3. An einen Pfeifenkopf

[169] 1771?


O fons Bandusiae!

Hor.


Du, aus Meerschaum gezeugt, bräunlicher Pfeifenkopf,

Mit der Pflanze gefüllt, welche Tabago nährt;

Dieses Band sei dir heilig,

Das mit purpurnen Wellen spielt;
[169]

Und gewebt war, den Schnee einer beseelten Brust

Sanft zu röten! Umsonst! Denn der geliebteste

Schmuck der Schönen soll künftig

An dem würdigen Rohre wehn.


Du vertreibest den Gram, der aus verdüsterten

Lüften brauset, du hauchst pythische Sprüche der

Brust des forschenden Sehers

Und die Weisheit der Götter ein.


Deine Glorie strahlt fernen Jahrhunderten;

Denn ich singe dein Rohr, und das Medusenhaupt,

Das aus silbernem Rachen

Die balsamische Lohe sprüht.

Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 49, Stuttgart [o.J.], S. 169-170.
Lizenz:
Kategorien: