[39] Faust. Vorige.
FAUST aufschreiend.
Du – Du? – Dich bet' ich an, nun Deiner werth!
Sinkt vor Aurelia hin.
ROBERTUS zieht seinen Degen.
Beim jüngsten Tag, so darf kein Lebender
Mir thronen, hätt' er mich der Höll' entwunden!
AURELIA.
Du, den die Treuen dankend Retter nennen,
Willst ihre schöne Liebe trennen?[39]
FAUST.
Nicht mehr geht mich der Fügung Tücke an,
Mein ewig Heil zahlt' ich für Dich, o Mädchen,
Der Himmel Deiner Liebe mir gebührt!
Sey mein, ich winde jammernd mich im Staub,
Doch auch gewaltig meine Lippen flehn,
Der Sklave kann mit Göttermacht erstehn!
ROBERTUS.
Wie heiß ich auch in Dankes Regung walle,
Auf die Vernichtung!
AURELIA.
Grauen!
ROBERTUS.
Einer falle!
FAUST.
Nicht Worte kenn' ich, Liebe, Liebe, Liebe!
Und bracht' ich Plutos schwarzen Stab an mich,
Will ich mir die Proserpina auch rauben,
Fahr Weichmuth hin!
Zu Robertus.
Versink' in Schlafes Nacht!
ROBERTUS fällt in einen Sessel und entschlummert.
AURELIA wüthend.
O warum brach ich Thörin meinen Dolch!
FAUST berührt sie mit seinem Stab.
Gehorche meiner Kunst, wenn nicht dem Herzen,
Gebietend will ich Liebe!
AURELIA plötzlich umgewandelt.
Ha – wie fühl ich!
FAUST.
Vergiß Umwandelte den Jüngling schnell,
Als hättest du den Lethe seicht getrunken.[40]
AURELIA.
Ich glühe Dir, nie kannt' ich diesen Fremden.
Breitet die Arme gegen Faust aus.
FAUST wirft sich erschöpft in einen Sessel.
Doch giebt es Dinge, die die Kraft entmarken.
AURELIA eilt zu ihm, in schmachtender Stellung.
Laß Deine Locken mich, die dunklen, runden.
Man hört Seraphina draußen ihre Romanze singen.
Hört, daß ich Arme
Euch verkünde u.s.w.
Der Gesang kommt näher.
FAUST steht bewegt auf, und trennt sich von Aurelia.
Horch – dies ist mein Beschwörer – o wohin
Entschwingen mich die mächt'gen Zaubertöne –
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