[321] Gewindeschneidwerkzeuge. Um Muttergewinde in Arbeitsstücke mit Hilfe von Bohrmaschinen, die für Rechts- und Linkslauf der Spindel eingerichtet sind, zu schneiden, verwendet man die Gewindeschneidvorrichtung Fig. 1.
Sie wird mit dem konischen Schaft in die Spindel der Bohrmaschine eingesetzt. Die untere Hülse ist durch eine Zahnkupplung mit dem Konus verbunden; eine Sender hält die Kupplungsteile im Eingriff. Findet der Bohrer einen zu großen Widerstand, setzt er sich beispielsweise auf den Grund des Bohrlochs auf, so löst sich die Kupplung selbsttätig aus, und der Bohrer steht trotz der Weiterdrehung der Bohrmaschinenspindel still. Das Herausdrehen des Bohrers erfolgt durch Wechsel der Drehrichtung der Spindel. Die Vorrichtung wird auch unter Verwendung entsprechender Futter zum schnellen Einsetzen von Stiften und Bolzen in die geschnittenen Gewinde verwendet. Für Bohrmaschinen, die einen Rückwärtslauf der Spindel nicht gestatten, verwendet man die Gewindeschneidvorrichtung nach Fig. 2, die gleichfalls mit ihrem konischen Schaft in die Spindel der Bohrmaschine eingesetzt wird. In dem Gehäuse ist eine Räderübersetzung mit doppelseitiger Kupplung angeordnet, durch die man dem Gewindebohrer während der Drehung der Bohrspindel eine dieser gleiche oder die entgegengesetzte Bewegung mitteilt. Ein in das Gehäuse eingeschraubter Haltestift, der sich gegen das Maschinengestell legt, verhindert die Mitdrehung des Gehäuses. Die gewünschte Schnittiefe wird durch einen verstellbaren Anschlag eingestellt, der die Abwärtsbewegung begrenzt. Die Ausrückung nach erreichter Schnittiefe ist selbsttätig; die Rückwärtsbewegung wird durch Heben der Bohrspindel eingerückt. Um ein Abbrechen des Gewindebohrers bei zu starkem Widerstand zu vermeiden, ist eine Reibungskupplung in die Vorrichtung eingebaut, deren Reibungswiderstand der jeweiligen Bohrergröße entsprechend einstellbar ist. Um ein Wechseln der Werkzeuge ohne Zeitverlust zu ermöglichen, kann die Vorrichtung, wie Fig. 2 zeigt, mit einem Schnellwechselbohrfutter versehen werden.
Von Gewindeschneidkluppen (s. Bd. 4, S. 495) zeigt Fig. 3 (Th. Westphal, Cöln) eine Patronenschneidkluppe, deren wichtigster Bestandteil die Gewindeschneidpatrone (Fig. 4)[321] ist, die (ähnlich wie die Gewindebohrer) mit unterbrochenen Gewindegängen und mit Schneidkanten versehen ist. Sie haben den Vorteil, daß sie sich leicht nachschleifen und nachstellen lassen. Die Patrone wird in einen eventuell mit einer Führung versehenen federnden Spannring (Fig. 5) eingesetzt. Die Patronen werden (Fig. 4) mit konischem Anschnitt und (Fig. 5) für scharfen Ausschnitt des Gewindes bis an einen Ansatz herausgeführt.
Zum Schneiden von schwach konischem Gasgewinde auf Röhren und Armaturen zum Zweck durchaus fester Verschraubung dient die Gasgewindeschneidkluppe System Beaver, Fig. 6 (Alfred H. Schütte, Köln-Deutz). Bei den gewöhnlichen Schneidkluppen kann konisches Gewinde nur durch entsprechende breite konische Backen geschnitten werden, die einen erheblichen Kraftaufwand bedingen. Bei der Schneidkluppe Fig. 6 sind schmale Backen verwendet. Die Hülse für die Zentrierbuchsen trägt ein Leitgewinde, auf dem sich das Kluppengehäuse beim Arbeiten weiterschraubt. Der Schneidbackenhalter wird in zwei schrägen Nuten geführt, wodurch die Schneidbacken, der Schräge der Führungsnuten entsprechend, zurückweichen und so ein konisches Gewinde schneiden. Infolge der Verwendung der schmalen Schneidbacken ist zum Schneiden des Gewindes nur geringer Kraftaufwand notwendig, so daß es in einem Schnitt fertiggestellt werden kann. A. Widmaier.
Lueger-1904: Gewindeschneidwerkzeuge [1]
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