Lobgesang

[97] Von Herren Moritzen, Fürsten zu Uranien, Grafen von Nassau.


Ihr menschen bauet einen tempel

für den, der aller menschen ruhm,

der den soldaten ein exempel,

und aller fürsten wahre blum,

und singet stets: O prinz durch deine thaten

bist du der ruhm der fürsten und soldaten.
[97]

Doch welche witz darf sich wol wagen,

ja welche stim ist wol hoch gnug,

der welt mit worten fürzutragen

all seine werk, kühn, mächtig, klug?

ist nicht der glanz, prinz, deiner grossen thaten

ein spiegel für die fürsten und soldaten?


Gleich in dem früling seiner jugend

schlug er also die stolze feind,

daß die gedanken, seine tugend

zu fassen, vil zu nider seind:

und ist allein die tafel seiner thaten

ein wahrer text für fürsten und soldaten.


Was hat doch Griechenland erdichtet

von seinen helden allzumal?

und was hat Herkules verrichtet

mit äußerster müh und drangsal,

das gleichen mög, prinz, deinen großen thaten

die ein lehrbuch für fürsten und soldaten?


Sein nam allein macht schier verzagen

die, deren herz voll stolz und pracht;

er ist der erst, den feind zu schlagen

und der letzt aus der grösten schlacht;

er ist der ruhm der fürsten und soldaten

und wunderreich seind seine heldenthaten.


Was er mit reifem rat thut gründen,

verrichtet er schnell und mit fleiß,

gleichlos ist er zu überwinden

und zu verzeihen gleicherweis,

also daß er billich durch seine thaten

ein spiegel ist für fürsten und soldaten.


Voll pracht ist er, den stolz zu dämpfen,

voll güt ist er gleich nach dem streit,

und wie großmächtig er zu kämpfen,

so freindlich ist er fridens zeit:[98]

er ist gleichlos in allen seinen thaten

allein der ruhm der fürsten und soldaten.


Sein aug kan das unglück vertreiben,

der herzen trost seind seine wort,

sein unruh macht uns ruhig bleiben,

und seiner müh meer in dem port;

und die unzahl, prinz, deiner großen thaten

seind ein lehrbuch der fürsten und soldaten.


Oft hat man seine gnad erfahren

in seiner feinden wut und flucht,

verzeihen, sigen und bewahren,

ist seiner arbeit süße frucht:

ein jedes stück, prinz, deiner dapfern thaten

ist ein beispil für fürsten und soldaten.


Er ist der welt zier hochgeehret,

der bösen straf, der guten lohn,

er ist in aller welt vermehret,

der feinden forcht, der freinden wohn,

die sagen all, er sei durch seine thaten

allein der ruhm der fürsten und soldaten.


Wolan, so bauet einen tempel

für den, der aller fürsten ruhm,

der den soldaten ein exempel,

der tugenden gleichlose blum,

und singet stets: O prinz, durch deine thaten

bist du der ruhm der fürsten und soldaten.

Quelle:
Georg Rodolf Weckherlin: Gedichte, Leipzig 1873, S. 97-99.
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