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[300] Lulu. Schön. Beide links vorn.
LULU. Könntest du dich für heute nachmittag nicht frei machen?
SCHÖN. Was wollte diese Gräfin eigentlich?
LULU. Ich weiß nicht. Sie will mich malen.
SCHÖN. Das Unglück in Menschengestalt, das einem seine Aufwartung macht.
LULU. Könntest du dich denn nicht frei machen? Ich würde so gerne mit dir durch die Anlagen fahren.
SCHÖN. Gerade der Tag, an dem ich auf der Börse sein muß. Du weißt, daß ich heute nicht frei bin. Meine ganze Habe treibt auf den Wellen.
LULU. Lieber wollte ich schon beerdigt sein, als mir mein ganzes Leben so durch meine Habe verbittern lassen.
SCHÖN. Wem das Leben leicht wird, dem fällt das Sterben nicht schwer.
LULU. Als Kind hatte ich auch immer die entsetzlichste Angst vor dem Tod.
SCHÖN. Deswegen habe ich dich ja geheiratet.
LULU an seinem Hals. Du bist schlecht gelaunt. Du machst dir zu viel Sorgen. Seit Wochen und Monaten habe ich nichts mehr von dir.
SCHÖN ihr Haar streichelnd. Dein Frohsinn sollte meine alten Tage erheitern.
LULU. Du hast mich ja gar nicht geheiratet.
SCHÖN. Wen hätte ich denn sonst geheiratet?
LULU. Ich habe dich geheiratet!
SCHÖN. Was ändert denn das daran?
LULU. Ich fürchtete immer, es werde vieles ändern.[300]
SCHÖN. Es hat auch viel unter die Füße gestampft.
LULU. Nur gottlob eines nicht!
SCHÖN. Darauf wäre ich begierig.
LULU. Deine Liebe zu mir.
Schön zuckt mit dem Gesicht, winkt ihr, voranzugehen. Beide nach links vorn ab.
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