Dritter Auffzug.


[52] Woko. Bäbel. Auff der Seite.


WOKO. So will ich alle Welt sehen lassen / daß ich mir über einen Todschlag kein Gewissen mache.

BÄBEL. Der Herr ist böse / wen es treffen wird / der muß gewiß meiner Hauß-Ehre nachfolgen.

WOKO. Ja es ist wohl kein grösser Laster auff der Welt / als die unverschämten Lügen.

BÄBEL. Den Herrn hat niemand belogen / und ich meine selber / daß keine grössere Sünde seyn kan. Stehlen will ich gerne / rauben will ich auch / aber zum Lügen soll mich niemand bringen.

WOKO. Der Schelme soll sechs Goldgülden auff die Hand nehmen / und soll der Parol nicht nachkommen?

BÄBEL. Botztausend / wenn er wüste / daß meine sechs Goldgülden auch nicht wohl verdienet wären / so käme er doch wohl und foderte sein Geld auch wieder.

WOKO. Das Lumpengeld hab ich lange vergessen. Aber das ist wahr / sechs Goldgülden wolte ich dazu schuldig seyn / wenn mir nur jemand Meister BÄBELN / den Schelmen / den Dieb zuweisen wolte.

BÄBEL. Ihr Leute / was meint ihr / ob ich die sechs Goldgülden verdiene / und weise mich selber.[53]

WOKO. Das ist beschlossen / er muß sterben.

BÄBEL. Und ich werde es beschliessen / daß dem Prahlhanse sein Wille nicht geschehen soll.

WOKO. Hört doch guter Freund / ist euch nicht Meister BÄBEL hier begegnet?

BÄBEL. EGO NON – EGO NON – HABEMUS –

WOKO. Der Kerle ist ein Gelehrter / und verstehet unsre Sprache nicht: Ich werde meinen lateinischen Schul-Sack auch müssen auffbinden. BENE VENERIS DOMINE CLERICE, QUID RERUM AGIS IN NOSTRÂ BOHEMIÂ?

BÄBEL. PARDONNENZ MOY – SI – VOUS – PLAIT.

WOKO. ESTES VOUS UN FRANÇOIS?

BÄBEL redet gantz geschwinde. GITSCHIN, OSSEK, KRATZE, Grote / Gabel / Leipe / Zetten / Budeweiß.

WOKO. Mein guter Freund / wenn ihr wollt Grichisch reden / so müssen wir einander vom Leibe bleiben. Aber es ist ja nicht Mode / daß man sich so in die Trauer-Mäntel einwickelt. Der Herr lasse doch sehen / von was vor einer PROFESSION schreibt er sich denn? Er deckt ihn auff.

BÄBEL. Nun wird meine PROFESSION bekandt gnung seyn.

WOKO. Je du Bösewicht / wilstu unter einem Trauer- Mantel vor meinem Schwerdte sicher seyn? Weg mit der unnützen Hülle / daß ich den Weg zu deinem Hertzen finden kan.

BÄBEL. Herr meines Hertzens wegen / wolte ich den Mantel lieber um behalten.[54]

WOKO. Du bist ein Lügner / du hast Geld auff die Hand genommen / nun wilstu zu unserm Schaden ein Verräther werden / drum must du sterben / daß wir sicher seyn.

BÄBEL. Ich dachte was sonst wäre / bin ich denn der Erste / bey dem die guten Gedancken zu Drecke werden? die Person die mich verhindert hat / die hat ihre Straffe gelitten.

WOKO. Das versteh ich nicht.

BÄBEL. Ich hatte die Kirschen beschmirt genug / aber da mir meine genäschiche Frau drüber kömmt / und frist sie dem jungen Herrn vorm Maule weg / was kan ich davor?

WOKO. Was höre ich / hastu über der schönen Verrichtung deine Frau eingebüst?

BÄBEL. Ja freylich kommen mich die sechs Gold- Gülden sehr theuer an / man siehts an meinem langen Mantel / wie mirs im Kopffe muß herum gehen.

WOKO. Hastu denn keinen andern Safft mehr übrig?

BÄBEL. Ich will nur sagen / was ich weiß. Wie ich merckte / daß meine Frau den Tod an Kirschen ge fressen hatte / so nehme ich in meiner Boßheit einen Pfeil / und schiesse hinter dem Zaune auff den König loß / daß er ihm hinter den Ohren wegsummte.

WOKO. Je du plumper unverschämter Berenheuter / bistu der Schelme / der so ein Leben an unserm Hofe angerichtet hat?

BÄBEL. O es hat mich niemand gesehen / und niemand wird auf mich dencken / denn meine Frau pfieff ja gleich auff dem letzten Loche / da muste ich wohl bey ihr seyn.[55]

WOKO. Weiche nicht hier von der Stelle / biß ich dir befehle / was du thun solst.


Quelle:
Christian Weise: Sämtliche Werke. Berlin und New York 1971 ff., S. 52-56.
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