[705] In Abwesenheit einer gewissen Herrschaft, in einem vornehmen Haus kamen an einem Feyrtag die rußige Häfen, schmutzige Kessel, schwartze Pfannen und rostige Dreyfüß an dem Heimgarten zusammen, und klagten einander die Noth. O liebe Brüder, sagte der Kessel, wie haben wir einen so schweren Dienst, wann jedermann feyret, müssen wir herhalten. Wie kommt es doch ewiglich, daß es heut in unser Kuchel so kalt hergeht, und noch kein Feur auf dem Herd ist. Ich verwundere mich eben selbst auch, sprache der Hafen, das ist mir wohl etwas seltsames, daß ich heut so trocken bin, sonsten füllet man mich in aller Frühe mit Wasser an, siedet Kraut und Fleisch in mir, und muß den gantzen Tag bey dem Feur stehen. Wann ich schon schwitze, fragt man doch wenig darnach. Und ich, sagte die Pfanne, weilen mich gestern das Kuchel-Mensch so schön ausgebutzt, hab ich anderst nicht vermeynt, als man werde heut Küchlen bachen. GOtt lob! daß ich gleichwohl einmahl im Jahr einen Feyrtag hab. Man geht sonst grob genug mit mir um, und wann ich mein Bestes gethan, viele Stund ob dem Feur gestanden, Rauch und Dampf verschluckt, da kommt man erst bey dem Abspühlen mit einem gestumpeten Besen und Reib-Eisen über mich, reibt und rüblet mich so lang und grob, bis mir die Haut abgeht. Darum sihe ich so dünn, mager und dürr aus. Was wolt ihr klagen, sprach der Dreyfuß: Ich weiß von bösen Tägen zu erzählen. Euch nimmt man nur zu Zeiten her: ich muß alle Tag daran. Man stellt mich hinein mitten ins Feur, stoßt mich mit Scheitteren und Schier-Hacken hin und her, von einer Seiten zur anderen. Und wann ich schon gantz glüend bin, schont man mir doch nicht. Ich muß gerad nur euer Narr seyn; Kessel, Pfannen, und Häfen (wie es der Köchin in Kopf kommt) setzt sie auf mich, und wann ich nur ein wenig da stehe, schilt und flucht sie noch darzu über mich; und wann alles aus ist, wirft man mich, wie einen Hund in einen Winckel, und sihet mich nicht mehr an, bis man mich wiederum braucht. Ich diene allbereit über die 12. Jahr in diesem Haus, und wann ich nicht drey Füß hätte, konnte ich es in die Länge nicht mehr ausstehen. Ich werd je länger je schwächer, und gehe halt auch in das alte Eisen. Aber sagt her, wo ist [705] unser Herrschaft? wo die Diener, Köchin und Magd, daß so gar niemand zu Haus ist; so viel ich hab hören mummlen, antwortete der Hafen, so seynd sie bey einer Martins-Ganß, u. werden vor Mitternacht nicht heim kommen. Das wär gut für uns, versetzte der Dreyfuß hinwieder, so hätten wir heut gut leben; wer weiß, wann es wiederum geschiehet? Gehen sie zur Martins-Ganß, so gehen wir zum Tantz. Kommt, laßt uns lustig seyn, und miteinander ein Täntzlein thun: doch mit dem Geding, daß, so bald sich die Haus-Thür nur reget, gleich ein jeder maussel-still an sein Orth sich wiederum begebe. Die übrige rußige Gesellen liessen ihnen den Vorschlag gefallen, allein der Spilmann gieng noch ab. Hierzu erbotte sich der Schierhacken, nahme das Reib-Eisen an statt des Geigen-Bogens her, und machte eins auf. Alsobald gienge der Tantz an; und weilen sie die Stuben offen fanden, hupften sie mit einander hinein, und sprangen lustig im Kreiß herum. Es stunde aber oben auf einem Gestell ein schönes, aus bester Erden glaßiertes Schnee-weisses Schälelein. Das ware den anderen gewaltig verdächtig, es möchte etwann sie verrathen, und ihnen bey der Herrschaft böse Händel machen. Damit sie derohalben sicher wären, laden sie selbiges gleichfals zum Tantz ein. Das Schälelein machte Anfangs ein trutziges Gesicht, und sprach: was? ihr grobe Rilpen! meint ihr, ich werde mich an euch reiben? Ja wohl nicht: ihr seyd nicht meines gleichen. Der kupferne Kessel antwortete hierauf, und sagte: nicht so stoltz, Jungfer Schälelein! ich bin so wohl rund, als ihr, wann ich schon nicht so schön bin. Ihr seyd nur aus Leim gemacht; und also müßt ihr es für ein Ehr halten, wann euch kupferne, messene, und eisene Geschirr neben sich hinkommen lassen. Ihr meint, ihr seyd besser, als wir: weil man euch auf den Händen tragt, und auf den Herren-Tisch stellet. Herren Gunst, und Nägelein-Wein riechen über Nacht aus. Man achtet aber euer eine Zeit her auch nicht so gar vielmehr. Der Staub, so Finger-dick auf euch ligt, macht, daß ich schier wetten wolt, man habe euch ein gantzes Jahr nicht mehr angesehen. Es ist nicht ohne, sprach das Schälelein, wie du sagst: allein ich möchte darum mit euch nicht tantzen: ihr springt mir gar zu grob; ich bin schwach und zart: wie bald möchte ich einen Stoß bekommen? wann es euch nur um das zu thun ist, antwortete die Pfanne dargegen, so ist der Sach bald geholffen. Wir wissen mit adelichen Personen schon eine Manier zu brauchen. Könnt ihr doch allein tantzen: oder wir wollen euch den Vortantz thun lassen, wie es euch gefällt. Verschmähet uns nur nicht; wir gehören ja alle ins Haus. Fein geschwind: was besinnt ihr euch lang? haltet mit, wer weißt, wann wir wieder also zusammen kommen. Das Schälelein wolte noch nicht recht ja sagen. Weilen aber alle andere mit gleicher Bitt anhielten, ließ es sich endlich überreden: stiege herunter; [706] tantzte eins allein: und weil es mittler weil lustig wurde, mischte es sich hernach auch unter die rußige Bursch hinein, und wagte ein und den anderen Gang im Kreis herum: gehling aber und unvermerckter Sachen, sprange der tolpete Dreyfuß auf das arme Schälelein hinauf und brache es mitten entzwey. Wie die Herrschaft nach Haus kommen, fande sie die Trümmer auf der Erden. Da war Jammer und Noth: und da man fragte, wer es gethan hätte? wolte niemand was darum wissen. Die Thäter hatten sich schon wiederum in ihre Winckel begeben, und war niemand unschuldiger, als sie. Rauscher S.J. Dominicale 2. Conc. 1. post Dom. 6. Epiphan.
Also gehet es, wann man sich unter böse Gesellschaft mischt. O wie manche unschuldige Seel ist schon verführt worden! darum, wer sicher darein gehen will, der fliehe solche Gesellschaft, und halte gäntzlich darfür, daß nichts gewissers seye, als was das gemeine Sprüchwort sagt: wer sich unter die Kleyen mischet, den fressen die (mit Gunst zu melden) Säu.