Ein und zwantzigster Aufftrit.


[53] Allegro.


Hey sa! nun bin ich ein ehrlicher Kerl / und wer mich vor des Vice-Roy seinen Diener ansieht / den heiß ich einen Schelm. Nun wil ich helffen rauben / brennen / todschlagen / und was sonst vor sieben freye Künste in der Welt mehr sind. Aber einen Mangel hab ich noch / dem ich von Hertzen gern abhelffen möchte. Denn die Bürger machen ein Regiment zusammen / die Weiber haben jhre Compagnien, die Bauren fahren jhre Svadronen auff: ja die Kinder marchiren in jhrer Ordnung daher / daß man seine Freude an den jungen Leckern sehen muß. Nun bin ich der Narr allein / und muß in meinem Regiment zu Fusse / Obrister / Rittmeister / Cornet / Corporal / Mußqvetirer / Drummelschläger und Profoß zugleiche seyn. Und ich halte / wer mein Regiment wird in die Winter-Qvartier kriegen / der darff mich nicht böse machen: denn wo ich einen Soldaten hencken lasse / so muß ich selber dran / und damit ist das Regiment ruiniret. Aber hört doch jhr Leute / könt jhr mir keinen Narren zuweisen / der unter meinem Commando mit aufziehen wil? Jhr Herren / ich bitte helfft mir aus / ich wil euch gerne wieder zu Ehren helffen / wenn jhr irgend / wist ihrs doch wohl. Ich bitte zum andern mahl / last mich nicht stecken. Wo jhr mich zum dritten mahl bitten lasset / so schwere ich / wo ein Narr unteren Hauffen ist / ich wil jhn mit Gewalt unter meine Compagnie stecken. Nu ich muß gute Freunde haben / so schweigen alle still. Ho / ho / ich weiß ein ander Mittel! da hab ich den Samen von einem Kraute / das heist auff unsre Frau Mutter-Sprache Narren-Kraut. Wie wärs / wenn ich einen Versuch thäte / ob mir auf dem Felde da junge Narren wolten aufgehn? denn weil niemand die Narren[54] bestellt / so müssen sie freylich wo wachsen / wie das Unkraut.


Er säet und singet.


Ich streue meinen Samen aus /

Viel Glücks zu dieser Müh!

Jhr jungen Narren komt heraus /

In meine Compagnie.


Nun es ist gewagt: zur Saatzeit hab ich schön Wetter: wo mir die Erndte brave zuschlägt / so werd ich ein stattlicher Kerl seyn / und werde mir zum Winter Qvartier eine Scheune bauen lassen / so groß als Neapolis.


Hier kucken allenthalben kleine Narren aus dem Boden herfür / und weil Allegro redet / so

kommen sie allmählig in die Höhe.


Ach wie lange wird mir doch das Warten! ich dencke / ehe meine Compagnie zu stande kömt / so werden die andern jhre Beute weg haben. Ich weiß wol / was ich thue; ich wil den Kloster Keller besuchen / und wil den Acker mit den besten Weine begiessen / so hab ich einen doppelten Vorthel. Vor eines gedeyet mir die Frucht besser; und vor das andere kriegen mir die Schelmen besser Courage.


Er wendet sich um / da fangen die kleinen Narren alle an zulachen / Allegro lacht dazu / und fingt mit jhnen an poßierlich herum zu springen / biß er mit jhnen hinein tantzt.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 53-55.
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