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[50] Faust, Helena, Eduard, Wagner, Mephistopheles, Tänzer, und Tänzerinnen.
Die Bühne stellt einen prächtig beleuchteten Saal vor. Vorne ist ein Soffa, worauf Faust, und seine Gesellschaft zuschauen. Im Grunde der
Bühne ist ein Thron mit einigen
Stuffen errichtet.
[50] Der Ballet fängt an / genannt der Zauberpallast
der Liebe.
»Amor schläft auf dem Throne nachläßig ausgestreckt. Er ist mir Blumenkränzen geziert. Am Fusse des Thrones sitzen auf beiden Seiten in einer Reihe schlummernde Mädchen. Jede hat eine andere Stellung. Die Liebhaber knien vor ihnen auf verschiedene Art. Der küst die Hand; der andere reicht ihr einen Blumenkranz; der küst einen Liebesbrief; jener betrachtet ihr Bildniß. Dieses bildet eine unbewegliche Gruppe. Ein Mädchen schleicht schüchtern herein; sie drückt ihre Erstaunung aus. Sie wirft sich dem Amor zu Füssen, und legt ihm eine Bittschrift in die Hand. Sie eilt fort. Ein Jüngling kömmt, giebt seine Verwirrung zu erkennen. Er kniet vor Amor nieder, und überreicht ihm ein Blatt. Der Jüngling entflieht. Amor erwacht. Er sicht die Papiere, und lächelt. Sein lächeln hat Einfluß auf alle Personen. Alles fängt an sich zu regen. Alles ist belebt, und huldigt der Liebe. Man tänzt. Jedes Paar verehret dem Amor ein Geschenk. Diese reichen Blumen, andere Kränze, jene Früchten. Er empfängt alles mit holdreicher Güte, und verspricht ihnen seinen Schutz. Das Mädchen, und der Jüngling kommen wieder von verschiedenen Seiten,[51] sie schleichen herzu? Das Mädchen stihlt vom Throne den Pfeil des Amors, und der Jüngling den Bogen. Beide entfliehen. Amor entdekt den Verlust. Er zörnt, geräth in Wuth, und sein Zorn hat Einfluß auf den ganzen Haufen. Jede Geliebte zankt mit ihrem Liebhaber. Der Tanz drückt diesen wüthenden Zorn aus. Man macht sich Vorwürfe. Amor entflieht, und alles ist unbeweglich. Alle Personen bleiben in einer rasenden Stellung, und bilden eine Gruppe. Das Mädchen, und der Jüngling, die Bogen und Pfeile geraubt haben, kommen wieder. Sie sehen sich, sind bestürzt. Jedes drückt seine Leidenschaft aus, und gesteht seine Schwäche. Das Mädchen zeigt ihren Pfeil ohne Bogen; und der Jüngling seinen Bogen ohne Pfeil. Sie wanken; endlich wirft sich der Jüngling seiner Schönen zu Füssen, und schenkt ihr seinen Bogen. Sie drücken durch einen kurzen Tanz ihre Freude und Vereinigung aus. Itzt erscheint der erzörnte Amor. Seine Ankunft belebt alles. Es ist eine gräuliche Verwirrung. Der Tanz bildet ein Chaos. Die Schuldigen fallen endlich dem Gote der Liebe bittlich zu Füssen, und ihnen ahmet alles nach; alles ist bewegt. Dieses macht eine Gruppe. Amor ist unentschlossen. Venus erscheint. Sie befihlt ihrem[52] Sohne die Verbrecher zu begnädigen. Er hebt sie enpor. Alles beyzugt seine Freude. Der Tanz ist allgemein, Venus tänzt allein, endlich Amor, und dann das Mädchen und der Jüngling. Venus kann den Reitzen des Jünglings nicht widersithn. Sie winkt ihrem Sohne, und dieser verwundet ihn mit seinem Pfeile. Der Jüngling fühlt den Eindruck, verachtet sein Mädchen und eilt mit Amor fort. Mit ihm entfliehen alle Jünglinge. Die Mädchen weinen, rasen, drücken ihre Eifersucht aus. Venus erscheint wieder. Die Mädgen liegen zu ihren Füssen, sie fodern Rache. Sie winkt ihnen, und sie folgen ihr. Itzt kommen die Jüngling. Sie bereuen ihre Flucht Sie suchen sehnsuchtsvoll ihre Geliebten; aber umsonst. Sie sind in Verzweiflung, sie ziehen ihre Dolche, und wollen sich eben durchbohren, als die Mädchen erscheinen, und die Liebhaber entwaffnen. Dieses macht eine Gruppe. Amor evscheint, die Dolche fallen zur Erde, und Jünglinge, und Mädchen umarmen sich! Man tänzt. Venus steigt auf den Thron, krönet ihren Sohn, und auf dem Stufen huldiget alles der Liebe. Der Ballet schließt mit dieser Gruppe.«
Auf einmal verfinstere sich die ganze Bühne. Ein Schatten erscheint an der Wand,[53] schreibt, und verschwindet. Alles zittert. Die Musick drückt Angst und Verwirrung aus. Tänzer und Tänzerinnen entfliehn. Faust, Helena, Eduard, Wagner Mephistopheles laufen ängstlich herum. An der Stelle des Schatten Lißt man mit goldnen Buchstaben.
Faust,
es wird
Abend.
Ausgewählte Ausgaben von
Johann Faust
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