2. An die Freunde

[228] 1770.


Hört, ihr Brüder, wie erbittert

Eurus durch die Wolken brüllt,

Donnernd jeden Wald zersplittert,

Jedes Thal mit Schloßen füllt.
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Laßt, mit schwarzer Stirn, das Wetter

Über unsre Häupter ziehn;

Bacchus und die Liebesgötter

Sollen doch vor uns nicht fliehn.


Da! Bekränzt mit Rosmarine

Euer jugendliches Haar.

Weg mit dieser finstern Miene

Bis zum hohen Stufenjahr!


Trinkt den perlenden Lyäen

An dem Rheinstrom eingetonnt!

Oder jenen, auf den Höhen

Von Hungarien besonnt!


Wie der volle Römer klinget,

Den des Epheus Rauschen krönt!

Ha! ihr glühet! Ha! ihr singet!

Wie die Dithyrambe tönt!


Evan! Ha! Dein Taumelbecher

Braust in allen Adern schon.

Auf! und tanzt, ihr trunknen Zecher!

Rasend nach der Saiten Ton!


Wem wird Phyllis sich bekränzen,

Und mit leichten Füßen, schön

Wie Cytherens, sich in Tänzen

Albions mäandrisch drehn?


Wessen sanftem Drucke ziehet

Sie verschämt die Hand zurück?

Welchem frechen Räuber glühet

Zärtlich ihr erzürnter Blick?


Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 49, Stuttgart [o.J.], S. 228-229.
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