[54] In Portugall war ein Student, welcher nicht allein dem Laster der Unzucht sehr ergeben: sondern auch einstens unter dem Spatzierengehen einen anderen unschuldigen Studenten damit angesteckt, und verführt hat. Den andern Tag darauf des Morgens, als es Zeit war, in die Schul zu gehen, da wollte sich kein Student sehen lassen. Der Vatter verwunderte sich demnach, warum der Sohn so lang im Beth liege, und faulentze? gienge also gantz erzörnet der Kammer zu, des Vorhabens, den Sohn mit scharffen Worten; oder da es vonnöthen, auch mit Streichen aus dem Beth zu treiben. Aber siehe! indem er die Kammer eröfnet, fande er die Läden darinn noch verschlossen; erblickte aber neben dem Beth ein erschröckliches Gespenst, welches auf ihn zugehen wollte. Er nahme also voller Schröcken den Weeg zuruck, und zeigte es seiner Hausfrauen an. Diese, weilen sie eines gottseeligen Wandels ware, faßte das Hertz; und nachdem sie sich in GOttes-Schutz befohlen, gienge sie der Kammer zu: sahe erstlich hinein; konte aber das Gespenst nicht sehen: dann es sich weg gemacht hatte. Sie gienge also in die Kammer hinein, und nachdem sie die Läden aufgemacht, trate sie zum Beth hin; fande aber nichts anders, als hin und wider entsetzliche Brandmahlen, gleich als hätte jemand eine feurige Hand in das Beth gedrucket. Wie sie aber weiter in der Kammer herum gangen, da fande sie den Sohn tod auf dem Boden liegen; aber in erschröcklicher Gestalt: dann er lage mit dem Angesicht in seinem eigenen Unrath, und sein Leib war hin und wider mit Brandmahlen gezeichnet: woraus sie nichts anders hat schliessen können, als daß ihne der böse Feind mit seinen feurigen Klauen beym Hals ergriffen, selbigen umgerieben, und den todten Leichnam müsse aus dem Beth auf den Boden heraus geworffen haben: welches ohne Zweiffel eben dazumahl geschehen, als der unglückseelige Student in der Nacht mit der abscheulichen Unzucht sich besudlet hat. Mit was Leydwesen nun die Mutter dieses traurige Spectacul angesehen habe, kan ihm ein jeder leicht einbilden. Dominicus Ottonellus S. J. in libro, cui titulus: Nonnulla Monita.
O wie solle durch dieses Exempel die Jugend von dem abscheulichen Laster der Unzucht abgeschröckt werden! indem daraus gnugsam erhellet, was der böse Feind über die Unzüchtige für einen Gewalt habe. Nicht weniger sollen dardurch geschreckt werden diejenige, [55] welche zu solchem abscheulichen Laster andere Unschuldige anreitzen, und verführen: dann solchen wäre es besser, man henckte ihnen einen Mühl-Stein an den Hals, und versenckte sie in das tieffe Meer, als daß sie eine unschuldige Seel ärgeren; wie Christus sagt. Matth. 18.