Nr. 6. Septett.

[13] BAUERN.

Gott grüße Euch in Ehren!

Die Bärte uns zu scheeren,

Erscheinen wir bei Euch.

LUX.

Beliebt Euch nur zu setzen,

Ich muß mein Messer wetzen,

Dann putz' ich Euch sogleich.


Bei Seite.


Verwünscht sei doch der Geck,

Er geht mir nicht vom Fleck.

Das Liebeln muß ich enden;

Mir geht es nicht von Händen.


Laut.


Herr Joseph, leb' Er wohl!


Für sich.


Daß Dich der Teufel hol'!

JOSEPH.

Ich gehe schon Herr Lux!

LUX für sich.

Verdammter schlauer Fuchs!

JOSEPH für sich.

Verdammter alter Fuchs!

DIE BAUERN drängend.

Herr Lux, wir haben keine Zeit.

LUX.

Gleich, gleich, ich bin ja schon bereit.


Für sich.


Seht, wie er heimlich spricht.


Laut.


Jetzt find' ich mein Barbierzeug nicht.

SUSCHEN leise zu Joseph.

Ich soll Dich künftig meiden,

Das soll niemals gescheh'n.

JOSEPH zu Suschen.

Dein Anblick bringt mir Freuden,

Ich kann nicht von Dir geh'n.

BAUERN.

Herr Lux, mein Bart!

LUX suchend.

Mein Messer! – gleich!

Das ist doch ein verdammter Streich![13]

BAUERN drängend.

Wir haben Session!

LUX.

Verfluchte Konfusion!

JOSEPH. SUSCHEN.

Potz Narren und kein End'!

Seht, wie der Kopf ihm brennt.

SCHULMEISTER kommt eilig.

Zu Hülfe, zu Hülfe! o Jammer, o Noth!

Die Bauern zerschlagen und raufen fich todt.

ADAM in Eile auftretend.

Geschwinde, geschwinde, o sehet doch nach,

O laufet, es lieget ein Todter im Bach.

SCHULMEISTER.

Das Wirthshaus schwimmt im Blut.

ADAM.

Man rauft, und das war gut,

BAUERN ungeduldig.

Zum Teufel, uns're Bärte!

LUX außer sich.

O Plage, o Beschwerde!

BAUERN.

Ich muß barbieret sein.

LUX verwirrt.

Da schlag' der Donner drein!

Hier soll ich barbieren, dort Todte kuriren.

Hier einen seciren und dorten klystiren.

Ich werde noch ein Narr.

ALLE.

Das ist Er schon, fürwahr.

BAUERN.

Herr Lux, mein Bart!

ADAM.

Herr Lux, die Leich'!

SCHULMEISTER.

Herr Lux, der Streit!

LUX.

Ich komme gleich!

Ich berste noch vor Ärgernis.

Er geht noch nicht der Hasenfuß.


Zu Rund.


Bewahren Sie mein Suschen dort!

Adieu, Herr Rund, jetzt eil' ich fort.


Ab.


ADAM.

Adieu, Herr Rund, wir eilen fort.


Ab.


BAUERN.

Was ist denn das für eine Art,

Herr Lux, wo bleibt denn unser Bart?

Herr Lux, so hören Sie ein Wort,

Da läuft er wirklich fort![14]

SCHULMEISTER. JOSEPH. SUSCHEN.

Er ist fürwahr ein toller Narr!

Dialog.


RUND. Kinder nützen wir diesen Augenblick.

SUSCHEN. O mein lieber Joseph, ich bin in tausend Ängsten, Lux will mich heirathen.

RUND. Er will das Vermögen fischen, aber er ist noch nicht da, wo er sein will. Mit Gewalt läßt es sich zwar nicht zwingen, aber List und Verstellung sollen uns zum Zweck führen.

JOSEPH. O, ja liebster Herr Rund, stehen Sie uns bei, und Sie sollen gewiß mit meiner Erkenntlichkeit zufrieden sein.

RUND. Ich mache mir eiue Freude d'raus, ein so hübsches Pärchen zu verbinden.

JOSEPH. Aber ist es denn wahr, daß Jemand im Bache verunglückt ist?

RUND. Bewahre! Die Bauern haben einen ausgestopften Affen, den der Edelmann hatte hineinwerfen lassen, herausgefischt, und glauben nun, daß es ein Mensch ist, der Spaß wäre vollkommen, wenn der Herr Lux einen speciem facti nach der Stadt schickte.

JOSEPH. Das ist vortrefflich.

RUND. Doch jetzt zur Sache! Bei unserm Plane bleibt's! Jeder spielt seine Rolle. Sie Herr Joseph nehmen Gift, setzen Suschen zur Erbin ihres Vermögens ein. – Lux wird mit gierigen Augen, die zwiefache Erbschaft verschlingen, aber es soll ihm gehen wie dem Hund in der Fabel! Indeß er nach dem Schatten greift, soll er seinen eignen Knochen verlieren.

SUSCHEN. Unser Wohl und Wehe liegt in Ihren Händen.[15]

JOSEPH. Ja liebster Herr Rund, unsre ganze Hoffnung beruht auf Ihnen.

Quelle:
Johann Baptist Schenk: Der Dorfbarbier, von Joseph Weidmann, Leipzig [o. J.], S. 13-16.
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