39. Mailied

[280] 1789.


O der schöne Maienmond!

Wann in Thal und Höhen

Blütenbäume wehen,

Und im Nest der Vogel wohnt!

O der schöne Maienmond!

Herrlich schöner Maienmond!
[280]

O wie prangt die schöne Welt!

Bräunlich sproßt die Eiche

An umgrüntem Teiche,

Graulich wogt das Roggenfeld!

O wie prangt die schöne Welt!

Herrlich prangt die schöne Welt!


O wie frisch die Morgenluft!

Blumen, Laub und Kräuter,

Blank von Tau und heiter,

Trinken Sonn', und atmen Duft!

O wie frisch die Morgenluft!

Herrlich frisch die Morgenluft!


O wie jauchzt der Freude Klang!

Lamm und Kalb im Grünen,

Nachtigall und Bienen,

Flötenton und Reihngesang!

O wie jauchzt der Freude Klang!

Herrlich jauchzt der Freude Klang!


O wie labt's, im Traum zu ruhn!

Wo durch Kies und Erlen

Leise Wellen perlen,

Und die Fischchen fröhlich thun!

O wie labt's, im Traum zu ruhn!

Herrlich labt's, im Traum zu ruhn!


O wie lacht des Mädchens Blick!

Voll von Milch den Eimer,

Singt sie wach den Träumer,

Wird geküßt, und strebt zurück!

O wie lacht des Mädchens Blick!

Herrlich lacht des Mädchens Blick!
[281]

O der holde Mädchentrug!

Feuerrot die Wange,

Zupft sie lange, lange

Am verschobnen Busentuch!

O der holde Mädchentrug!

Herrlich holder Mädchentrug!


Quelle:
Deutsche Nationalliteratur, Band 49, Stuttgart [o.J.], S. 280-282.
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