32. Das Landmädchen

[269] 1787.


An meines Vaters Hügel,

Da steht ein schöner Baum:

Gern singt das Waldgeflügel

An meines Vaters Hügel,

Und singt mir manchen Traum.


Man ruht auf weichem Rasen,

Von Zitterglanz erhellt;

Die Schaf' und Lämmer grasen;

Man ruht auf weichem Rasen,

Und überschaut das Feld.


In grüngewölbtem Laube,

Die Sonne schien so warm!

Belauscht' ich meine Taube,

In grüngewölbtem Laube,

Und froher Würmchen Schwarm


Da kann er mit Erröten

Durch hohes Gras daher;

Ich hatt' ihn nicht gebeten:

Da kam er mit Erröten,

Gewiß von ohngefähr.


Vertraulich sank er nieder

Zu mir auf weiches, Gras.

Mir ward so eng das Mieder!

Vertraulich sank er nieder,

Und sprach, ich weiß nicht was.
[269]

Er wäre gern geblieben;

Allein ich hieß ihn gehn.

Mich däucht, er sprach von Lieben:

Er wäre gern geblieben,

Und schmeichelte so schön.


Wie öd' ist mir seit gestern

Die Stell' im weichen Gras!

Erzählt was, liebe Schwestern!

Wie öd' ist mir seit gestern

Die Stelle, wo er saß!


Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 49, Stuttgart [o.J.], S. 269-270.
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