Achter Auftritt.

[80] MATTEO fährt mit gezucktem Dolch, in großen Sätzen, gegen die Laube.

Wozu rufst du Kerl?

ABELLINO indem er ihn niedersticht.

Zum Tode!

MATTEO taumelt neben der Laube zu Boden.

Ei, Verruchter!

ROSAMUNDE auf die Rasenbank gesunken, mit matter Stimme.

Hilfe! Hilfe!

MATTEO sterbend.

Abellino! – falscher Satan ...

ABELLINO.

Spießgesell der Pestilenz,

Fluchst du Abellino noch?

Nun, der Fluch des Teufels gilt fast

Einem Gottessegen gleich.


Zu seinem Dolch, indem er ihn betrachtet und verbirgt.


Blut'ger Stahl, du bist geheiligt!


Seine Blicke fallen auf Matteo und Rosamunde.


Welch ein Anblick! Wunderbar!

Dort der Menschheit Schlamm und Hefe,

Hier die reinste ihrer Blüten!

Wie? die Beiden Eines Stammes

Vom Geschlecht der Sterblichen?

O fürwahr, nicht halb so weit

Liegen, wie es Manchem dünket,[81]

Höll und Himmel auseinander;

Ihre Grenzen stoßen hart

In der Menschenbrust zusammen.


Er blickt schweigend auf die Ohnmächtige nieder, kniet und spricht halblaut.


Rosamunde! – Rosamunde!

Schönes Ebenbild des Todes,

Lächle neu das Leben an.

Ach, daß du mich Mörder nanntest!

Daß du mich so schwer verkanntest,

Mich, der, Heilige, für dich

Tausend Tode sterben kann! – –

Still! – sie regt sich! – sie erwacht!

Und das Rosenlicht des Lebens

Fließt um ihre Wangen wieder. –

Nun, ade, du Auserwählte!

Mein, für Zeit und Ewigkeit,

Mein bleibst du! In dieser Stunde

Hab' ich dich zur Braut geweiht!

Nobili und Fürsten buhlen

Wohl um diese schöne Hand,

Und dies stolze, edle Herz – –

Was sie Alle nicht erringen,

Soll sich der Bandit erzwingen.

ROSAMUNDE von Ohnmacht genesend.

Iduella! – Iduella!


Sie starrt mit Grausen den Knieenden an.


Ha, du noch? – Entsetzlicher!

ABELLINO ehrfurchtvoll.

Abellino's treue Faust

Hat dem Abgrund Euch entrissen.[82]

ROSAMUNDE mit abgewandtem Gesicht auf den Leichnam deutend.

Meuchelmörder, – Meuchelmörder!

ABELLINO.

Edle Frau, ich habe da

Einen garst'gen Wurm zertreten,

Der ins Herz der reinsten Rose

Sich des Gifts entleeren wollte.

O Signora ...

ROSAMUNDE.

Fleuch von hinnen!

ABELLINO ihre Hand ergreifend.

Blickt mit Gnaden auf mich nieder

ROSAMUNDE indem sie aufspringt.

Bösewicht!

ABELLINO ihre Hand küssend.

Lebt wohl! Lebt wohl!

ROSAMUNDE die Hand befreiend.

Ungeheuer, tödte mich; –

Nur besudle nicht der Pesthauch

Deines Mundes meinen Leib!

Laß mich fahren! – Hilfe! Hilfe!

ABELLINO springt auf, und indem er schnell umherschaut.

Lebet wohl, wir sehn uns wieder!


Entflieht in den Hintergrund.


ROSAMUNDE flüchtet nach einer andern Seite.

Quelle:
Heinrich Zschokke: Gesammelte Schriften. Band 15, Aarau 1865, S. 80-83.
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