Fünf und zwantzigste Begebenheit.

Ein Ehe-Herr wird ewig verdammt, weil er gegen seiner Ehe-Gemahlin einen unversöhnlichen Haß getragen.

[566] Thomas von Bergamo, ein gottseliger Layen-Bruder aus dem Capuciner-Orden, besuchte auf eine Zeit einen Grafen von Vicentza einer Stadt in dem Venetianischen Gebiet gelegen, welcher einen unversöhnlichen Haß gegen seiner Ehe-Frauen truge. Diesen beredte Thomas, daß er wenigist äusserlich seiner Gemahlin, zum Zeichen seines abgelegten Unmuths die Hand bietete; das thate er zwar: Allein in dem Hertzen branne entzwischen der vorige Grimmen und Zorn. Was geschiehet? der Graf ist kurtz darauf in die andere Welt beruffen worden. Da nun der Bruder Thomas für ihn bate, erscheint der Unglückselige, sprechend: Du Diener GOttes! höre auf für mich zu betten, ich bin der Graf, so unlängst gestorben, und nunmehr ewig verdammt; weilen ich die getragene Feindschaft gegen meiner Frauen niemahls aus meinem Hertzen gelegt, derowegen über mich das Urtheil ohne Barmhertzigkeit ergangen. Worauf er verschwunden. Jacobus Schmid S.J. im 3ten Theil des Ehren-Glantzes der gefürsteten Grafschaft Tyrol.

Quelle:
Wenz, Dominicus: Lehrreiches Exempelbuch [...] ein nutzlicher Zeitvertreib als ein Haus- und Les- Buch. Augsburg 1757, S. 566.
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