückkam – und sieben Tage nachher betrat er die Stadt Khabis, an der Grenze des Königreichs Kirman. Durch scheinbar grenzenlose Einöden gelangte er binnen acht Tagen nach Tonocain, jedenfalls der heutige Hauptort der Provinz Kumis, also wahrscheinlich Damaghan.
Hier erzählt Marco Polo mehrere Einzelheiten über den Alten vom Berge, den Chef der Hadschischeis, einer mohammedanischen Secte, die sich durch ihren religiösen Eifer, aber auch durch entsetzliche Grausamkeiten hervorthat. Nach ferneren sechs Reisetagen besuchte er dann die carossanische Stadt Cheburgan, in weitem Umkreis einfach »die Stadt« genannt, wo die Melonen süßer sind als Honig, und hierauf die vornehme, an den Quellen des Oxus gelegene Stadt Balac. Dann kam er, quer durch ein Land mit zahlreichen Löwen dahinziehend, nach Taikan, einem hervorragenden Markte für Salz, welches eine große Menge Käufer dahinlockte, und später nach Scasem; es ist das Marsdens Kashem, Hiouen Isangs Kischin oder Krisin, welches Sir H. Ravlinson mit dem Hügel Kharesm des Zend Avesta indentificirt, wohin einige neuere Commentatoren das heutige Cunduz versetzen. In dieser Gegend fand man sehr viele Stachelschweine, und wenn man auf sie Jagd macht, sagt Marco Polo, »rollen sich diese Thiere zusammen und schießen gleichsam gegen die Hunde die Stacheln ab, welche sie auf dem[70] Rücken und an der Seite tragen«. Heutzutage wissen wir freilich, wieviel an dieser Fähigkeit des Stachelschweins, sich zu vertheidigen, wirklich Wahrheit ist.
Die Reisenden betraten nun das gebirgige Territorium von Balacian, dessen Könige sich ihrer Abstammung von Alexander dem Großen rühmen, ein kaltes Land, welches gute ausdauernde Pferde hervorbringt, sehr viele Falken züchtet und reich an Wild ist. Hier finden sich auch Gruben, die den scharlachrothen Rubin liefern und den der König zu seinem Nutzen in einem Berge, Namens Sighinan, ausbeuten läßt, welch' letzteren kein Unbefugter bei Todesstrafe betreten darf. Auch an anderen Orten treibt man hier Bergbau auf Silbererz und gewinnt viel Stein, aus welchem »der feinste Azur der Welt« hergestellt wird, d. h. also Lapis-Lazuli. Marco Polo muß sich in dieser Gegend ziemlich lange aufgehalten haben, da er eine überraschend genaue Ortskenntniß zu besitzen scheint. Zehn Tagereisen von Balacian liegt eine Landschaft, welche wohl das heutige Paischore sein mag, dessen heidnische Einwohner sich durch ihre dunkle Hautfarbe auszeichnen; sieben Marschtage weiter nach Süden aber das Königreich Kaschmir, ein Land mit gemäßigtem Klima, zahlreichen Städten und Dörfern und vielen von Natur schon starken Engpässen, so daß es zur Vertheidigung wie geschaffen erscheint. Hätte Marco Polo auch noch weiter seine frühere Richtung eingehalten, so wäre er nach Indien hineingekommen; er wendete sich aber nach Norden und gelangte nach zwölf Tagen in das von dem Oberlauf des Oxus bewässerte Gebiet von Vaccan, inmitten prächtiger Weiden mit ungeheuren Heerden wilder Schafe, welche man Muflons nennt; von hier aus kamen die Reisenden durch die Landschaft von Pamer und Belor, eine zwischen die orographischen Systeme des Altaï und Himalaya eingeschobene Gebirgsgegend, welche ihnen volle vierzig Tage kostete, nach der Provinz Kaschgar. Hier lenkte nun Marco Polo auf denselben Weg ein, den Matteo und Nicolo Polo bei ihrer ersten Reise, als sie von Bukhara nach der Residenz des Groß-Khans geleitet wurden, einschlugen. Von Kaschgar aus machte Marco Polo einen Abstecher nach Westen bis Samarkand, eine große von Christen und Sarazenen bewohnte Stadt; dann kam er wieder durch Kaschgar und begab sich nach Yarkund, welche Stadt die Handelskarawanen zwischen Indien und dem nördlichen Asien häufig besuchen;
hierauf durch Cotan, die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz ziehend, und Pein, eine nicht genau bestimmbare Ortschaft berührend, in deren Nähe man viel Jaspis und Chalcedon gräbt, erreichte er ein Königreich Ciarcian, vielleicht Kharachar, das sich längs der Wüste von Gobi ausdehnt; endlich konnte er nach fünftägigem Marsche durch sandige, wasserlose Ebenen acht Tage lang in der heute zerstörten Stadt Lob ausruhen, woselbst er alle Vorbereitungen traf zur Reise durch die sich nach Osten hin erstreckende Wüste, »welche so groß ist, sagt er, daß man ein volles Jahr brauchen würde, sie in ihrer ganzen Länge zu durchziehen, und die von Geistern heimgesucht wird, in deren Mitte unsichtbare Trommeln und andere Instrumente ertönen«.
Nachdem sie jene Wüste ihrer Breite nach binnen drei Monaten durchmessen, gelangten die drei Reisenden in die Provinz Tangut und nach der an der Westgrenze des chinesischen Reiches erbauten Stadt Cha-ticheou. In genannter Provinz leben nur wenig Handeltreibende, dafür aber sehr viel Ackerbauer, welche sich von dem Erlöse aus ihrem Getreide ernähren. Von den Sitten und Gebräuchen in Tangut, welche Marco Polo's größtes Interesse erweckt zu haben scheinen, verdient besonders hervorgehoben zu werden, daß man die Todten nicht eher als an einem durch Astrologen bestimmten Tag zu verbrennen pflegt; »und die ganze Zeit über, während der Todte noch in der Wohnung verbleibt, halten ihm seine Angehörigen einen Platz am Tische offen und setzen ihm Speisen und Getränke vor, als ob er noch am Leben wäre«.
Nach ihrem Austritt aus der Wüste machen Marco Polo und seine Begleiter einen Ausflug gegen Nordwesten hin, nach der Stadt Amil, und dringen bis Ginchintales vor, das ist eine Stadt, über deren Lage keine Uebereinstimmung unter den Gelehrten herrscht, und welche damals von Heiden, Mohammedanern und nestorianischen Christen bewohnt war.
Von Ginchintales kehrte Marco Polo nach Cha-ticheou zurück und nahm seinen Weg durch Tangut wieder auf nach der Stadt So-ceu zu, über ein für den Anbau von Rhabarber sehr geeignetes Gebiet, und nach Canpician, dem Kan-tcheou der Chinesen, damals der Hauptstadt von ganz Tangut. Es war jene eine sehr hervorragende Stadt, bewohnt von reichen heidnischen Häuptlingen, welche der Vielweiberei huldigen und meist ihre Cousinen oder »die Frau ihres Vaters« heirathen. Hier wohnten die drei Venetianer ein ganzes Fahr lang. Man begreift also leicht, daß ihre Reise nach Central-Asien unter Berücksichtigung solcher Aufenthalte und ihrer Gewohnheit,[73] gern Abstecher vom Wege zu machen, mehr als drei Jahre in Anspruch nehmen konnte.
Als Marco Polo Kan-tcheou verließ, mußte er zwölf Tage lang reisen, bis er in Etzina, an der Grenze einer Sandwüste, eintraf. Auch hiermit machte er wiederum einen Umweg, da er zu weit nach Norden hinauf kam; er hatte sich aber einmal vorgenommen, das berühmte Caracorum, die Hauptstadt der Tataren, zu besuchen, in welcher Rubruquis im Jahre 1254 gewohnt hatte.
Marco Polo besaß gewiß sozusagen das Zeug zu einem Entdeckungsreisenden, denn er scheute vor keiner Anstrengung zurück, wenn es galt, seine geographischen Kenntnisse zu erweitern. So mußte er, um jene Tatarenstadt zu erreichen, vierzig Tage lang durch eine häuser- und menschenleere Wüstenei wandern.
Endlich erreichte er Caracorum, eine Stadt, deren Umfang volle drei Meilen betrug. Nachdem er sich lange in dem Hauptorte des mongolischen Reiches aufgehalten, wurde dieser durch Gengis-Khan, einem Vorfahren des heutigen Kaisers, erobert, und Marco Polo macht bei dieser Gelegenheit eine historische Digression, in der er über die Kämpfe des Tataren-Helden gegen den berüchtigten Priester Johann, der das ganze Land seiner Herrschaft unterworfen hatte, Bericht erstattet.
Nochmals nach Kan-tcheou zurückgekehrt, wanderte Marco Polo fünf Tage hindurch nach Osten und gelangte nach der Stadt Erginul, wahrscheinlich identisch mit Liang-tcheu. Von hier aus machte er, um Signan-fu kennen zu lernen, einen kleinen Umweg nach Süden, wo er wilde Ochsen, so groß wie Elephanten, weiden sah, neben jenen kostbaren ziegenartigen Thieren, welche den Namen Bisamhirsche erhalten haben. Nun zogen die Reisenden wieder nach Liang-tcheu hinauf und nach Osten weiter, wo sie in acht Tagen Cialis erreichten, eine Stadt, in der man aus Kameelhaaren die schönsten Camelots der Welt herstellt, und dann in der Provinz Tendur die Stadt gleichen Namens, in welcher ein dem Groß-Khan unterworfener Abkömmling des Priesters Johann residirte. Es war das ein gewerbfleißiger und handelsthätiger Ort. Mit einem Winkel nach Norden begaben sich die Venetianer über Sinda-cheu jenseits der großen chinesischen Mauer bis nach Ciacannor, jedenfalls Tsaan-Balgassa, eine hübsche Stadt, wo der Kaiser gern residirt, wenn er sich dem Vergnügen der Falkenjagd hingeben will, denn Kraniche. Störche, Fasanen und Rebhühner giebt es hier in erstaunlicher Menge.[74]
Von Ciacannor aus erreichten Marco Polo, sein Vater und sein Onkel nach drei Tagereisen die Stadt Ciandu, das heutige Chang-tu, welches an anderen Stellen des Berichtes Clemen-fu genannt wird. In der hier befindlichen Sommerresidenz Kublaï-Khans, welche nördlich der großen Mauer, im Norden von Cambulac, das jetzt unter dem Namen Peking die Hauptstadt des ganzen Reiches geworden ist, liegt, wurden die päpstlichen Gesandten empfangen. Der Reisende spricht wenig von der ihm zu Theil gewordenen Aufnahme, doch beschreibt er sehr eingehend den Palast des Khans als einen großen Bau von Quadersteinen und Marmor, dessen Gemächer alle über und über mit Gold bedeckt sind. Dieser Palast ist in mitten eines von Mauern umgebenen Parkes erbaut, in dem sich Menagerien und Springbrunnen befinden, und sogar ein ganzes Gebäude ans Rosenstöcken, welche so dicht verflochten sind, daß kein Wasser hindurchdringen kann; es war das ein Kiosk, der vollständig entfernt werden konnte, und den der Khan während der Monate Juni, Juli und August, d. h. während der schönen Jahreszeit, bewohnte. Diese Jahreszeit mußte freilich schön sein, denn nach Aussage Marco Polo's hatten sich die stets um ihren Herrn befindlichen Astrologen verpflichtet, durch ihre Zauberformeln jeden Regen, Nebel oder sonstiges schlechtes Wetter zu zerstreuen. Der venetianische Reisende scheint wirklich an der Macht dieser Magiker nicht im Geringsten zu zweifeln. »Diese weisen Männer, sagt er, gehören verschiedenen Racen an und sind alle Götzendiener; sie verfügen über Teufelskünste und kennen weit mehr Beschwörungsformeln als andere Menschen, und was sie thun, vollbringen sie mit Hilfe des Teufels, während sie Andere Glauben zu machen suchen, sie vermöchten das durch ihre Frömmigkeit und durch die Hilfe Gottes. Uebrigens verfahren diese Leute in folgender Weise: Wenn ein Mensch zum Tode verurtheilt und hingerichtet worden ist, nehmen sie ihn für sich in Anspruch, kochen ihn und essen ihn auf; wäre er eines natürlichen Todes gestorben, so würden sie sich hüten, es zu thun. Nun vernehmt auch, daß die Leute, von denen ich rede, und welche so viel Zaubereien verstehen, folgendes Wunder zu Stande bringen, das ich hier mittheilen will: Wenn der Groß-Khan im Hauptsaale an dem Tische sitzt, der gut über acht Ellen lang ist, und man die Trinkgefäße wenigstens zehn Schritte von dem Tische entfernt auf den Fußboden gestellt hat, welche Gefäße alle mit Wein, Milch oder anderen kostbaren Getränken gefüllt sind, so bringen es diese gelehrten Zauberer durch ihre Künste und[75] Beschwörungen dahin, daß jene vollen Kufen sich von selbst erheben und vor den Groß-Khan aufstellen, ohne daß sie ein Mensch berührt; sie führen das auch vor tausend Zuschauern aus, und Alles ist die reine Wahrheit und sicher keine Lüge; übrigens werden Euch die der Nekromantie Kundigen sagen können, wie das zugeht.«
Marco Polo liefert im Weiteren eine Geschichte Kublaï-Khans, der der mächtigste unter allen Menschen ist und mehr Länder und Schätze besitzt als jemals ein Anderer seit Adam, unserem Stammvater Er erzählt, wie der Groß-Khan, der damals im Alter von achtzig Jahren stand und ein Mann von mittlerer Größe, ziemlich beleibt, doch im Ganzen wohlgestaltet, mit weiß und rothem Gesicht und schönen schwarzen Augen war, im Jahre 1256 nach Christi Geburt den Thron bestieg. Er war ein guter Anführer im Kriege und bewies das vorzüglich, als sein Onkel Naïan, der sich empört hatte, ihm an der Spitze von 400.000 Reitern die Regierung zu entreißen versuchte. Kublaï-Khan versammelte »in der Stille« 360.000 Mann zu Pferde nebst 100.000 Mann Fußvolk und zog gegen seinen Oheim zu Felde. Es kam zu einer entsetzlichen Schlacht. »In derselben fielen so viele Menschen, daß es ein wahres Wunder war.« Doch Kublaï-Khan blieb dabei Sieger, und Naïan, der, in seiner Eigenschaft als Prinz von königlichem Geblüt, lebend in einen engen Teppich eingenäht wurde, starb so eines grausamen Todes.
Nach dem Siege kehrte der Kaiser im Triumph in seine Hauptstadt von Chatay zurück, welche damals Chamba-luc hieß und nach und nach zur heutigen Stadt Peking geworden ist. In letzterer angelangt, mußte Marco Polo daselbst ziemlich lange verweilen, bis er mit verschiedenen Missionen im Innern des Reiches betraut wurde. In Chamba-luc erhebt sich der prächtige Palast des Kaisers, von dem der Reisende folgende Beschreibung liefert, die wir nach dem Texte von Charton wiedergeben und welche wenigstens annähernd eine Vorstellung von den Reichthümern jener Mongolenherrscher erweckt.
»Vor dem Palaste befindet sich eine viereckige Mauer, deren jede Seite eine Meile lang ist, was also vier Meilen Umfang ergiebt; sie ist gewaltig groß, gut zehn Fuß hoch, ganz weiß und mit Zinnen versehen. In jeder Ecke der Mauer steht ein sehr schöner, reicher Palast, in welchen die Rüstungen des Groß-Khans aufbewahrt werden, seine Bogen, Köcher, die[76] Sättel und Zäume der Pferde, die Bogensehnen und überhaupt Alles, was zum Kriege gebraucht wird; denkt man sich den großen Raum in vier Abtheilungen geschieden, so steht in der Mitte jeder derselben wiederum ein Palast, ähnlich denen in den Ecken, so daß es also acht im Ganzen ergiebt, welch' letztere mit den Rüstungen des Groß-Herrn gefüllt sind, so daß sich in jedem eine besondere Art befindet, in dem einen die Bogen, in dem nächsten die Sättel u.s.w. Die Südseite der Mauer ist von fünf Thoren durchbrochen, deren mittelstes sich nur öffnet, um den Groß-Khan ein- oder hinauszulassen; zwei kleinere auf jeder Seite desselben sind für andere Passanten bestimmt. Im Innern dieser Mauer ist noch ein besonderer Raum, wiederum durch eine mehr lange als breite Mauer abgeschlossen, in welcher noch einmal acht Paläste stehen, ebenfalls nur Magazine für das Rüstzeug des Groß-Herrn.«
Man erkennt, daß alle bisher aufgezählten Paläste nur die Pferdeausrüstungen und Waffensammlungen des Kaisers enthalten. Man wird über diese große Anzahl Rüstungen weniger erstaunen, wenn man erfährt, daß der Groß-Khan eine besondere Race schöner, weißer Pferde allein besaß, und darunter 10.000 Stuten, deren Milch ausschließlich für die Prinzen aus königlichem Blut bestimmt war.
Marco Polo fährt mit folgenden Worten fort: »Diese zweite Mauer hat ebenfalls fünf Thore an der Mittagseite, ähnlich denen der äußeren Mauer. An den anderen Seiten haben die Mauern nur je ein Thor. In der Mitte derselben befindet sich nun der Palast des Groß-Herrn, von dem ich Euch in Folgendem eine Beschreibung gebe. Er ist größer, als man jemals einen sah. Eine zweite Etage besitzt er zwar nicht, doch liegt das Erdgeschoß zehn Handbreiten höher als der Boden der Umgebung. Das Dach desselben ist sehr hoch; die Wände der Säle und Zimmer sind mit Gold und Silber bedeckt, und hat man an denselben Drachen, wilde Thiere, Vögel, Pferde und andere Thiere dargestellt, so daß man nichts sieht als Gold und Malereien. Der Hauptsaal ist so groß und breit, daß 6000 Menschen darin speisen können.
Der Palast enthält so viel Räumlichkeiten, daß es ein Wunder ist, sie zu sehen. Er ist so groß und so schön, daß kein Mensch auf der Erde, auch wenn er die Macht dazu hätte, einen besseren errichten lassen könnte. Das Dach darüber ist ganz ausnehmend hoch, grün, blau, gelb und von[77] anderen Farben, und so herrlich gefirnißt, daß es wie Krystall spiegelt und ringsumher leuchtet. Dabei ist dieses Dach so stark und solid hergestellt, daß es gewiß viele Jahre aushält. Zwischen den Mauern befinden sich Wiesen mit prächtigen Bäumen und mancherlei Thieren. Da giebt es weiße Hirsche, Thiere, welche den Moschus liefern, Ziegen, Damhirsche, Fehs und andere Arten schöner Thiere, welche den ganzen Raum innerhalb der Mauern, mit Ausnahme der für die Menschen bestimmten Wege, füllen. Auf der einen Seite, nach Nordwesten zu, liegt ein sehr großer See mit den verschiedensten Fischen, denn der Groß-Herr hat mancherlei hineinsetzen lassen, und so kann er, sobald er das wünscht, davon ganz nach Belieben haben. Aus diesem See entspringt ein großer Fluß, der nach außen abfließt; man traf aber durch aufgespannte Eisen- und Erzfäden eine Vorrichtung, daß kein Fisch entschlüpfen kann. Gegen Norden, einen Bogenschuß weit vom Palaste, hat der Groß-Herr eine Anhöhe aufschütten lassen. Es ist das ein über hundert Schritt hoher Berg, der im Umfange mehr als eine Meile mißt. Derselbe ist bedeckt mit Bäumen, welche ihre Blätter niemals verlieren, sondern stets grün bleiben. Vernehmt auch, daß der Groß-Herr, sobald er von einem besonders schönen Baum hörte, denselben mit allen Wurzeln und dem anhängenden Erdreich ausheben und durch seine Elephanten nach dem Berge schaffen ließ, so daß er immer gleich große Bäume einsetzte. So besaß er wirklich die schönsten Bäume der Welt. Der Groß-Herr ließ auch den ganzen Berg mit einer besonderen Art Azur bedecken, der lebhaft grün aussieht, so daß die Bäume grün erscheinen, der Berg selbst ebenfalls grün und man nichts Anderes sieht als grün, weshalb der Berg auch den Namen »der grüne Berg« führt. Auf der Mitte seines Gipfels steht weiter ein großer, schöner und wiederum durchwegs grüner Palast. Dieser Berg, die Bäume und der Palast bieten einen so reizenden Anblick, daß Alle, die es sehen, davon entzückt sind, und der Groß-Herr hat diesen Berg auch nur aufschütten lassen, um sich ein so eigenthümliches Vergnügen zu verschaffen.«
Nach dem Palaste des Khans beschreibt Marco Polo den seines Sohnes und Thronerben; dann die Stadt Cambaluc selbst, welche er als eine alte Stadt schildert, die von den neueren Bauten Taidus durch einen Kanal getrennt wird, der das heutige Peking in eine tatarische und eine chinesische Hälfte scheidet. Als scharfer Beobachter belehrt uns der Reisende auch über das Thun und Treiben des Kaisers. Seinem Berichte nach hat Kublaï-Khan[78] eine Leibwache von 2000 Reitern, welche er »jedoch nicht etwa aus Furcht unterhält«. Seine Mahlzeiten sind wirkliche Feierlichkeiten, bei denen die strengste Etiquette herrscht. An seiner über die anderen etwas erhöhten Tafel hat er zur Linken seine erste Frau, zur Rechten und etwas tiefer seine Söhne, Neffen und andere Verwandte; bedient wird er durch hohe Reichsbarone, welche darauf achten, Mund und Nase mit schönen, golddurchwirkten Tüchern zu verschließen, »damit ihr Athem und Geruch nicht die Speisen und Getränke des Groß-Herrn berühren«. Will der Kaiser trinken, so beginnt sofort ein Concert von vielen Instrumenten, und wenn er das Trinkgefäß in der Hand hält, fallen alle Reichsbarone und andere Anwesende ehrerbietig auf die Kniee.
Die bedeutendsten Feste giebt der Groß-Khan, das eine an seinem Geburtstage und das andere stets zu Neujahr. Bei dem ersten fungiren 12.000 Barone, denen der Kaiser jährlich 150.000 mit Gold und Perlen verzierte Kleider zum Geschenk macht, an seinem Throne, während die heidnischen und christlichen Unterthanen öffentliche Gebete verrichten. Beim zweiten Feste, zu Anfang des neuen Jahres, kleidet sich die ganze Bevölkerung, Männer und Weiber, durchaus weiß, weil die weiße Farbe alten Ueberlieferungen zufolge Glück bringt, und Jedermann bietet dem Souverän Geschenke von hohem Werthe an. Hunderttausend reichgeschirrte Rosse, fünftausend mit herrlichen Tüchern bedeckte Elephanten, welche den kaiserlichen Thronsessel tragen, und eine große Anzahl Kameele defiliren dabei vor dem Kaiser.
Während der drei Monate December, Januar und Februar, die der Groß-Khan in seiner Winterresidenz zubringt, sind alle Großen im Umkreise von sechzig Tagereisen verpflichtet, ihm Hirsche, Damwild, Ziegen und Bären zu liefern.
Der Palast des Kaisers zu Peking (S. 76.)
Uebrigens ist Kublaï auch selbst ein fertiger Jäger und seine Jagdmeute sehr gut im Stande. Er besitzt Leoparden, Wolfshirsche und sogar abgerichtete Löwen, um das Wild einzufangen, sehr große und starke Adler, welche Wölfe, Füchse, Damhirsche und Ziegen zu fangen vermögen »und es wirklich auch oft thun«, endlich Hunde gleich zu Tausenden. Mit dem Monat März beginnt der Kaiser seine großen Jagden, wozu er sich nach dem Meere begiebt; dabei begleiten ihn nicht weniger als 10.000 Falkoniere mit 500 Geierfalken, einer unzählbaren Menge von Habichten, Wanderfalken und heiligen Falken. Während dieser Ausflüge begleitet ein tragbarer, auf vier Elephanten errichteter Palast, dessen Außenwände mit Bärenfellen, die[79] Innenseite mit golddurchwirktem Tuch bekleidet ist, den tatarischen König, der sich in solchem orientalischen Pompe gefällt. So begiebt er sich bis zum Lager von Chachiri-Mondu, an einem Nebenflusse des Amur, und schlägt hier sein Zelt auf, das groß genug ist, um 10.000 Reiter zu beherbergen. Dasselbe bildet seinen Empfangssaal und hier ertheilt er auch wirklich Audienzen. Will er sich zurückziehen oder des Schlummers pflegen, so steht ihm in einem anderen Zelte ein mit Hermelin und Zobelfellen verzierter Saal zur Verfügung, von welchen Fellen jedes 2000 Goldmünzen, d. h. etwa 20.000 Francs von unserer Münze werthet. Hier wohnt der Kaiser bis Ostern, jagt Schweine, Hafen, Damwild und Ziegen und kehrt dann nach seiner Hauptstadt Cambaluc zurück.«[80]
Marco Polo vervollständigt hier auch die Beschreibung dieser prächtigen Stadt. Er zählt die zwölf Quartiere, welche sie zusammensetzen, auf, in[81] denen die reichen Kaufleute sich herrliche Paläste errichtet haben, denn diese Stadt treibt außerordentlich lebhaften Handel.
Hierher strömen mehr kostbare Waaren zusammen, als nach irgend einem Punkte der Welt. Wenigstens tausend mit Seide beladene Wagen treffen täglich daselbst ein. Hier ist der Lagerplatz und Markt für die reichsten Erzeugnisse Indiens, z.B. Perlen und Edelsteine, und man kommt hierher zum Zweck des Einkaufs wohl aus zweihundert Meilen in der Runde. Für die Bedürfnisse des Handels hat der Groß-Khan auch eine Münze errichten lassen, welche für ihn eine unerschöpfliche Quelle von Reichthümern ist. Freilich besteht das hier angefertigte Geld – wirkliche Banknoten mit dem Siegelabdruck des Herrschers – aus einer Art von der Rinde des Maulbeerbaumes hergestelltem Carton. Dieses steife Papier wird je nach dem ihm beigelegten Werthe in verschiedener Weise zerschnitten. Natürlich hat diese Münze Zwangskurs. Der Kaiser verwendet sie selbst bei allen Zahlungen seinerseits und sucht sie in allen, seiner Gewalt unterworfenen Ländern zu verbreiten, »so daß Niemand bei Verlust des Lebens deren Annahme verweigern darf«. Mehrmals im Jahre sind die Besitzer von Edelsteinen, Perlen, Gold und Silber verpflichtet, ihre Schätze im Hôtel der Münze abzuliefern, woselbst sie die obenerwähnten Papierstücke als Zahlung empfangen, so daß der Kaiser also alle Schätze seines Landes thatsächlich allein besitzt.
Nach Marco Polo beruht das System der kaiserlichen Regierung auf einer streng durchgeführten Centralisation. »Das in vierunddreißig Provinzen getheilte Reich wird von zehn obersten Baronen verwaltet, welche alle in der Stadt Cambaluc selbst wohnen. In den Palästen dieser Barone halten sich auch die Intendanten und Schreiber auf, welche die Geschäfte für jede Provinz versehen. Rings um die Stadt strahlen viele, sehr gut unterhaltene Straßen aus, welche an verschiedenen Punkten des Reiches enden; auf diesen Straßen sind Postrelais mit reichlichem Pferdebestand eingerichtet, in Abständen von zweiundzwanzig zu zweiundzwanzig Meilen, in welchen Relais 200.000 Pferde stets bereit stehen, die Boten des Kaisers zu befördern. Zwischen den Relais befindet sich alle drei Meilen ein Weiler aus etwa vierzig Häuser bestehend, worin die Couriere wohnen, welche die Botschaften des Groß-Khan zu Fuß weiter besorgen; diese Läufer tragen eine Binde um die Stirne und um die Taille einen Gürtel mit Schellen, so daß sie schon von Weitem hörbar sind; sie laufen stets im Galopp, legen ihren Weg von[82] drei Meilen sehr schnell zurück, übergeben ihre Nachrichten dem sie dort empfangenden Courier und auf diese Weise erhält der Kaiser Nachrichten aus zehn Tagereisen entfernten Orten schon binnen einem Tage und einer Nacht. Dazu kostet das Beförderungsmittel Kublaï-Khan sehr wenig, denn er begnügt sich damit, seine Couriere mit Steuern verschont zu lassen, während die Pferde der Relais von den Einwohnern der betreffenden Provinzen unentgeltlich verpflegt und erhalten werden.
Wenn der Herrscher der Tataren aber einerseits seine Allgewalt auf diese Weise ausübt und seine Unterthanen mit schweren Lasten bedrückt, so kümmert er sich doch andererseits immer um ihre Bedürfnisse und kommt ihnen nicht selten nach Kräften zu Hilfe. Hat z.B. der Hagel die Ernten vernichtet, so erläßt er den Betroffenen nicht allein die gewohnten Steuern, sondern liefert ihnen auch Getreide aus seinen eigenen Vorräthen; haben Viehseuchen die Bewohner einer Provinz ihrer Nutzthiere beraubt, so ersetzt er ihnen die gefallenen auf seine Kosten. Er sorgt dafür, in guten Jahren eine Menge Weizen, Gerste, Hirse, Reis und andere Producte aufzuspeichern, um die Preise der Naturerzeugnisse in seinem Reiche stets auf einem mittleren Stande zu erhalten. Für die arme Bevölkerung seiner Hauptstadt Cambaluc hat er eine besondere Vorliebe. So läßt er Listen von allen armen Haushaltungen, denen es am Nöthigsten fehlt, aufstellen, welche sich zu sechs, acht und zehn Personen nicht wenig finden. Diesen läßt er Weizen und anderes Getreide, je nach ihrer Personenzahl, aber stets reichlich austheilen, und wer da immer kommt, um am Hofe des Groß-Herrn um Brot anzusprechen, wird daselbst niemals abgewiesen. Hiervon machen täglich etwa 30.000 Personen Gebrauch, und diese Vertheilung findet das ganze Jahr über statt; gewiß eine großartige Wohlthätigkeit eines Herrschers gegenüber seinen armen Unterthanen. Diese zollen ihm dafür aber auch eine fast göttliche Verehrung.« Uebrigens wird das ganze Reich mit aller Sorgfalt verwaltet. Die Landstraßen befinden sich in bestem Zustande und sind mit wahrhaft prächtigen Bäumen besetzt, wodurch sie auch in verlassenen Gegenden stets leicht erkennbar bleiben. Bei dem Reichthum an Wäldern fehlt es den Einwohnern nie an Holz, und dazu werden, vorzüglich in Chatai, noch ergiebige Kohlengruben ausgebeutet, welche Steinkohlen in Ueberfluß liefern.
Marco Polo hielt sich in der Stadt Cambaluc lange Zeit auf. Gewiß erwarb er sich durch seinen Scharfblick, seinen Geist und die Leichtigkeit, mit[83] der er sich die verschiedenen Idiome des Reiches aneignete, das besondere Wohlwollen des Kaisers. Er ward mit verschiedenen Sendungen betraut, nicht nur in China selbst, sondern auch nach den indischen Meeren, nach der Coromandel- und Malabarküste und nach dem Cambodje benachbarten Theile von Cochinchina, dann aber, wahrscheinlich zwischen 1277 und 1280, zum Gouverneur der Stadt Yang-tcheu und siebenundzwanzig anderer, unter ihrer Jurisdiction stehenden Städte ernannt. In Folge seiner Sendungen durchstreifte er einen großen Theil der genannten Länder und sammelte dabei viele Documente von geographischem sowohl wie von ethnographischem Interesse. Mit der Karte in der Hand werden wir leicht im Stande sein, ihn bei seinen Reisen, aus denen die Wissen schaft großen Nutzen ziehen sollte, überallhin zu folgen.
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52 Seiten, 4.80 Euro
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Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Michael Holzinger hat für den zweiten Band sieben weitere Meistererzählungen ausgewählt.
432 Seiten, 19.80 Euro