Zweyter Auftritt.

[2] Theodor, Elisabeth, Vorige.


THEODOR. Da sieht es prächtig aus, Mutter! – Hier kann unser Sohn unmöglich wohnen.

ELISABETH. Vater, es ist gewiß, es sagen es ja alle Leute.

THEODOR. Aber so schau nur herum, Elisabeth, es kann der Kaiser kein schöners Haus haben.

ELISABETH. Du sprichst gut, Vater; aber –

WAGNER. Was wollt ihr Leute?

ELISABETH. Wir, gnädiger Herr –

WAGNER. Sie sehen mich für etwas wichtiges an. Er bläht sich

THEODOR. Sehn sie gnädiger Herr, ich suche meinen Sohn –

WAGNER. Wer ist euer Sohn? Ist er ein Lakey, oder ein Reitknecht von unserm Hause?

THEODOR. J nu, ich heise Theodor Faust. Mein Sohn heißt Johann. Er soll nach der gemeinen Sage hier wohnen. Gnädiger Herr geben sie uns eine Auskunft.

WAGNER. Was hör ich! – das ist ein verfluchter Streich! – Die Leute muß ich abweisen. Ihr guten Leute, man hat euch in April geschikt.[2]

THEODOR. Dacht ichs doch. Siehst du Mutter, so gehts, wenn die Kinder zu reich werden, ihre armen Eltern können sie nicht mehr finden.

ELISABETH. Es sagen alle Nachbarn –

WAGNER. Genug sie lügen, denn ich sage euch das Widerspiel, und ich werde wohl mehr Glauben verdienen, als der gemeine Pöbel.

THEODOR. Bey Gott, gnädiger Herr, sie haben recht. Haben sie ihn auch niemals gesehn?

WAGNER. Ich errinnere mich, auf meinen Reisen, so einen Menschen gesehen zu haben. Er nährte sich mit Taschenspielen. Ich sand ihn einst in einer Weinschenke. Er wird vermuthlich die ganze Welt ausreisen.

THEODOR. Nu so gehn wir in des Himmels Namen, nach unserer Hütte zurück.

ELISABETH. Ich arme Mutter, ich glaubte meinen Sohn nochmal zu sehen. Nu so sey es denn! Gehn wir Vater, gehn wir. Schönen Dank, gnädiger Herr.

THEODOR. Komm Mutter. Leben sie wohl. Beide gehen ab.

WAGNER. Da würde ich meinem Herrn eine schöne Freude machen. Nein gute Leute, hier wohne euer Sohn nicht. – Zwar es sind ehrliche Leute Aber die Welt liebt das Große. – Still, wie geht es im Schlafzimmer? Sie sprechen miteinander – Blaset, blaset Freunde, daß ihr den Athem verlirt.[3]


Quelle:
Weidmann, Paul: Johann Faust. Ein allegorisches Drama von fünf Aufzügen, Prag 1775, S. 2-4.
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