Holzimitation

[116] Holzimitation. Das hierzu geeignetste Material ist schwache, feste Pappe, die mit einem zähen Papier überzogen sein muß; man gibt demselben durch Beizfarben (Holzbeizen) ein holzähnliches Aussehen.

Mit Hilfe dieser Beizfarben, die unter der Bezeichnung Ebenholz-, Nußbaumholz-, Eichenholz-, Mahagoniholzbeize im Handel sind, lassen sich Holzfärbungen vom tiefsten Schwarzbraun bis zum hellsten Gelbbraun erzeugen. Zur Herstellung der Imitationen sind eine in Messing oder Stahl tief gravierte Platte und eine Matrize aus harter Pappe erforderlich. Ausgeführt werden solche Drucke am vorteilhaftesten mittels einer stark gebauten Kniehebelpresse. Nachdem die überzogene Pappe mittels eines weichen Haarpinsels die gewünschte Färbung erhalten hat und gut trocken ist, wird die Prägung mit heißer Presse erst leicht, dann kräftig ausgeführt. Zeigen sich in den hochliegenden Partien der Prägung helle Stellen in der Färbung, so ist ein Nachfärben und ein leichtes Nachprägen erforderlich. Um der Färbung die nötige Haltbarkeit zu geben, werden die Prägungen vielfach mit seinem Dammarlack überzogen; doch geht dadurch der holzähnliche Charakter teilweise verloren. Um diesen zu erhalten, sollte an die Stelle des Lackes Wachsüberzug treten. Man löse reines weißes Scheibenwachs in Terpentin auf und laue diese Flüssigkeit in gelinder Ofenwärme so weit eintrocknen, bis sie breiartige Konsistenz angenommen hat. Die Prozedur ist aber feuergefährlich, da sich Terpentinöl sehr leicht, mehr noch in Verbindung mit Wachs entzündet; daher darf diese Auflösung niemals in Arbeitsräumen vorgenommen werden. Erhitzen im Wasserbade ist vorzuziehen. Ist die Wachslösung vollständig erkaltet, so werden die gefärbten Prägungen unter Zuhilfenahme eines weichen Lappens mit derselben eingerieben und mehrere Tage zum Trocknen ausgelegt. Die getrockneten Prägungen sind mittels weicher Bürste leicht und schnell abzubürsten, wodurch ein schöner und solider Glanz erzielt wird. Bei dieser Manipulation lege man die Prägungen auf die Matrize, weil hierdurch die hochliegenden Partien mehr von der Bürste berührt werden als die tiefliegenden und erstere somit glänzender erscheinen als letztere.

Quelle:
Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 5 Stuttgart, Leipzig 1907., S. 116.
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