Neuntes Exempel.

Zu einem krancken, unkatholischen Herren kommen bey nächtlicher Weil 6. verdammte Geister, die ihn schrecken.

[161] Unter der Regierung der Königin Elisabeth in Engelland, von welcher die Catholische hart verfolgt worden, lage zu Londen königlichen Haupt- und Residentz-Stadt in Engelland, auf den Tod kranck ein gewisser Freyherr, gedachter Königin Rath. Wenig Täg[161] vor seinem Tod sahe er bey nächtlicher Weil 6. ihm bekannte Herren, die schon vor etlich Jahren gestorben, zu ihm in das Krancken-Zimmer hinein tretten: alle in gar kläglicher und erschröcklicher Gestalt, so auch vor diesem der Königin Elisabeth Räth waren. Ewiger GOtt! wem solte nicht ein Grausen durch den Rucken gehen? Was werden diese so spath in der Nacht vor des krancken Beth wollen? was für ansehnliche Männer waren nicht diese alle bey Lebs-Zeiten? jetzt aber lauter Sclaven des Teufels, mit schwartzen langen feurigen Röcken angethan, aus welchen die Flammen heraus schlugen: die winselten, und heulten wie die Hund vor Schmertzen, daß einem darvor grausen soll, der es auch nur erzählen hört. Wie dem Krancken müsse zu Gemüth geweßt seyn, kan ihm ein jeder leicht einbilden. Einer aus denen Verdammten ergrif ihn bey der Hand, worüber selbige vor Kälte gantz erstarret, und der Krancke vor Schrecken schier allerdings verschmachtet ist. Aus welchem abzunehmen, daß die Verdammte nicht nur allein Hitz; sondern oftermahls auch Kälte leyden. Warum aber eben diese Hand des verdammten Herren Eiskalt gewesen, da doch der übrige Leib branne, ist nicht leicht zu errathen. Villeicht weil er im Leben eine kalte Hand gegen denen Armen im Geben gehabt; oder weil er sich mit Schmirbalien einnehmen, oder Unterzeichnung ungerechter Befehls-Brief vergriffen hatte. GOtt weißt es, warum? damit es aber der Todt-Krancke auch bald innen wurde, wendeten sich die verdammte Herren insgesamt zu ihm, und sprachen: Richte dich du nur auf die Reis: dann du wirst bald bey uns seyn. Sage auch dieses dem Schatz-Meister der Königin, dem Cäcilio, daß ein eigenes Ort auf ihn in der Höll warthe: wo er samt dir uns einen Gesellen in der Peyn abgeben wird. Dieses geredt, verschwanden sie im Augenblick: liessen aber den sonst Todt-Krancken im Schweiß und Angst ligen: welcher hernach denen, die ihn besuchten, alles treulich erzählte, und mit einem Eyd-Schwur bestätigte. Unter anderen, die ihn heimsuchten, war auch eine adeliche Matron, die ihn gantz sorgfältig fragte, ob deme also wäre, was man von ihm sagte? Und da die ser bestättigte, daß alles nur gar zu wahr seye: bekümmerte sich die gute Frau über die Massen, und fragte weiters: ob dann gar kein Mittel mehr vorhanden wäre, ihm zu helffen? da antwortete der Krancke: es seye kein anderes Mittel mehr übrig, als daß man ihm heimlich einen Catholischen Priester kommen lasse: dann das Gewissen gebe ihm ein, daß keiner ausser der Catholischen Kirchen könne seelig werden. Allein da wolte sich niemand brennen; niemand um einen solchen Beicht-Vatter umsehen: weil solches von der Königin Elisabeth scharf verbotten war. Worauf der verlassene Freyherr erbärmlich zu schreyen[162] angefangen, welches Geschrey aber mehr von einer Verzweiflung, als Bußfertigkeit herkame. Und auf solche Weis gabe er den Geist auf: deme auch Cäcilius, der Schatz-Meister durch einen unversehenen Tod bald auf dem Fuß nachgefolget, und bestättigen helffen, daß es keine Phantasey des Krancken; sondern ein wahres Gesicht gewesen, was er von erstgedachten Geistern so hoch betheuret hat. Pædagogus Christianus P. 1. c. 8. §. 9. n. 6.


O wie vielen Uncatholischen gibt das Gewissen folgenden Rupf: ausser der Catholischen Kirchen kan niemand seelig werden. Dann diese Kirch ist zu jederzeit von GOtt mit unzahlbaren Wunder-Wercken bestättiget worden: da hingegen die Un catholische für sich kein eintziges Wunder-Werck aufweisen können. Wie darffest du dann trauen? Wie kanst du dir eine Hofnung machen auf deinem Glauben seelig zu werden? du gehest irr; du fehlest; und du wirst des Himmels verfehlen, wann du bleibst, wie du bist. Wilst du dann mit blinden Augen dem Verderben zulauffen? Ey; wache einstens auf: ruffe GOtt an, er wolle dich erleuchten: liese die Grund-Sätz des Catholischen Glaubens; oder lasse dich von geschickten Catholischen unterrichten; sonst bist du ewig verlohren. Allein, wie vil kehren sich an solche Rüpf des Gewissens? das zeitliche, die Ehr, die Kommlichkeit geht bey ihnen vor. Weilen aber dieses alles über ein kurtzes ein End nimmt, verliehren solche unglückseelige Leut neben dem Zeitlichen auch das Ewige. O wie werden sie einstens ihre Blindheit beweinen! aber zu spath.

Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 161-163.
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