[163] In Indien (so eines der grösten Ländern in der neuen Welt ist) war ein Mägdlein von 16. Jahren mit Namen Catharina. Diese diente bey einer vornehmen Frauen; war aber so frech und unverschamt, daß sie sich mit jungen Gesellen gemein machte, und mit ihnen sündigte. Es strafte sie zwar ihre Frau öfters mit harten Worten darum; allein es halffe alles nichts: also gar ware sie mit unreiner Lieb schon verstrickt. Unterdessen beichtete sie dannoch zu gewissen Zeiten; meldete aber niemahls das geringste von ihren unreinen Liebs-Händlen: Damit sie nemlich von dem Beicht-Vatter nicht für ein leichtfertiges Mägdlein [163] angesehen wurde. So geschahe es dann, daß sie von GOtt mit schwerer Kranckheit heimgesucht wurde. Dieses veranlaßte sie ihren Beicht-Vatter zu begehren; um ihre Beicht abzulegen. Der Beicht-Vatter kommt; hört sie an: allein sie sagte kein Wort von ihrer unreinen Lieb. Und solche falsche Beicht widerholte sie in selbiger Kranckheit (O Frevel!) zum neunten mahl. Wann nun der Beicht-Vatter wiederum hinweg war, tribe sie vor anderen Dienern und Mägdlein des Hauses nur das Gespött und Gelächter, sagend: Ja freylich: ich hab gewiß sonst nichts zu thun, als daß ich dem Pfaffen meine Liebs-Stückel bekennen solte. Er muß lang warten, bis er etwas davon innen wird. Alsdann brachte sie etwelche unzüchtige Liebs-Possen und verbulte Reden vor, ab welchen sich die Diener und Mägd nicht wenig ärgerten, und sie deswegen bey ihrer Frau verklagten. Diese dann gabe ihr Anfangs einen ernstlichen Verweis, nachgehends aber, ihr ein Hertz zu machen, und sie zu einer vollkommenen Beicht zu bewegen, fragte sie gantz freundlich: was es dann seye, daß sie dem Beicht-Vatter zu bekennen so grosses Bedencken trage? da gestunde sie es ihrer Frauen; erzählte ihr auch, was Gestalten sie, so oft der Beicht-Vatter zu ihr kommen, zur lincken Seiten neben ihr stehen gesehen einen Mohren, der sie stets abgemahnet, sie solle dem Beicht-Vatter nichts von ihren Liebs-Händlen bekennen: dann es lige so vil nicht daran, und seye der Mühe nicht werth, etwas davon zu melden: auf der rechten Seiten aber habe sie neben ihr stehen gesehen die Heil. Büsserin Magdalena, welche ihr zugesprochen, sie solte das Gift der Sünden durch eine aufrichtige Beicht heraus werffen; sonst könne sie an der Seel nicht gesund werden. Wie die Frau dieses gehöret, liesse sie den Beicht-Vatter auf ein neues kommen, und erzählte ihm alles, was ihr die Catharina bekennet hatte. Der Beicht-Vatter bemühete sich auf ein neues, die Krancke zu einer aufrichtigen Beicht zu bereden. Aber alles umsonst. Je mehr man ihr zusprache, je verstockter wurde sie, also daß sie nicht einmahl den Namen JESUS aussprechen wolte. Ein andersmahl, als man ihr das Crucifix vorhielte, um selbiges anzuschauen, und sich dabey zu erinneren, was Gestalten Christus an dem Creutz für sie gelitten, und daran gestorben, sagte sie mit Unwillen: Ich weiß schon, was es ist. Was wolt ihr, daß ich thun solle? ihre Frau antwortete: daß du dich zu Christo, deinem Heyland, bekehren wollest. Dann so du deine Sünden aufrichtig, und mit währer Reu des Hertzens bekennen wirst, so sey versichert, daß du bey ihm Gnad und Verzeyhung erlangen werdest. Allein Catharina sagte darauf: man sollte sie doch mit Ruhe lassen, und nicht also plagen. Wie nun die Frau auf dieses hinweg gangen, redete Catharina von nichts [164] anders, als von ihren Liebs-Händlen: welches sie etliche Täg nacheinander also fortgetrieben, bis sie einstens bey nächtlicher Weil eine von den Mägden des Hauses zu ihr beruffen, zu welcher sie sagte: O wie werde ich, geängstiget, daß ich so oft falsch gebeichtet hab, von selbiger Stund an bis gegen Mitternacht erstarrete sie an dem gantzen Leib; also daß man sie für tod hielte, und schon die Anstalt zur Bergräbnus machen wollte. Allein sie kame unverhost wieder zu sich selbst. Allwo sich dann der Beichtvatter dieser Gelegenheit bedient, und ihr auf ein neues zugesprochen: es seye nunmehr Zeit über Zeit, eine aufrichtige Beicht abzulegen; sonst seye sie verlohren. Aber auch dieses Zusprechen war vergebens; und bliebe die Krancke so verstockt, als zuvor. Drey Stund vor ihrem Tod, als die Bediente des Hauses ihr zusprachen, sie sollte in die einte Hand eine geweyhte Kertzen; in die andere aber das Crucifix nehmen, und den heylwerthisten Namen JEsus anruffen: fragte sie: wer ist dieser JEsus? ich kenne ihn nicht. Dieses geredt, wendete sie sich auf die Seiten des Betts, und führte ein Gespräch mit einem, den man nicht sehen konnte: welcher aber kein anderer, als der böse Geist war. Dazumahl lage in selbiger Kammer noch ein andere Magd kranck darnieder. Diese hielte bey der Frau des Hauses inständig an, man möchte sie doch in eine andere Kammer legen lassen: dann es fahre in der Kammer ein Hauffen der höllischen Gespenstern herum, von denen sie grossen Schrecken einnehmen müsse. Mithin gabe Catharina noch selbige Nacht ihren unglückseeligen Geist auf: das gantze Haus war aber mit so unerträglichem Gestanck angefüllet, daß man den Leichnam zum Haus hinaus und unter den freyen Himmel tragen mußte. Zehen gantze Täg hernach rumorte und polderte der Geist Catharinä dergestalten, daß die Frau samt ihren Bedienten aus dem Haus ziehen mußte; ausser einigen Mägden, welche sie das Haus zu verwahren zuruck gelassen. Als nun eine aus diesen am zehenden Tag in das Speiß-Gewölb gangen, um etwas heraus zu hohlen, da rufte ihr der Geist zu dreymahlen. Uber welches die Magd also erschrocken, daß sie eylends zum Speiß-Gewölb hinaus geloffen. Nachdem aber die andere Mägd sie angefrischt, und ihr zugesprochen, sie sollte sich nicht förchten, sondern den Namen JEsus anruffen, und mit einer geweyhten brinnenden Kertzen zuruck kehren: liesse sie sich überreden, und kehrte in Begleitung zweyer anderer Mägden, die etwas behertzters waren, in das Speiß-Gewölb zuruck; da sie dann von dem Geist ermahnt worden, die andere zwey Mägd von sich zu entlassen, und die geweyhte Kertzen auszulöschen; als welche ihm die Peyn nur vermehre. Die Magd, auf GOttes Schutz trauend, thate es. Und sihe! es erschiene ihr Catharina mit Feur und Flammen umgeben. Sie hatte um ihren Leib ein feuriges Leilach, so bis auf den Boden hinunter hienge: [165] zum Zeichen und Straf ihrer Unzucht. Wie die Magd Catharinam in so erschröcklicher Gestalt vor sich sahe, fienge sie an Händ und Füssen zu zitteren. Der Geist aber sagte zu ihr: Komme her! wie oft hab ich dir schon geruffen? und du hast mir doch nie geantwortet. Die Magd, so vor Forcht schier in ein Ohnmacht dahinge suncken, antwortete mit zitterender Stimm: ach GOtt! wer soll sich vor dir nicht förchten? auf diese Antwort erschiene ein holdseeliger Knab in einem Schnee-weissen Kleyd. Dieser munterte die Magd auf, sie solle ihr nicht förchten, sondern fleißig aufmercken, was ihr der Geist sagen werde; und solches hernach andern auch offenbahren. So bald sie aber werde zuruck gekehrt seyn, solle sie ihr Gewissen durch die H. Beicht reinigen. Alsdann liesse sich der Geist Catharinä mit diesen Worten vernehmen: Wisse, daß ich immer und ewig verdammt bin, und unaussprechliche Peyn in der Höll leyde; und das darum: weilen ich bey Lebs-Zeiten so oft falsch gebeichtet: indem ich zwar die geringere Sünden bekennt, die grössere aber (als da waren meine unzüchtige Liebs-Händel) aus Schamhaftigkeit verschwiegen hab. Lerne aus meinem Schaden vollkommentlich beichten, und wissentlich keine schwehre Sünd verschweigen. Welches alles durch GOttes Gewalt gezwungen, ich dir hiemit hab offenbahren wollen, damit du es auch anderen anzeigest, und sie sich an meinem Exempel spieglen mögen. Dieses geredt, als eben dazumahl mit der Glocken das gewöhnliche Zeichen zum Englischen Gruß gegeben wurde, hat sich der Geist in einen Winckel des Speiß-Gewölbes verzogen, und ist aus den Augen der Magd verschwunden; der Knab aber in dem weissen Kleyd (so der heilige Schutz-Engel war) hat der Magd befohlen, zu den Ihrigen zuruck zu kehren, und ihnen alles, was sie gesehen und gehört, umständlich zu erzählen: welches sie auch ohne Verzug, und treulich gethan hat. Mart. Delrio l. 2. Disquis. Magic. Quæst. 26. Sect. 5.
Unglückseeliges Mägdlein! wie gern wurdest anjetzo einem Beicht-Vatter deine Sünden bekennen, wann du noch köntest Verzeyhung hoffen; allein, es ist zu spath: und werden deine Sünden dannoch am jüngsten Tag, nicht allein zu deiner höchsten Beschämung, sondern auch ewiger Verdammnus vor der gantzen Welt offenbahr werden: welches du alles durch eine aufrichtige Bekantnus hättest verhinderen können. O Blindheit! O Unsinnigkeit.
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