[370] Diese Matron hatte einen sonst ziemlich guten; aber dem hohen Spielen zu viel ergebenen Ehe-Herrn. Das nahmhafte Gut hatte deswegen schon mercklichen Schaden gelitten, nicht ohne billige Betrübnuß und Schmertzen der guten Frauen. Einstens zur Faßnacht-Zeit erwartete sie mit grossem Verlangen bis in die spate Nacht diesen ihren Herrn, nicht ohne Sorg und Kummer, selbiger werde abermahlen bey dem Spielen [370] sich verweilen, und vielleicht nicht wenig verliehren. In solchen schwermüthigen Gedancken wirft sie sich vor einem auf ihren Bett-Stuhl stehenden Crucifix auf die Knie, und verspricht, sie wolle sich dem leidenden Heyland zu Lieb überwinden, und den nach Haus kommenden Herrn ohne eintziges Zeichen eines Unwillens mit freundlichem Angesicht empfangen, solte er auch noch so viel verspielet haben; bittet aber inständig, Christus der HErr wolle ihm gefallen lassen, ihrem Ehe-Herrn die kräftige Gnad zu verleihen, daß selbiger hinfüro das unmässige Spielen lassen wolle. Als endlich bey tiefer Nacht der Herr nach Haus kom men, erzeigte er sich gantz verdrüßlich; machte finstere Gesichter; stampfte mit den Füssen, und gabe hiemit genugsam zu verstehen, daß ihm das Glück abermahl ungünstig gewesen. Die tugendsame Matron, ihres gemachten Fürsatzes ingedenck, lasset in ihrem Angesicht nichts, als Fröhlichkeit verspühren; empfangt ihren Herrn mit aller Höflichkeit, und bittet, er wolle seinen Verdruß fahren lassen: und wann dessen Ursach das unglückliche Spiel seye, wolle sie ihren Geschmuck von Perlen und Edel-Gestein hergeben, damit die gemachte Schuld bald möchte bezahlt, und mithin sein Ehr und Reputation erhalten werden. Diese unverhofte Wohlgewogenheit der Frauen, zuvorderst aber die innerliche Gnad GOttes, haben dem Herrn das Hertz also erweicht, daß er von freyen Stucken vor gedachtem Crucifix nieder gekniet, und GOtt ernstlich versprochen, das übermäßige Spielen hinfüro zu lassen. Welches er auch heiliglich gehalten. Worauf der Geld-Kasten dieser adelichen Haushaltung mercklich zugenommen, und zu vielem Allmosen, und anderen guten Wercken ihnen gedient, und erkleckt hat. Da sehe man, was die gute Manier einer Haus-Frauen vermag. Seyfridt S.J. in Expos. 4ti. Præc. Decal.