[269] In dem Königreich Peru (so in dem Welt-Theil America liegt, und der Cron Spanien unterworffen ist) ward in der Stadt de la Plata: will auf Spanisch so viel sagen, als: die Silber-Stadt gebohren, und in dem Schooß des Glücks auferzogen Antonius Pantoja, deme seine liebe Elteren nach ihrem zeitlichen Hintritt aus dieser Welt neben dem Hoch-Adelichen Geblüt ein herrliches Vermögen, Häuser, Land-Güter und ein ansehnliche Paarschaft an Gelt hinterlassen. Ueber das hatte er von Natur einen starcken, gesunden, wohl gebildeten Leib, und noch viel ein edlere, mit hohem Verstand, Tugend, und Geschicklichkeit begabte Seel. In den ersten Jahren seiner Jugend übte er sich so wohl in den freyen Künsten, als auch in der Fecht-Reit und Tantz-Schul, und machte sich also in allerhand Ritterlichen Stand-mäßige Ubungen verfaßt. Wer ihn etwann zu Pferd, oder in der Rüstung sahe, hätte geschworen, er sehe den bravesten Cavalier und Soldaten von der Welt: also wußte sich dieser junge Ritter in alle Sättel zu schicken, und seinen Unterfahungen überall ein Form und Nachdruck zu geben. Und, damit nur nichts abgienge an zeitlicher Glückseeligkeit, hatte ihm der Himmel ein Wunder-schönes, und tugendhaftes Fräulein zur Ehe geschencket: die wir Margareth nennen wollen. Bey dieser hätte Antonius mehr dann goldene Jahr erleben können, wann er sein Glück besser in Ehren gehalten, und zuletzt nicht einen Unflath für die Schönheit erwählt hätte; dann er war in die Länge mit seiner Margareth nicht vergnügt, sondern wendete mittler Zeit seine Lieb anderwärts hin; und wurde nicht allein zu einem Ehe-Brecher, sondern (welches ein Schand zu sagen) zu einem abscheulichen Sodomiten. Solches Laster triebe er ein geraume Zeit in höchster Geheim, ohne daß jemand den geringsten Argwohn wider ihn schöpfte, weil man von einem so tapferen Cavalier, als Pantoja war, weit ein besseres gedachte, und höhere Gedancken hatte.
Ehe und bevor er aber in solches Luder hinein ranne, faßte er (weiß nicht, aus was Ursach) einen grossen Haß und Grollen wider ein gewisses Frauen-Closter, welches mir Ehrerbietung halber nicht nahmhaft machen wollen. Damit er derohalben seinen Grimmen und Rachgierd desto besser könte auslassen, sprengte er in der Stadt ein falsches Gerücht aus, als wann ein gewisse Closter-Frau selbiges [270] Ordens, sich spöttlich wider ihren Stand übersehen, und weiters nichts Jungfräuliches mehr an ihr, als die Kleydung hätte. O Ehr-abschneidische Zung! was für ein grausamer, blutiger Stich war dieses? durch so greuliche Verleumdung wurde die fromme Jungfrau gantz unschuldiger Weiß allenthalben sehr übel verschreyt; wordurch dann auch ihren geistlichen Brüdern, und Ordens-Genossenen ein nicht geringer Schandfleck angehenckt wurde. Wie man dann bald Leut findt, die, was man von den Geistlichen ärgerliches ausgibt, für die ewige Wahrheit auffangen, und weiters bringen, um hierdurch ihre Laster zu bemäntlen und zu beschönen; indem sie auch diejenige gleicher Schandthaten bezüchtigen, von denen sonst jedermann einen Tugend-Spiegel erwartet, welches dann ein sonderbahrer List des Teuffels ist, der hierdurch Glaub, Trauen, und Zuversicht zu den Geistlichen aufzuheben suchet.
Pantoja hatte sich nunmehr auf solche Weis an seinen Feinden erkühlet; aber GOtt den HErrn, der ab dem Ehrabschneiden ein höchstes Mißfallen hat, schwerlich erzörnt, der dann mit der Straf länger nicht verziehen wollte; sondern alsobald seinen gerechten Zorn diesem gottlosen Menschen zu verstehen gabe. Es stunde kaum etliche Monath an, da ward Antonius wegen eines stummen Lasters gerichtlich angegeben; und nach reiffer Erwegung einiger Umständ von dem Königlichen Hof-Gericht dem Rumor-Meister Befehl ertheilt, den Pantojam in aller Still in Verhaft zu nehmen. In obgedachtem hohen Rath befanden sich dazumahl gegenwärtig etliche gute Freund des Pantoja, welche, gleichwie sie sich höchlich verwunderten über die unsinnige Buhlschaft eines sonst so verständigen Herrns; also ihme Freundschaft halber wohl gönnen mögen, wann er sich gegenwärtiger Gefahr entziehen, und mit gantzer Haut davon kommen wurde. Derohalben liesse einer aus ihnen noch denselbigen Tag des Antonii Frau Gemahlin den wider ihren Herrn ergangenen Rathschluß andeuten, mit diesem Zusatz: Er sollte sich wohl vorsehen, ehe daß man sich seiner Person bemächtigte; widrigen Falls wurde man der Gerechtigkeit den Lauf lassen, und ihm das Leben absprechen.
Das ware nun für die arme Margareth ein unerwartete, und gantz betrübte Zeitung, als welche gantze Schlösser auf die Treu und Redlichkeit ihres Gemahls gebaut, und ihr nichts wenigers eingebildet hätte, als daß derselbe jemahls so schandlicher Weis an ihr eydbrüchig sollte werden. Zorn, Rachgierd, Schmertzen, Mitleyden, und dergleichen Anmuthungen mehr überfielen zugleich das Gemüth dieses Frauen Bilds, und bestritten es von allen Seiten so starck, daß sie lang nicht wußte, wohin sie sich lencken sollte; ob es besser wäre den Ehr-vergessenen, meyneidigen [271] Sodomiten auf den Scheitterhauffen zu liefferen, oder aber ohngeachtet seiner Treulosigkeit ein Erbarmnus zu haben, und ihm durchzuhelffen. Nach langem Streit erhielte der süsse Zwang ehelicher Liebe die Oberhand, und weil ihr Gemahl nicht zugegen war, sie auch mit ihm nicht sprechen konnte, setzte sie sich nieder, ergriffe die Feder, und schriebe mit wenig Zeilen einen Brief, ohngefehr folgenden Inhalts.
»Ihr müßt euch nicht befremden, daß ich den gewöhnlichen Titul eines liebsten Schatzes nicht voran setze, weilen ihr euch selbst dessen unwürdig gemacht. Wann ihr den Brief naß überkommt, gedencket nur, daß er mit meinen Zähern geschrieben worden. In was für ein Meer der Schmertzen stosset ihr mich nicht, gottloser Mann! was für einen Spott thut ihr nicht meinem, und euerem Adelichen Geschlecht an! euere Schandthaten, und Sodomitische Geilheiten seynd entdecket, und werdet ihr allenthalben zum Tod aufgesucht. Was mich betrift, verzeyhe ich euch gern euere Untreu, und bitte GOtt, daß er euch auch verzeyhen, zur wahren Erkanntnus und Bereuung euerer Sünden bewegen wolle. Saumet euch nicht, die Flucht zu ergreiffen, wann euch anderst die Ehr eueres Haus, und euer eigenes Leben lieb ist.«
Mit diesem Schreiben fertigte sie eylfertigst einen ihrer Dienern ab, mit Befehl, schleunigst fortzureiten, weilen die Sach keinen Verzug litte.
Pantoja befande sich dazumahl auf seinem Land-Gut, einem von der Silber-Stadt 6. Meil gelegenem lustigen Orth. Der Diener ritte gegen dem Abend eylends fort, und reysete die gantze Nacht durch. Dannoch trift ihn Margareth (die vor Kummer und Weinen dieselbige Nacht kein Aug hatte können zuthun) mit anbrechendem Tag im Vorhof des Haus wiederum an, und meynt Anfangs, er seye von der Reiß schon wieder zuruck kommen. Allein sie mußte das Widerspihl vernehmen; indem der Diener sagte, wie alle seine Mühe, des Land-Gut zu erreichen, für dißmahl vergeblich gewesen, weilen ihm nemlich ein erschröckliches Gespenst, ein feuriger Mann ein Hindernuß über die andere in den Weeg gelegt hätte; und jetzt da zu einem Morast, dort zu einem Fluß, bald zu einem Wald, bald zu einer Gruben geführt; also daß er weder hinter noch für sich mehr gewußt, und also gedrungen worden, wiederum nach Haus zu kehren. Margareth fertigte alsobald den Diener mit einem andern Schreiben fast des vorigen Inhalts wiederum ab; ausser daß sie die Ursach dessen spätheren Ankunft dem Brief einverleibte, und zuletzt noch einmahl bate, so lieb ihm die Ehr ihres Adelichen Geschlechts, ja sein selbst eigenes Leben seye ungesaumt sich den Händen der Gerichts-Dienern zu entziehen. Die Reis laufte bey dem Tag besser ab, [272] als bey der Nacht. Der Diener kommt bey guter Zeit auf dem Land-Gut an, und überliefert das Schreiben. Wie nun Pantoja dasselbe eröfnet, und den Innhalt ein und das andermahl durchlesen; über das auch, was dem Diener unter Weegs begegnet, vernommen, erschracke er Anfangs gar heftig; tratte darauf beyseits in ein Zimmer, und berathschlagte mit sich selbst, was zu thun wäre? Da ihn dann die Einbildung und Forcht des Tods in einen Irrgarten der Gedancken führete, woraus er so geschwind den Weeg nicht finden konnte. Endlich, nachdem er alles wohl ausgeecket, und sein greuliche Missethat in den Boden hinein verflucht, fassete er einen gantz unverhoften Entschluß, nicht allein keinen Schritt zu weichen, sonderen der Gefahr erst recht unter die Augen zu gehen. Er kam aus dem Zimmer mit fröhlichem Angesicht herfür, befahle die Fuß-Eysen, welche er seinen Sclaven auf dem Land, wann sie ein Verbrechen begangen, anschlagen liesse, herbey zu bringen; und sagte hiernächst zu dem Diener: »Derjenige, welcher dein gestrige Ankunft anhero so wunderlich verhindert hat, will mich Zweifels ohne meiner schweren Mißhandlungen wegen zur Straf ziehen. Wolan: ich will, und kan GOtt nicht widerstreben: seine Urtheil seynd gerecht. Hab ich gesündiget, so will ich auch büssen. Darum begehre ich, daß man mich in die Eysen schlage. Muß doch gleichwohl bekennen, daß die Schand des schmählichen Tods, so auf mich warthet, und die Betrübnus meiner Frau Gemahlin mir viel härter falle, als der Tod selbst. Bitte allein GOtt aus demüthigstem Hertzen, daß hierdurch noch auf dieser Welt ein guter Theil der Straf, so ich durch meine Sünden verdient hab, möge ausgelöscht werden.« Dieses geredt, stiege er mit angeschlagenen Fuß-Eysen zu Pferd, und an statt, daß er über Berg und Thal, über Stauden und Stiegel hätte sollen durchgehen, eylte er den geraden Weeg der Stadt zu.
Sein Ankunft bekümmerte seine Gemahlin, und Befreundte noch mehr, die ihme mit gantz beweglichen Worten den grossen Schandfleck, den er seinem Hoch-Adelichen Geschlecht wurde anhencken, wann er als ein Maleficant sollte zur Richtstadt hinaus geführt werden, und unter des Henckers-Hand sterben, vor Augen stellten. Baten beynebens eines Bittens, wann er je nicht bedacht wäre, die Flucht zu ergreiffen, (damit er sich vielleicht nicht eben darum schuldig gebe) aufs wenigst die That zu laugnen, und seinen Handel durch das Recht auszuführen; welches so gar schwehr nicht fallen wurde; angesehen seine Ankläger nur Indianer, ein verachtetes schlechtes Volck, die Richter aber meisten Theils ihm günstig wären, und selbst wohl gedulden möchten, wann er sein Verbrechen nur mit einem kleinen Schein der Unschuld könnte beschönen; im übrigen [273] sie auch gern ein Färblein darzu wurden herleyhen, und ihme durchhelffen. Dann, wer ihn überzeugen werde, die Sach seye ja in Geheim geschehen; allein alles umsonst. Pantoja hatte einmahl beschlossen zu sterben, und diesen Fürsatz liesse er ihm so geschwind nimmer aus dem Hertzen reissen; Zweiffels ohne aus innerlichem Antrieb eines guten Geists, der ihn aus solche Weiß wollte in dem Himmel haben, den er etwann sonst nicht wurde finden, wie dann bey andern Uebelthätern mehr geschehen. Er sagte offentlich, und unverhohlen, daß er die stumme Sünd begangen, und klagte die Obrigkeit selbst an, daß sie also saumseelig mit der Sach umgienge: und so lang möchte durch die Finger sehen. Weßwegen die Obrigkeit genöthiget wurde, nach ihme greiffen zu lassen; dessen dann Pantoja gar wohl zufrieden ware, und nur ein Monath lang um Lebens-Frist anhielt, keiner anderer Ursach halber, als sich mit GOtt durch ein ernstliche Buß zu versöhnen, und desto besser zu dem Tod zu bereiten. Welches sein Begehren auch Statt und Platz gefunden.
In die Gefängnuß tratte er ein, wie ein Büssender. Er redete gar wenig mit den Leuten: sein Gespräch war inwendig mit GOtt: brachte die meiste Zeit des Tags zu mit Betten, Ablesung Geistlicher Bücher, und dergleichen gottseeligen Ubungen. Wann aber die Nacht herbey kame, fienge an er mit dem busfertigen David sein Ligerstatt mit Thränen zu waschen; sein zerknirschtes Hertz zu GOtt auszugiessen, und um Verzeyhung zu bitten. Er beichtete zum öfteren seine Sünden, und empfienge das Hochwürdige Sacrament des Altars, so oft es ihm nur gestattet wurde. Seinen Leib casteyete er mit Fasten, und anderen dergleichen Strengheiten; geisselte sich zu mehrmahlen bis auf das Blut; wordurch er sich dermassen ausgemercklet, daß man bey seiner Ausführung schier nur einen lebendigen Schatten noch überig fande.
Entzwischen näherte sich der Tag seines Tods herbey; der ihme dann sonders willkomm war. Ein unzahlbare Menge Volcks lieffe von allen Orten zu, der Ausführung zuzusehen; welche dann in der Wahrheit kläglich war anzuschauen. Ohngefähr um 9. Uhr des Tags kame ein Gerichts-Diener, und deutete ihm an, sein Stündlein hätte geschlagen, und er sich nunmehr zum Sterben müßte verfaßt machen: deme er behertztes Muths zu verstehen gabe, wie daß er bereit wäre. Tratte darauf ohne Verzug, in Begleitung seines Beicht-Vatters, aus dem Dominicaner Orden, und einem anderen Geistlichen herfür. Vor ihm gienge her ein Hauffen mit Lantzen und Streit-Kolben gewaffneter Männer. Diesen folgten etliche Schergen, deren einer an einer langen Stang die Ursach des Tods, auf einer daran hangenden Tafel mit diesen Worten [274] geschrieben truge: Antonius Pantoja, ein Sodomit. Gleich darauf führte man auf einem mit schwartzen Tuch bedeckten Maulthier den armen Maleficanten selbst gleichfalls mit schwartzer Kleydung angethan, samt einem Strick um den Hals. In der Hand hielte er ein Crucifix; welches er mit unverwendten Augen, und solcher Reu-Bezeugung immerzu anschauete, und kußte, daß darüber vilen Zusehern die Zäher aus den Augē schossen. Und zwar noch vil mehr da er bey seinem Haus vorbey ritte, u. seine Frau Gemahlin der zugefügtē Schmach halber inmüthig um Verzeyhung batte.m »Glück zu! rufte er mit weynenden Augen, hertzliebste Gemahlin! ich eile nun, wie ihr sehet, zu dem Tod; den Schandfleck, wormit ich euch, und mein gantzes adeliches Geschlecht beschimpffet habe, wiederum auszulöschen. Verzeyhet mir um der Liebe Christi willen: verzeyhet mir; und erbettet mir von GOtt Stärcke in diesem meinem letzten, und harten Streit.«
Als man aber mit ihm auch bey dem Frauen-Closter angelangt, welches er vor diesem, wie oben gesagt, durch ein Ehrabschneidung ziemlich schwartz gemacht, batte er seinen Führer still zu halten, und auch anderen das Stillschweigen zu gebieten; weilen er allda etwas nothwendiges vorzubringen hätte. Worauf dann ein tieffes Stillschweigen erfolget ist; er aber hat die Umstehende also angeredet: »Alle die (sagte er) welchen meine Schandthaten zu Ohren kommen seynd, sollen wissen, daß derselben Anfang und Ursach geweßt seye die Ehrabschneidung, wormit ich dieses so heilige und keusche Closter verschreyet hab. Welchen Frevel der höchste GOtt, und gerechtiste Richter solcher Gestalt an mir gerochen, daß ich nach Abweichung seines göttlichen, und kräftigen Beystands gleich den anderen Tag darauf in diesen unflätigen Sünden-Koth gefallen, und mich darinn so lang gewältzet, bis mich das Gericht in Verhaft genommen. Spieglet euch an diesem meinem Exempel, und lasset die Keuschheit der GOtt verlobten Jungfrauē mit falscher Nachred ungelästert. Sehet! mit was für einer schändlichen Schmach ich solche Mißhandlung muß büssen.« Nach diesen Worten schwiege er ein Weil still; schrye aber über ein Kurtzes mit lauter Stimm: JEsu stehe mir bey. Fiele auch hierauf mit Zitteren, und Schrecken in eine so starcke Ohnmacht, daß man meinte, er wäre schon todt. Jedoch hat man ihn mit Anstreichung eines kräftigen Balsams bald wieder erquicket, und sein Beicht-Vatter mit eyfrigen Zusprechen ihm ein neuen Muth gemacht. Wie er wieder zu sich selbst kommen, bekennte er mit einem lauten Seuftzer, wie daß er einen erschröcklichen Teufel gesehen, der ihm auf das Frauen-Closter gedeutet, mit Vermelden, es seye nahe darauf gestanden, daß er um der eintzigen Ehrabschneidung [275] ewig wäre verdammt worden. Als ihn nun sein Beicht-Vatter abermahls getröstet, batte er noch etlich mahl gedachte Closter-Frauen um Verzeyhung, und setzte seinen betrübten Weeg nach der Richtstatt fort.
Ausser der Stadt stunde ein von Holtz und Stroh hoch aufgerichter Scheiter-Hauffen; und in Mitte desselben ein höltzener Pfal, woran man den armen Maleficanten, der vor Betrübnuß und Kummer schon halb todt war, mit Stricken anbande: darauf an 4. Orten den Scheiter-Hauffen ansteckte, und ihn also lebendig verbrennte. In welcher schmertzhaften Glut er dannoch weit glückseeliger, als vormahlen in dem sodomitischen Unzucht-Feuer gesessen: weil er die scharffe Züchtigung mit Gedult angenommen; beständiglich bis in sein letztes End in der Bußfertigkeit verharret; mit heller Stimm, und Hertz-brechenden Seuftzern GOtt ohne Unterlaß mit Gnad und Verzeyhung angeruffen; und also zweifels ohne durch diese zwar hart-brennende, aber nur zeitliche Flammen, das höllische und ewige Feuer ausgelöscht hat. Brulius in Historia Peruana l. 9. c. ult.
Also geschiehet es oft aus Verhängnus GOttes, daß der Ehrabschneider in eben die jenige Sünd fallet (oder noch in ein ärgere) mit welcher er seinen Nächsten angeschwärtzt, und verläumdet hat. Mithin wäre Pantoja bey nahe verdammet worden, wann er nicht einen offentlichen Wiederruf gethan hätte: und da hätte sein strenges in der Gefängnuß geführtes Leben, ja der schmertzhafte Tod selbst nichts darfür geholffen. Also nothwendig ist es, daß der gute Nam, den du einem anderen genommen, wieder ergäntzt, und zugestellt werde: da hilft nichts darfür. Darum hüte dich vor Ehrabschneiden.
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