Bekrönung

[661] Bekrönung, bekrönendes Bauglied, charakterisiert sich im allgemeinen durch eine Form, die aufrechtgestellt und unbelastet erscheint.

Die Urform der Bekrönung dürfte die aus Blättern oder Vogelfedern gebildete Krone der wilden Völker gewesen sein. Das architektonische Symbol der Bekrönung scheint einen ähnlichen Ursprung und aus nebeneinander gestellten Blättern bestanden zu haben, die unbelastet erschienen. Daraus entstanden zwei Hauptformen: 1. die Hohlkehle, bei der sich die Glieder nebeneinanderreihen und nur die Spitzen derselben leicht nach abwärts gebogen sind (vgl. die Figur); diese Form kommt namentlich in Aegypten und Assyrien vor; 2. der Karnies, entsteht, wenn die aneinander gereihten Glieder nicht nur die Spitzen leicht nach abwärts neigen, sondern wenn auch der untere Teil derselben ein wenig ausgebaucht erscheint. Die Form des Karnieses erhielt bei den meisten griechischen Tempeln die Wasserrinne (sima), die dann zugleich als oberste Bekrönung aufzufassen ist. Die Renaissancezeit wandte den Karnies noch häufiger und in demselben Sinne an. Die Ornamentierung des Karnieses besitzt in allen Stilarten zumeist Blattform, die, um als passendes Symbol der Bekrönung zu dienen, aufrechtgestellt ist. Außerdem ist in der antiken Kunst die Palmette die beliebteste Form einer Bekrönung. Sie findet sich am griechischen Tempeldache als Stirn- und Firstziegel, als Akroterie (s.d.) und bei Grabstelen als obere freie Endigung derselben. Firstkrönungen sind fast in allen Stilarten gebräuchlich, namentlich aber in der Gotik, wo sie ebenfalls durch aufrechtgestellte Pflanzenformen charakterisiert werden. Einzelne Bauteile können ferner auch gekrönt werden durch die Form des Kreuzes, eine Kreuzblume, einen Pinienzapfen, eine Vase, eine Wetterfahne und ähnliche Formen. Die Bekrönung größerer Gebäudeteile erfolgt am häufigsten durch einen Giebel oder einen Attikaaufsatz.

Bekrönung
Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 661.
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