|
1727.
Die Glieder Jesu freun sich sehr,
Doch ohne viel Geräusche;
Sie kennen Jesum selbst nicht mehr
Nach Augenschein und Fleische;
Sie denken wenig oder nichts
An Väter und Regierer;
Das Ebenbild des ewgen Lichts
Ist Vater und ist Führer.
Da sucht und find't man keinen Rath
Bey ledigem Geschwätze;
Auch macht man nicht gewissen Staat
Auf Väterliche Sätze.
So jukken uns die Ohren nicht
Nach blossen Redner-Stimmen;
Das Wort, das aufgestekte Licht
Macht manchen Tocht entglimmen.
[160]
So wird der Weg zur Seligkeit
Im Geiste ausposaunet;
Der eine wird durchs Wort erfreut,
Der andre steht erstaunet;
Der dritte faßt es ins Gehirn,
Der vierte wird gebeuget,
Der fünfte reibet sich die Stirn,
Der sechste wird gezeuget.
Doch denken wir in Wahrheit nicht,
Gott sey bey uns alleine.
Wir sehen, wie so manches Licht
Auch andrer Orten scheine;
Da pflegen wir dann froh zu seyn,
Und uns nicht sehr zu sperren,
Wir haben all' Ein Erb-Verein,
Und dienen Einem Herren.
Herr Jesu! Deines Herzens Gluht,
Die für den Vater eifert,
Worüber Satan grimmig thut,
Und seine Secte geifert,
Die hat uns Brüder lange schon
Zu Einem Geist vereinigt,
Und unsre Liebe hat der Sohn
Der Liebe wohl gereinigt.
Du guter Heiland bind uns doch
Je mehr und mehr zusammen;
O spann uns an ein gleiches Joch,
Entzünde gleiche Flammen;
Erneure auch von Zeit zu Zeit
Den Eid bey Deinen Fahnen,
Und mehr die Lieb insonderheit
Durch herzliches Ermahnen.
1 An Mariä Heimsuchung.
Buchempfehlung
Das 1900 entstandene Schauspiel zeichnet das Leben der drei Schwestern Olga, Mascha und Irina nach, die nach dem Tode des Vaters gemeinsam mit ihrem Bruder Andrej in der russischen Provinz leben. Natascha, die Frau Andrejs, drängt die Schwestern nach und nach aus dem eigenen Hause.
64 Seiten, 4.80 Euro