Dritter Aufftrit.


[121] Die Vorigen / Arpaja, Bravo.


ARPAJA. Jhr Eminentz vermercken in keinen Ungnaden / daß wir so kühne gewesen derselben mit unserer Ankunfft beschwerlich zu seyn.

PHILOMARINI. Liebe Leute sind niemals beschwerlich / vornehmlich wenn jhr Anbringen was gutes nach sich zeucht.

ARPAJA. Unser Herr Oberster / als nunmehr bestätigter General über die Neapolitanische Soldatesca entbittet euer Eminentz seinen gehorsamen Gruß: Und weil es bekandt genung ist / wie durch etliche meineidige Banditen diese Stadt gar leicht wäre in das euserste Verderben gestürtzet worden / als hat er seinem hohen Ampte zu gebührender Folge das leichtfertige Gesindel allenthalben aufsuchen und zu gebührender Strafe ziehen lassen. Indem aber etliche sich auß Furcht in geistliche Kleider verstecket haben / damit sie das Gewehre darunter verbergen / und auf den Nothfall zu einem Auffruhr könten geschickt seyn / so hat er schleunige Ordre ergehen lassen / es solle nunmehr keine Geistliche Person bey schwerer Straffe sich im langen Kleide auf der Gasse finden lassen: verhoffet auch / dieses Werck werde jhr Eminentz nicht mißfällig seyn.

PHILOMARINI. Mein liebster Freund / es hätte dieser Entschuldigung[121] nicht bedurfft / was dem Herrn General beliebet / solches wird mir jederzeit gefallen.

BRAVO. Ingleichen war des Herrn Generals freundliche Bitte / es möchte jhr Eminentz belieben bey dero Person einen guten Anfang zu machen / und das lange Kleid so lange dahinden zulassen / biß sich der Zustand etwas geneigter weisen möchte. Denn auf solche Weise wird sich die übrige Geistligkeit desto gehorsamer finden lassen. Es wird auch wenige Straffe von solchen Personen zuerdulden seyn.

PHILOMARINI. Ich sehe wohl / der Herr General setzt meine Freundschafft auf eine ziemlich harte Probe; doch damit er keine wiedrige Gedancken von mir schöpffen möge / so wil ich auch in diesem Stücke seiner Anordnung nicht zuwieder seyn.

ARPAJA. Jhr Eminentz müssen selber bekennen / daß an diesen Mittel der gemeinen Wohlfahrt sehr viel gelegen sey.

BRAVO. Und derohalben hat der Herr General auch die gute Zuversicht gehabt / solches Werck mit euer Eminentz zu communiciren.

PHILOMARINI. Es ist schon gut: vermeldet dem Herrn General meine Dienste und Gebeth-schuldigsten Gruß.

BRAVO. Es soll gehorsamst verrichtet werden.


Arpaja und Bravo gehen ab.


GHIRARDINI. Wie können doch jhr Eminentz so geduldig seyn.

PHILOMARINI. Bey solchen Zeiten muß uns die Gedult die besten Dienste thun.

ROSSANA. Aber das Heilige Ambt wird dadurch geschimpfft.

PHILOMARINI. Nein / es wird von weitern Schimpffe bewahret.

GHIRARDINI. Unsere Gedult giebt jhnen Anlaß noch mehr zubefehlen.

PHILOMARINI. Das mögen sie thun.

ROSSANA. Ich fürchte aber / es wird auf die letzt gar ungereimt heraus kommen. Ach sollen wir in Wambst und Hosen aufziehen / so werden wir der gantzen Bürgerschaft zu einem lächerlichen Spectackel dienen.[122]

PHILOMARINI. Ach jhr lieben Leute / es kan nichts so närrisch heraus kommen / es ist mir desto lieber.

GHIRARDINI. Ich wäre anders gesinnet / wenn ich eine so hohe Stelle bekleiden solte.

PHILOMARINI. Ach jhr Lieben / was verwundert jhr euch? last den närrischen Buben nur so lange lauffen / biß er mit seinem unziemlichen Beginnen das Volck wieder sich erreget: Damit soll er ohne Schwerdt-Schlag zu Grunde gehen / und die Einfältigen / ja die Unschuldigen Bürger sollen nach jhrer eigenen Vergnügung erhalten werden.

GHIRARDINI. So müssen wir uns etliche Tage zu einer schimpfflichen Kleidung beqvemen.

PHILOMARINI. Was die klügsten Leute nicht ändern können / das gereichet keinem zu Schimpffe.

ROSSANA. Es wird bey der Ankunfft jhr Excellentz wegen der Geistlichen eine schöne Fastnacht geben.

PHILOMARINI. Komt nur / daß wir die Kleider verwechseln.


Quelle:
Christian Weise: Masaniello. Stuttgart 1972, S. 121-123.
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