Siebender Auffzug.


[87] Cunigunda, Zabisch. Poto, Sbinko, Landstände auffs Königs Seite.


POTO. Gnädigste Königin / die gehorsamste Unterthänigkeit nöthiget uns zu einer GRATULATION.[87]

SBINKO. Und die Liebe gegen dem König dringet uns / in dero Gegenwart ein inbrünstiges Danckopffer abzulegen.

CUNIGUNDA. Ihr lieben Getreuen / wohin zielen diese fröliche Reden?

POTO. Auf die Wohlfarth des Königes.

SBINKO. Und auff das Betrübnis einer Königlichen Frau Mutter.

CUNIGUNDA. Die Worte sind noch zu dunckel.

POTO. Soll die Wohlfarth eines Königes nicht gepriesen werden / wenn er sich aus den Klauen einer wilden Bestie loßgerissen hat?

SBINKO. Und soll das Betrübniß einer Frau Mutter verachtet werden / welche den erschrocknen Sohn in einer halbtodten Gestalt umfasset hat?

CUNIGUNDA. Ach ihr lieben Getreuen / zielen eure Worte dahin! Ja wohl hat der gerechte Himmel ein grosses Schrecken über uns verhangen.

POTO. Das Unglück ist groß gewesen.

SBINKO. Aber das Glücke noch viel grösser.

POTO. Also wird dem gütigen Himmel vor die Beschützung gedancket.

SBINKO. Und dessen Allmacht wird noch ferner um gnädige Beschützung angeruffen.

POTO. Es lebe König WENTZEL / weil der Himmel selbst sein Leben beschützet.[88]

SBINKO. Es lebe Königin CUNIGUNDA, weil sie des Lebens Vergnügung an einem Königlichen Sohne reichlich empfinden kan.


Quelle:
Christian Weise: Sämtliche Werke. Berlin und New York 1971 ff., S. 87-89.
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